Bewaffnete Konflikte haben alle Aspekte des Lebens betroffen
Die Bevölkerung Sudans umfasst etwa 35.4 Millionen (Juli 2014, Schätzung). Die Hauptstadt Khartum hat fünf Millionen Einwohner.
Die jüngsten bewaffneten Konflikte haben alle Bereiche des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebens im Sudan in Mitleidenschaft gezogen. Die Kämpfe der vergangenen 50 Jahre haben mehr als 1,5 Millionen Menschenleben gefordert. Hunderttausende von Menschen sind ums Leben gekommen und etwa zwei Millionen sind infolge der Kämpfe in Darfur zu Vertriebenen geworden.
Im Jahr 2011 brachten zusätzliche Konflikte zwischen Süd-Kordofan und dem Staat Blue Nile neues Leid über die ohnehin geschwächte Bevölkerung.
Der Sudan hat eine der weltweit höchsten Raten an Binnenflüchtlingen zu verzeichnen - etwa vier Millionen Menschen mussten bisher ihr Zuhause verlassen. Andere haben Zuflucht in den Nachbarländern gesucht; viele Menschen aus Darfur sind in den Tschad geflohen, andere aus dem Staat Blue Nile in das benachbarte Eritrea.
Eine Gesellschaft steht vor großen zukünftigen Herausforderungen
Der Sudan zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Nicht nur die Infrastruktur ist durch die jahrelangen Konflikte zerstört worden; zu allem Übel wird das Land auch häufig von Naturkatastrophen heimgesucht. Über 45 Prozent der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mehr als 76 Prozent der Einwohner haben keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen. Die schlechte Infrastruktur begünstigt die Verbreitung von Epidemien. Obwohl weite Teile des Landes dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, ist es für internationale Organisationen aufgrund der Konflikte und der schlechten Infrastruktur sehr schwierig, zu den Menschen in Not vorzudringen.
Bis zum Jahr 2010 hatte der Sudan durch die Gewinne aus dem Erdölexport ein konstantes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Durch die Abspaltung des Südsudan im Juli 2011 verlor der Sudan jedoch 75 Prozent seiner Ölreserven. Der Sudan hat jedoch weiterhin die Kontrolle über die Pipelines, Raffinerien und Exportterminals und kann sich durch die Nutzungsgebühren dieser Anlagen, die dem Südsudan in Rechnung gestellt werden, einige Einkünfte sichern.
Die Bevölkerung des Sudan bekam die Folgen der Unabhängigkeit des Südsudan zu spüren - die Nahrungsmittelpreise stiegen an, und es kam zu einem spürbaren Mangel an Devisen. Die Wirtschaft des Sudan musste sich an die veränderte politische Lage anpassen. Derzeit stellt die Landwirtschaft eine wichtige Säule der Wirtschaft dar. Im Jahr 2011 riet der Internationale Währungsfonds der Regierung, den landwirtschaftlichen Sektor gemeinsam mit den Leichtindustrien auszubauen. Es wird jedoch befürchtet, dass auch in den kommenden Jahren viele Menschen weiter ein Dasein unterhalb der Armutsgrenze fristen müssen. Die offizielle Arbeitslosenquote liegt derzeit bei etwa 20 Prozent.
Im Sudan gibt es große Ungleichheiten zwischen den verschiedenen Landesteilen. Während die nördlichen Staaten tendenziell wohlhabender, urbanisierter und in geringerem Maße von der Landwirtschaft abhängig sind, sind andere Gebiete wie Darfur, Süd-Kordofan und der Staat Blue Nile State deutlich ärmer. Diese Staaten weisen höhere Säuglingssterblichkeitsraten und eine wachsende Zahl von Haushalten auf, die an Nahrungsmittelknappheit leiden. 31-40 Prozent der Haushalte in Kordofan haben nicht genügend zu essen, und auch die Einwohner der kriegsgeschüttelten Darfur-Region sind dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Kinder in diesen Gebieten haben nur selten die Möglichkeit, eine Grundschulausbildung zu absolvieren - in Darfur und Kordofan schließen weniger als fünf Prozent der Kinder die Grundschule ab. Im Gegensatz dazu sind es im wohlhabenderen Norden fünfzig Prozent.
Kinder sind aufgrund der Instabilität gefährdet.
Demographisch gesehen ist der Sudan ein sehr junges Land - etwa 41 Prozent der Bevölkerung sind Kinder unter 14 Jahren. In diesem Land, das unter bewaffneten Konflikten und den Folgen von Naturkatastrophen leidet, gehören die Kinder zu der am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppe. Familien sind gewaltsam voneinander getrennt und Gemeinden zerstört worden, und schätzungsweise 3,5 Millionen Kinder wachsen ohne elterliche Fürsorge auf. Darüber hinaus verlieren viele Kinder aufgrund der Armut den Schutz der Familie.
Die Kinderarbeit ist weit verbreitet. Kinder müssen in Fabriken oder auf dem informellen Sektor arbeiten, putzen Schuhe, waschen Autos oder verkaufen Kleinwaren auf der Straße; andere müssen betteln gehen. In den ländlichen Gebieten arbeiten Kinder in der Landwirtschaft und der Viehzucht. Der Kinderhandel zum Zwecke der Prostitution oder sexuellen Ausbeutung ist ebenfalls ein weit verbreitetes Phänomen. In den Kampfgebieten werden viele Kinder als Kindersoldaten rekrutiert.
Mädchen sind besonders benachteiligt, da sie noch seltener eine Schule besuchen können und häufig in jungen Jahren zwangsverheiratet werden.
SOS-Kinderdorf im Sudan
Die jahrzehntelangen bewaffneten Konflikte, die angespannte politische Situation, wirtschaftliche Veränderungen und wiederholte Naturkatastrophen haben zu einer Intensivierung der Bemühungen von SOS-Kinderdorf im Sudan geführt. Die Aktivitäten unserer Organisation richten sich nach den veränderten Bedürfnissen der Kinder, jungen Menschen und Familien der lokalen Gemeinden. Als Reaktion auf die anhaltenden Konflikte in Darfur hat unsere Organisation beispielsweise ein Nothilfeprogramm ins Leben gerufen, um Flüchtlinge mit Unterkünften, Beratungsdiensten, Ausbildung und Beschäftigungsmöglichkeiten zu versorgen. Im Rahmen der langfristigen Angebote in Khartum können kleine Kinder den SOS-Kindergarten oder die SOS-Hermann-Gmeiner-Schule besuchen.
Das SOS-Familienstärkungsprogramm setzt sich in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden dafür ein, vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern das Aufwachsen in einer liebevollen familiären Umgebung zu ermöglichen. Wenn Kinder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, werden sie von SOS-Müttern in einer der SOS-Familien betreut. Junge Menschen können in speziellen Unterkünften auf ihrem Weg in die Selbständigkeit von ausgebildeten Fachkräften betreut werden.