Aids in Afrika

Fakten, Zahlen und Hintergrundinformationen zur Pandemie

Vor zwei Jahrzehnten schienen HIV und Aids unaufhaltsam – heute bekommen 76 Prozent aller mit dem Virus lebenden Menschen lebensrettende HIV-Medikamente. In den afrikanischen Ländern südliche der Sahara, in denen 65 Prozent aller Infizierten leben, gibt es enorme Fortschritte. Dennoch stirbt immer noch jede Minute weltweit ein Mensch an den Folgen der Virus-Infektion, in Subsahara-Afrika wachsen Millionen Aids-Waisen mit auf, die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Armutskrankheit sind verheerend. Auswirkungen der Corona-Pandemie hemmen weiter die Fortschritte: Die Mittel, die aus internationalen und nationalen Quellen in die HIV-Prävention und -Versorgung fließen, sind 2022 auf das Niveau von 2013 gesunken.

Kampf gegen Aids durch Aufklärung: Zeichnung eines Schülers an der SOS-Schule in Bakoteh in Gambia

Aids in Afrika: Das sagen die Zahlen

Weltweit leben etwa 39 Millionen Menschen mit HIV, davon sind 1,5 Millionen Kinder. Rund und mehr als die Hälfte (53 Prozent) sind Mädchen und Frauen. 1,3 Millionen Menschen haben sich im Jahr 2022 neu infiziert. Etwa jede zehnte Neuinfektion betrifft Kinder unter 15 Jahren, 46 Prozent der Neuninfizierten weltweit sind Frauen oder Mädchen. Dank einer verbesserten medizinischen Versorgung konnte die Sterberate in vielen Ländern erheblich reduziert werden. Dennoch starben im Jahr 2022 immer noch mehr als eine halbe Million Menschen (630.000) an den Folgen von Aids, 84.000 davon waren Kindern. Und noch immer bekommen 9,2 Millionen Menschen mit HIV keine HIV-Medikamente, darunter 660.000 Kinder.

Die am stärksten von HIV und Aids betroffenen Region der Welt sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara:

  • Zwar sind gerade in den afrikanischen Ländern die Fortschritte im Kampf gegen HIV und Aids enorm – dennoch leben immer noch 65 Prozent aller weltweit Infizierten in Subsahara-Afrika: 25,6 Millionen Menschen.
  • 660.000 Menschen haben sich dort 2022 mit HIV infiziert, etwas weniger als 2021.
  • Rund 75 Prozent der weltweit infizierten Kinder leben in den Ländern südlich der Sahara und 82 Prozent der Kinder, die an den Folgen der Infektion 2022 starben.

 

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Aktuelle Trends

  • Rückgang der Zahlen: In den vergangenen Jahrzehnten wurden erhebliche Fortschritte gemacht. Seit dem Höhepunkt der Epidemie 1995 wurde die Zahl der Neuinfektionen um 59 Prozent reduziert. Global ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen seit 2010 immerhin um 38 Prozent gesunken, die der aidsbedingten Todesfälle um 51 Prozent.
  • Fortschritte in Subsahara-Afrika: Gerade auch im Brennpunkt Subsahara-Afrika gingen und gehen die Ansteckungs- und Todeszahlen insgesamt weiter zurück. So haben im Jahr 2022 die Länder Botswana, Eswatini, Ruanda Tansania und Simbabwe ihre 95-95-95-Ziele bereits erreicht: Das heißt, 95 Prozent aller HIV-Infizierten wissen über ihre Infektion Bescheid wissen, sind also diagnostiziert. 95 Prozent aller Diagnostizierten haben Zugang zu HIV-Medikamenten haben und bei 95 Prozent der Behandelten ist kein Virus mehr nachweisbar. Die Fortschritte haben sich jedoch verlangsamt.
  • Anstieg in Osteuropa: In anderen Erdteilen geht der Trend insgesamt in eine andere Richtung: Vor allem in Osteuropa und Zentralasien, aber auch im Mittleren Osten und in Nordafrika stieg die Zahl der jährlichen HIV-Infektionen weiter an.
  • HIV und Covid-19: Lockdowns und andere Einschränkungen haben in vielen Ländern Afrikas dazu geführt, dass während der Pandemie weniger HIV-Prävention durchgeführt wurde. Es wurden weniger HIV-Tests gemacht, weniger Menschen hatten Zugang zu AIDS-Behandlungen und es gab weniger Tuberkulose-Therapien, was auch deswegen wichtig ist, weil Tuberkulose eine der häufigsten Todesursachen für HIV-Infizierte ist. Während der Pandemie besuchten besonders Mädchen weniger die Schule, auch das führt zu einem Anstieg an HIV-Infektionen.

Aids in Afrika: Krankheit der jungen Frauen

Weltweit infizieren sich jede Woche 4000 heranwachsende Mädchen und junge Frauen mit HIV – 3100 davon in Subsahara-Afrika. Mädchen und junge Frauen stecken sich mehr als dreimal so häufig an wie ihre männlichen Altersgenossen. Armut, Gewalt, Diskriminierung, Stigmatisierung und mangelnder Zugang zu Bildung verschlechtern die Chancen auf eine selbstbestimmte Sexualität und erhöhen so das Risiko einer HIV-Infektion.

Besonderen Risiken sind auch die sogenannten Schlüsselgruppen ausgesetzt: Männer, die mit Männern Sex haben, Sexarbeiterinnen, trans*Frauen und Menschen, die Drogen injizieren.

Aids-Waisen in Afrika

Die Mutter starb an Aids, nun kümmert sich die Großmutter um die verwaiste Enkeltochter: Die Familienhilfe der SOS-Kinderdörfer in Bangui, Zentralafrika, bietet Unterstützung - Foto: Sylvain Cherkaoui

720.000 Aids-Waisen leben in Südafrika, in Tansania sind es 890.000, in Sambia 580.000 Kinder - sie alle haben einen oder beide Elternteile durch die Immunschwächekrankheit verloren. Insgesamt leben etwa 10,3 Millionen Aids-Waisen in den Ländern südlich der Sahara – weltweit sind es 13,9 Millionen.

In einigen Landstrichen des südostafrikanischen Landes Malawi hat die tückische Krankheit jedem zweiten Erwachsenen das Leben genommen und unzählige Kinder zu Waisen gemacht. Viele von ihnen haben ihre Eltern gepflegt und mussten sich gleichzeitig um ihre jüngeren Geschwister und den Lebensunterhalt für die Familie kümmern. Werden die Waisen nach dem Tod ihrer Eltern nicht von Verwandten aufgenommen, sind sie ganz auf sich allein gestellt. Viele von ihnen landen dann auf der Straße ohne Hoffnung auf eine Zukunft.

Armuts-Krankheit Aids: Ursachen

Extreme Armut ist nicht nur die Folge, sondern auch Hauptursache für die hohe HIV-Infektionsraten in vielen Ländern Afrikas südlich der Sahara.

  • Etwa die Hälfte der Menschen weltweit, die unter extremer Armut leiden, lebt in den Ländern südlich der Sahara. Das knappe Geld reicht oft nicht, um sich durch Kondome vor Ansteckung zu schützen, geschweige denn für einen HIV-Test oder gar eine antiretrovirale Therapie.
  • Unzureichende medizinische Versorgung: Zwar erhalten auch in Afrika immer mehr Menschen Zugang zu Aids-Tests, AIDS-Behandlung mit Medikamenten. So lassen sich z.B. Babys vor Mutter-Kind-Übertragung schützen. Doch die Versorgung der Menschen schwankt noch heute stark. Entscheidend im Kampf gegen HIV sind, so zeigt UNAIDS in seinem aktuellen Bericht, der politische Wille und die finanziellen Mittel.
  • Mangelnde Prävention und Aufklärung: Noch heute ist das Wissen über den HI-Virus in großen Teilen der Bevölkerung unzureichend. Aufklärung wird nicht zuletzt dadurch erschwert, dass ein Großteil der Menschen unzureichenden Zugang zu Bildung haben.
  • Tabu und Stigmatisierung: Aids gilt in vielen afrikanischen Ländern als Tabu. HIV-Infizierte werden stigmatisiert und von der Gesellschaft ausgestoßen. Viele halten daher ihre Krankheit geheim - auch vor ihren Sexualpartnern.
  • Diskriminierung und Kriminalisierung: Gleichgeschlechtliche Beziehungen, Sexarbeit und Drogenkonsum sind in vielen Ländern stigmatisiert oder sogar kriminalisiert. Homosexuelle Männer, Sexarbeiter:innen und Drogenkonsumenten werden so ausgegrenzt und erhalten oft keinen Zugang zu Präventionsangeboten oder Therapie.

 

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UN-Ziele: Aids besiegen – bis 2030

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung: die Agenda 2030 der Weltgemeinschaft
Quelle: Die Bundesregierung

Bis 2030 will die Weltgemeinschaft Aids besiegen. Und das ist das immer noch möglich, wie UNAIDS, die Aids-Organisation der Vereinten Nationen, im aktuellen Bericht "The Path that Ends AIDS" deutlich macht. Länder wie Botswana, Eswatini, Ruanda, Tansania und Simbabwe haben die 95er-Ziele erreicht, weltweit sind 16 weitere Länder, davon acht in Subsahara-Afrika, nah dran, diese Ziele zu erreichen. Die größten Fortschritte, wurden in jenen Ländern erreicht, in die am meisten Geld investiert wurde. Noch immer gibt es viele HIV-Infektionen, die man unter anderem mit Investitionen in Prävention und in die Stärkung der Schlüsselgruppen und Gesundheitssysteme vermeiden könnte:

Die Mittel, die in HIV-Prävention und -Versorgung fließen, sind aber 2022 gesunken – auf 20,8 Milliarden Dollar, das Niveau von 2013. Deswegen fordert UNAIDS mehr Mittel: 29,3 Milliarden Dollar im Jahr 2025. UNAIDS-Chefin Winnie Byanyima ermutigt die politisch Verantwortlichen: "Sie könnten künftigen Generationen als diejenigen in Erinnerung bleiben, die der tödlichsten Pandemie der Welt Einhalt geboten haben."

Zu Zwischenzielen der Weltgemeinschaft bis 2025 gehören:

Zugang zu Gesundheitsangeboten: die „95er“-Ziele

  • 95 % der Menschen mit einer HIV-Diagnose sollen HIV-Medikamente erhalten.
  • Bei 95 % der Menschen, die HIV-Medikamente nehmen, soll die Virusvermehrung erfolgreich unterdrückt sein.
  • 95 % aller Schwangeren mit HIV sollen Zugang zu Maßnahmen haben, die eine Übertragung auf ihre Babys verhindern.
  • 95 % aller Frauen sollen Zugang zu HIV-bezogenen Angeboten sowie zu Angeboten der sexuellen und reproduktiven Gesundheit haben.
  • 95 % der Menschen aus den Schlüsselgruppen sollen Methoden der sogenannten kombinierten Prävention nutzen wie zum Beispiel Kondome, Femidome, HIV-Prophylaxe, sterile Spritzen und andere Maßnahmen zum Schutz bei Drogenkonsum.

Befähigendes Umfeld: Die „10er“-Ziele

  • In weniger als 10 % der Länder soll es besondere strafrechtliche Bestimmungen oder Regeln gegen die Schlüsselgruppen der HIV-Prävention geben.
  • Weniger als 10 % der Menschen aus diesen Schlüsselgruppen sollen Stigmatisierung und Diskriminierung erleben.
  • Weniger als 10 % der Menschen aus den Schlüsselgruppen sollen geschlechtsbasierte Ungleichheit und Gewalt erleben.


SOS-Kinderdörfer im Kampf gegen Aids in Afrika

Trotz der bisherigen Erfolge ist der Kampf gegen HIV/Aids auf dem afrikanischen Kontinent noch längst nicht gewonnen. Unzählige Menschen, ein Großteil davon Kinder und Eltern, brauchen auch weiterhin Hilfe. Die SOS-Kinderdörfer geben Aids-Waisen ein Zuhause und stärken Familien, die durch die Krankheit in Not geraten sind.

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