Das grüne Herz

Wie ein nachhaltiges Bewässerungssystem in Kap Verde Kindern Wissen, Essen und Hoffnung schenkt.

Nelson* steht inmitten eines dichten Meers aus Grün. Um ihn ranken Kürbisse, sprießen Tomaten und wachsen Salatköpfe. Der 14-Jährige greift behutsam nach einer Kürbispflanze, um ihre Ranken zu begrenzen. "Die dürfen nicht zu weit wachsen, sonst nehmen sie anderen Pflanzen das Licht und den Platz weg", erklärt er, während er routiniert Hand anlegt.  

Man merkt sofort: Hier spricht ein Experte. Und doch ist Nelson kein professioneller Gärtner – noch nicht. Er ist ein Bewohner eines SOS-Kinderdorfs auf den Kap Verden, deren trockene Böden und heißes Klima die Landwirtschaft eigentlich zur Herausforderung machen. Doch ein innovatives Bewässerungssystem hat hier eine kleine Oase geschaffen. 

Kreislauf des Wassers 

Was anfangs wie ein technisches Experiment klang, hat sich schnell als Segen für das SOS-Kinderdorf erwiesen: Regenwasser, das von den Dächern der Wohnhäuser gesammelt wird, fließt über ein ausgeklügeltes Kanalsystem in eine große Zisterne. Von dort aus wird das Wasser mit einer Pumpe in einen Container auf einem Hügel transportiert. "Von oben verteilt es sich dann von selbst", sagt Nelson. Gemeint ist das Tröpfchenbewässerungssystem, das gezielt nur so viel Wasser abgibt, wie jede Pflanze benötigt. Ein Tropfen nach dem anderen.  

Die Effizienz des Systems ist beeindruckend. Trotz der Wärme müssen die Beete und Gewächshäuser nur drei Mal pro Woche für eine Stunde bewässert werden. Im Gewächshaus, wo Luftfeuchtigkeit länger gehalten werden kann, reichen sogar zwei Wassergaben pro Woche. Diese Zahlen sind ein kleines Wunder. Denn die Insel kämpft seit Jahren mit Trockenheit. "Seit fünf Jahren hat es nicht mehr richtig geregnet", sagt Nelson. 

Die Felder im SOS-Kinderdorf verfügen über ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem. Foto: Alea Horst

Ein Schutzraum für Pflanzen – und Kinder 

Im Gewächshaus sind die Pflanzen auch sicher vor den plötzlich aufkommenden Stürmen, die draußen regelmäßig ganze Felder verwüsten. Noch etwas macht das Gewächshaus besonders: Es bietet den Gemüsepflanzen Schutz vor Schädlingen, die auf der Insel ein großes Problem sind.  

Das Gewächshaus ist aber nicht nur ein sicherer Hafen für die Pflanzen, sondern auch für die Kinder, die im SOS-Kinderdorf aufwachsen. "Hier lernen wir alles, was wir über die Natur wissen müssen", erzählt Nelson. Wann wird gesät? Wann geerntet? Wie schneidet man Pflanzen richtig? Nelson kennt die Antworten auf diese Fragen – und ist stolz darauf. "Wir pflanzen immer direkt nach, wenn wir etwas geerntet haben. So verschwenden wir kein Wasser aus dem Tröpfchenschlauch." 

"Die Natur gibt uns das, was wir zum Leben brauchen."

Nelson, Bewohner des SOS-Kinderorfs in Kap Verde.

Doch das Gewächshaus ist mehr als ein Lernort. Es ist auch ein Ort der Freude und der Gemeinschaft. Das Gemüse, das die Kinder hier ernten, wird in der Küche des SOS-Kinderdorfs frisch zubereitet. Es ist rein biologisch, ohne chemische Zusätze, gedüngt lediglich mit altem Kuhdung und Pflanzenresten, die von den Feldern kommen.  

Hoffnung für eine nachhaltige Zukunft 

Für Nelson ist das Gewächshaus ein Symbol dafür, dass es trotz aller Herausforderungen Hoffnung gibt. "Es ist wichtig, dass wir lernen, wie wir mit der Natur zusammenarbeiten können", sagt er und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf die Pflanzen. "Denn die Natur gibt uns das, was wir zum Leben brauchen."

 

*Name zum Schutz des Kindes geändert. 

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