Afrika südlich der Sahara ist Brennpunkt der Aids-Pandemie. Mehr als zwei Drittel aller HIV-Infizierten weltweit sind Afrikaner:innen, alleine im Jahr 2021 kostete die Krankheit fast einer halben Million Menschen in Afrika das Leben.
Millionen Aids-Waisen wachsen mit ungewisser Zukunft auf, die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Armutskrankheit sind verheerend. Trotz großer Fortschritte bei der Prävention und der Behandlung ist der Kampf gegen Aids noch lange nicht gewonnen.
Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie droht in Teilen Afrikas ein erneuter Anstieg der HIV-Infektionen und Aids-bedingten Todesfälle.
Kampf gegen Aids durch Aufklärung: Zeichnung eines Schülers an der SOS-Schule in Bakoteh in Gambia
Aids in Afrika: Das sagen die Zahlen
Weltweit sind etwa 38,4 Millionen mit HIV infiziert, davon 1,7 Millionen Kinder. Rund 1,5 Millionen Menschen haben sich im Jahr 2021 neu infiziert, darunter waren mehr als die Hälfte Frauen und etwa jeder Zehnte war ein Kind unter 15 Jahren. Dank einer verbesserten medizinischen Versorgung konnte die Sterberate in vielen Ländern erheblich reduziert werden, trotzdem bekommen immer noch ein Viertel der infizierten Menschen weltweit keine antiretrovirale Therapie - die medikamentöse Behandlungsstrategie bei HIV-Patienten.
Die am stärksten von HIV und Aids betroffenen Region der Welt sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara:
- 25,6 Millionen HIV-Infizierte leben in Subsahara-Afrika.
- 860.000 Menschen haben sich dort 2021 mit HIV infiziert.
- Etwa 88 Prozent der HIV-infizierten Kinder und Heranwachsenden leben in Afrika südlich der Sahara und schätzungsweise 132.000 Kinder unter 15 haben sich dort 2021 neu angesteckt..
- Zu den am stärksten betroffenen Ländern gehört Südafrika: 7,5 Millionen Infizierte leben dort, nach Regierungsangaben trägt von den 15- bis 49-Jährigen jeder 5. das Virus in sich.
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Aids in Afrika: Krankheit der jungen Frauen
Heranwachsende Mädchen und junge Frauen machen in Subsahara-Afrika zwar nur 10 Prozent der Bevölkerung aus, trotzdem werden 25 Prozent aller Neuinfektionen unter ihnen festgestellt. Im Alter von 15 bis 19 Jahren sind sogar sechs von sieben HIV-Neuninfizierten Mädchen. Frauen und Mädchen zwischen 15 und 24 Jahren stecken sich doppelt so häufig an wie ihre männlichen Altersgenossen.
Besondere Risiken haben auch die sogenannten Schlüsselgruppen: Männer, die mit Männern Sex haben, Sexarbeiterinnen, trans*Frauen und Menschen, die Drogen injizieren.
Aids-Waisen in Afrika
Die Mutter starb an Aids, nun kümmert sich die Großmutter um die verwaiste Enkeltochter: Die Familienhilfe der SOS-Kinderdörfer in Bangui, Zentralafrika, bietet Unterstützung - Foto: Sylvain Cherkaoui
960.000 Aids-Waisen leben in Südafrika, in Tansania sind es 1,04 Millionen, in Sambia 620.000 Kinder - sie alle haben einen oder beide Elternteile durch die Immunschwächekrankheit verloren. Insgesamt leben fast 11,2 Millionen Aids-Waisen in den Ländern südlich der Sahara – weltweit sind es 14,9 Millionen.
In einigen Landstrichen des südostafrikanischen Landes Malawi hat die tückische Krankheit jedem zweiten Erwachsenen das Leben genommen und unzählige Kinder zu Waisen gemacht. Viele von ihnen haben ihre Eltern gepflegt und mussten sich gleichzeitig um ihre jüngeren Geschwister und den Lebensunterhalt für die Familie kümmern. Werden die Waisen nach dem Tod ihrer Eltern nicht von Verwandten aufgenommen, sind sie ganz auf sich allein gestellt. Viele von ihnen landen dann auf der Straße ohne Hoffnung auf eine Zukunft.
Hier finden Sie weitere Fakten zum Thema Kinder und Aids.
Aids in Afrika: Ursachen für die starke Ausbreitung des HI-Virus
Die Gründe für die starke Ausbreitung von Aids im Afrika südlich der Sahara sind vielfältig. Zu den am häufigsten genannten Ursachen zählen:
- Armut: Etwa die Hälfte der Menschen weltweit, die unter extremer Armut leiden, lebt in den Ländern südlich der Sahara. Das knappe Geld reicht meist nicht, um sich durch Kondome vor Ansteckung zu schützen, geschweige denn für einen HIV-Test oder gar eine antiretrovirale Therapie.
- Mangelnde Prävention und Aufklärung: Noch heute ist das Wissen über den HI-Virus in großen Teilen der Bevölkerung unzureichend. Aufklärung wird nicht zuletzt dadurch erschwert, dass ein Großteil der Menschen keinen Zugang zu Bildung haben.
- Unzureichende medizinische Versorgung: Zwar erhalten auch in Afrika immer mehr Menschen Zugang zu Aids-Tests und HIV-Medikamenten. So lassen sich z.B. Babys vor Mutter-Kind-Übertragung schützen. Doch die Versorgung der Menschen schwankt noch heute stark. Simbabwe zum Beispiel ist ein Vorreiter bei HIV-Tests und -Behandlung. Das Land hat dafür beträchtliche Finanzmittel mobilisiert und finanzielle Hilfen erhalten. So unterdrücken heute dort bei 82 Prozent der Erwachsenen mit HIV-Medikamente erfolgreich die Virusvermehrung. Im benachbarten Mosambik, das unter anderem durch den Klimawandel, politische Konflikte und große Armut belastet ist, sind es nur 44 Prozent.
- Tabu und Stigmatisierung: Aids gilt in vielen afrikanischen Ländern als Tabuthema. HIV-Infizierte werden stigmatisiert und von der Gesellschaft ausgestoßen. Viele halten daher ihre Krankheit geheim - auch vor ihren Sexualpartnern.
- Prostitution: Aufgrund großer Armut ist auch Prostitution in Afrika weit verbreitet. Die Freier sind häufig Männer, die auf der Suche nach Arbeit von Ort zu Ort ziehen und häufig wechselnde Sexualpartner haben. Prostituierte und Freier stecken sich an und tragen das HI-Virus weiter.
- Sexuelle Gewalt gegen Frauen: Südafrika, eines der am stärksten von der Epidemie betroffenen Länder, hat eine der höchsten Vergewaltigungsraten der Welt. Viele Frauen werden so mit dem HI-Virus infiziert.
- Diskriminierung und Kriminalisierung: Gleichgeschlechtliche Beziehungen, Sexarbeit und Drogenkonsum sind in vielen Ländern stigmatisiert oder sogar kriminalisiert. Homosexuelle Männer, Sexarbeiter:innen und Drogenkonsumenten werden so ausgegrenzt und erhalten oft keinen Zugang zu Präventionsangeboten oder Therapie.
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Aids in Afrika - aktuelle Trends
Rückgang der Zahlen
In den vergangenen Jahrzehnten wurden erhebliche Fortschritte gemacht. Seit dem Höhepunkt der Epidemie 1997 wurde die Zahl der Neuinfektionen um 52 Prozent reduziert. Global ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen seit 2010 immerhin um 31 Prozent gesunken, die der aidsbedingten Todesfälle um 47 Prozent. Auch in Afrika gingen die Ansteckungs- und Todeszahlen Afrika deutlich zurück.
Auch in Subsahara-Afrika gingen die Ansteckungs- und Todeszahlen deutlich zurück. Vor allem im südlichen und östlichen Afrika waren in den vergangenen Jahren rasche Fortschritte zu verzeichnen. So ging z. B. in Lesotho und Simbabwe die Zahl der HIV-Neuinfektionen zwischen 2015 und 2021 um mehr als 45 % zurück.
2021 ist in der Region wie auch in Zentral- und Westafrika ist die Zahl die Zahl der Neuinfektionen weiter gesunken – trotz Covid-Krise und ihren negativen Folgen für die HIV-Bekämpfung. Allerdings hat sich der Fortschritt deutlich verlangsamt.
In anderen Erdteilen geht der Trend dagegen in eine andere Richtung: Vor allem in Osteuropa und Zentralasien, aber auch im Mittleren Osten und in Nordafrika sowie in Lateinamerika stieg die Zahl der jährlichen HIV-Infektionen weiter an.
Aids besiegen – bis 2030?
Bis 2030 will die Weltgemeinschaft Aids besiegen. Doch bereits für 2020 waren wesentliche Zielvorgaben der Vereinten Nationen verfehlt worden. Dazu gehörten die 90-90-90-Ziele: Bis 2020 sollten 90 Prozent aller HIV-Infizierten über ihre Infektion Bescheid wissen, also diagnostiziert sein. 90 Prozent aller Diagnostizierten sollten Zugang zu HIV-Medikamenten haben und bei 90 Prozent der Behandelten sollte kein Virus mehr nachweisbar sein. Weitere Ziele waren die Reduzierung der Neuinfektionszahl und die Senkung der aidsbedingten Todesfälle auf jeweils weniger als 500.000 sowie die Beendigung von Diskriminierung. Als das wurde nicht erreicht,
UNAIDS rechnete im Sommer 2020 vor, dass es durch das Verfehlen dieser Ziele seit 2015 3,5 Millionen HIV-Infektionen und 820.000 aidsbedingte Todesfälle mehr gegeben habe.
Die Corona-Pandemie hat bestehende Ungleichheiten, die den Kampf gegen AIDS erschweren, noch verstärkt.
Aids und Covid-19
- Lockdowns und andere Einschränkungen haben in vielen Ländern dazu geführt, dass weniger HIV-Tests gemacht wurden und weniger Menschen Zugang zu HIV-Behandlungen hatten. Der Globales Fonds zu Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria berichtete 2020 von dem weltweiten Test-Rückgang von 22 Prozent gegenüber 2019. In manchen afrikanischen Ländern ging die Tests um mehr als 40 Prozent zurück. Auch Tuberkulose-Therapien wurden reduziert – fatal auch deswegen, weil Tuberkulose eine der häufigsten Todesursachen bei HIV-Infizierten ist.
- Durch die Pandemie besuchten Mädchen weniger die Schule und viele mussten diese ganz abbrechen – auch das führt zum Anstieg der HIV-Infektionen.
- Laut UNAIDS haben HIV-Infizierte ein doppelt so hohes Risiko an einer Covid-19-Infektion zu sterben wie die Allgemeinbevölkerung.
- Die sogenannte Impfstoff-Apartheid trifft die afrikanischen Länder besonders: Bis zum Juli 2021 hatten in den Ländern südlich der Sahara weniger als drei Prozent der Bevölkerung Zugang zur ersten Dosis eines Covid-19-Impfstoffs.
UN-Ziele: Ungleichheiten beenden – Aids beenden
17 Ziele für nachhaltige Entwicklung im Rahmen der Agenda 2030
Quelle: Die Bundesregierung
Nach den im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen formulierten Milleniums-Entwicklungszielen sollte die Ausbreitung von HIV und Aids bis zum Jahr 2015 zum Stillstand gebracht werden. Das neue Ziel im Rahmen der Agenda 2030-Ziele für nachhaltige Entwicklung ist es nun, die Pandemie weltweit bis 2030 zu beseitigen.
„Wir haben das Wissen und die Werkzeuge, jede einzelne neue HIV-Infektion und jeden HIV-bedingen Tod zu verhindern“, sagt UNAIDS-Direktorin Winnie Byanyima im Juli 2021.
Dennoch wachse die Kluft zwischen denen, für die HIV-Bekämpfung funktioniert, und denen, für die sie versagt. Unter dem Motto „Ungleichheiten beenden – Aids beenden“ verpflichteten sich die Vereinten Nationen, bis 2025 auch strukturelle Maßnahmen zu ergreifen, um die sozialen, wirtschaftlichen, ethnischen und geschlechtsspezifischen Ungleichheiten zu beenden, die die Aids-Pandemie weiter antreiben.
Zu Zwischenzielen der Weltgemeinschaft bis 2025 gehören:
Zugang zu Gesundheitsangeboten: die „95er“-Ziele
- 95 % der Menschen mit einer HIV-Diagnose sollen HIV-Medikamente erhalten.
- Bei 95 % der Menschen, die HIV-Medikamente nehmen, soll die Virusvermehrung erfolgreich unterdrückt sein.
- 95 % aller Schwangeren mit HIV sollen Zugang zu Maßnahmen haben, die eine Übertragung auf ihre Babys verhindern.
- 95 % aller Frauen sollen Zugang zu HIV-bezogenen Angeboten sowie zu Angeboten der sexuellen und reproduktiven Gesundheit haben.
- 95 % der Menschen aus den Schlüsselgruppen sollen Methoden der sogenannten kombinierten Prävention nutzen wie zum Beispiel Kondome, Femidome HIV-Prophylaxe, sterile Spritzen und andere Maßnahmen zur Schadensminimierung bei Drogenkonsum.
Befähigendes Umfeld: Die „10er“-Ziele
- In weniger als 10 % der Länder soll es besondere strafrechtliche Bestimmungen oder Regeln gegen die Schlüsselgruppen der HIV-Prävention geben.
- Weniger als 10 % der Menschen aus diesen Schlüsselgruppen sollen Stigmatisierung und Diskriminierung erleben.
- Weniger als 10 % der Menschen aus den Schlüsselgruppen sollen geschlechtsbasierte Ungleichheit und Gewalt erleben.
SOS-Kinderdörfer im Kampf gegen Aids in Afrika
Trotz der bisherigen Erfolge brauchen die Menschen in Afrika auch weiterhin Hilfe - gerade die Kinder. Die SOS-Kinderdörfer geben Aids-Waisen in Afrika ein Zuhause und eine Zukunft.