Ein Helfer mit Talent

Herbert Koller unterstützt die SOS-Kinderdörfer seit Jahrzehnten. Seit kurzem stellt er auch seine Malerei in den Dienst von SOS.

Feuersbrunst - Acryl auf Papier - Herbert Koller
Feuersbrunst: Eines der beiden Werke, die Herbert Koller für die große Benefiz-Auktion "SOS-Kunststück" spendete.
Die Kunst begleitet Herbert Koller schon sein ganzes Leben. "Den Drang zu künstlerischen Tätigkeiten hatte ich eigentlich immer", erzählt der 79-Jährige. In jungen Jahren war dieser Drang so stark, dass er sogar darüber nachdachte, einen Beruf aus seiner Begabung zu machen. Doch mit Kunst den Lebensunterhalt zu verdienen, war damals in den Nachkriegsjahren eine riskante Sache. Für Herbert Kollers Vater war daher klar: "Junge, Du lernst erstmal einen richtigen Beruf." Und so kam es auch. Der Sohn begann eine Lehre zum Maschinenschlosser. Sein Beruf verschlug ihn ins baden-württembergische Göppingen, hunderte Kilometer entfernt von seinem Heimatort Gescher in Westfalen. Doch die Kunst ließ er deshalb nicht sein. Er malte, startete Ausstellungen und traf in Göppingen in den 1950er Jahren jemand, der ihn und seine Malerei unter seine Fittiche nahm.

Ist wie ein "Tanz um eine Mitte" - Acryl auf Papier - Herbert Koller
Auch dieses Werk von Herbert Koller kam für den guten Zweck unter den Hammer.
Beim Wandern lernte er den Maler und Grafiker HAP Grieshaber kennen. "So schlimm ist das nicht", hat der renommierte Künstler Grieshaber mit einem Augenzwinkern gesagt, als er bei einem späteren Treffen die Arbeiten Kollers begutachtete. Er erkannte das Talent des jungen Malers. Damit begann für Herbert Koller eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Malerei.

Als HAP Grieshaber 1955 als Professor an die Kunstakademie Karlsruhe ging, überlegte Herr Koller ihm zu folgen. Doch der Schritt schien ihm zu riskant. "Der Kunstbetrieb war damals noch nicht so frei", erzählt Koller, der befürchte, von seiner Kunst nicht leben zu können. Er fällt daraufhin eine vernünftige und für ihn bis heute richtige Entscheidung. Er wollte sich in seinem Beruf fortbilden und Maschinenbautechnik studieren. Die Malerei sollte fortan reine Privatsache für sein.

"Ich habe so viel Glück gehabt, das verpflichtet mich einfach zu helfen"

Herbert Koller
Querdenker mit Herz: Seit mehr als zwanzig Jahren unterstützt Herbert Koller die SOS-Kinderdörfer.
Für ihn war die Malerei auch immer ein Mittel, um seine überschüssige Energie loszuwerden. Parallel zu seinem Job als Maschinenbauingenieur entstanden unzählige Arbeiten auf Papier. Dabei war für ihn immer das Experimentieren wichtig. Was passiert mit dem Papier, wenn man Farben in einer bestimmten Art und Kombination aufträgt. "Wenn eine Methode funktioniert hat, dann habe ich sie verfeinert", erklärt Koller. Als er 1994 in Pension ging, hatte er noch mehr Zeit und Energie zur Verfügung. "Dann habe ich mit der Bildhauerei begonnen", sagt er. Später beschäftigte er sich auch noch mit Holzschnittarbeiten.

Bei seinen künstlerischen Arbeiten ist Herr Koller ein Querdenker. Er probiert gerne aus, traut sich was. So gestaltet er Skulpturen, bei denen andere erstmal den Kopf schütteln. Beispielsweise hätte sein Bildhauerlehrer damals nie gedacht, dass eine von Herrn Kollers großen Tonskulpturen den Brennofen überleben würde. "Die springt auseinander. Das kann nicht gehen", hat sein Lehrer gesagt. Doch der Schüler wusste es besser und behielt Recht. Herr Koller stellte die Dinge schon immer gerne in Frage. So war ihm etwa das ausgeprägte Standesdenken in seinen Kindheitsjahren zuwider und er lehnte sich dagegen auf. "Mein Vater war beruflich in einer leitenden Position. Daher hätte ich eigentlich nur mit Kindern spielen sollen, deren Väter auch leitende Angestellte waren. Das habe ich nie verstanden und dann eben auch nicht gemacht. Ich habe auch mit Arbeiterkindern gespielt", erinnert Koller, heute selbst Vater von drei erwachsenen Kindern.

Im Lauf seines Lebens hat Herr Koller hunderte von Bildern geschaffen. "Geschätzte 400 Bilder gibt es noch. Die weniger guten Stücke sind da schon abgezogen", erklärt er. Im Jahr 2010 kam er auf die Idee seine Bilder für den guten Zweck zur Verfügung zu stellen. Mit der großen Kunstauktion SOS-Kunststück bot sich eine gute Gelegenheit. Bei "SOS-Kunststück" werden die Werke versteigert, ohne dass der Name des Künstlers im Vorfeld bekannt ist. Zwei Bilder von Herrn Koller waren damals dabei. Das Engagement des 79-Jährigen für SOS geht aber viel weiter zurück. Seit mehr als zwanzig Jahren unterstützt er regelmäßig die SOS-Kinderdörfer mit Spenden. Er will Menschen helfen, die es nicht so gut haben wie er: "Das ist mein Credo: Ich habe in meinem Leben von Anfang an bis heute so viel Glück gehabt. Das verpflichtet mich einfach, anderen zu helfen."