Immer ein bisschen mehr

Marlies Hoffmann - Ein Leben voll Hilfsbereitschaft

Marlies Hoffmann. Grafik: Uli Knörzer

Gerne hätte sie ihr Abitur gemacht, aber damals, wenige Jahre nach Kriegsende im niedersächsischen Lingen, war so ein Wunsch nicht immer umzusetzen. Marlies Hoffmanns Eltern hatten zwar ihr Auskommen mit ihrer Buchdruckerei nebst Verlag und Buchhandlung, aber dennoch mussten sie ihr Geld zusammenhalten. So investierten sie vor allem in den Werdegang von Marlies’ drei jüngeren Brüdern – auch das, wie damals üblich.


Marlies Hoffmann sollte es dennoch schaffen, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu formen. Nach dem Abschuss zur Mittleren Reife wurde sie Krankenschwester. Der Beruf passte zu ihr. Sie hatte ein Bedürfnis, Menschen zu unterstützen, konnte auch hinschauen, wenn Krankheiten dramatisch wurden, war begleitend zur Stelle, wenn Leben zu Ende gingen.


Später setzte sie ihre Fähigkeiten als Sozialarbeiterin ein. Als sie bereits in Rente war, übernahm sie ehrenamtlich die Betreuung für Menschen, die dieser bedurften. Erst im Alter von 72 beendete sie dieses Engagement.

 

Ihr Garten war für Marlies Hoffmann das schönste Stück Natur.

Um sich selbst kümmerte sie sich in anderer Weise: Sie sparte, wo sie konnte, und schaffte es, ihr eigenes Haus zu bauen. Stilsicher und mit viel Gefühl schuf sie sich ein besonderes Zuhause. Jede Fliese, jede Gardine war sorgfältig ausgewählt. Blickfang waren ihre selbst gemachten Tiffany- Lampen. Das war ihre Welt, und ihr Garten war das schönste Stück Natur für sie.

 


Marlies Hoffmann ging nicht ins Kino, nicht ins Theater, war in keinem Kegelverein, das alles lag ihr nicht. Aber sie ging jeden Morgen um 6.30 Uhr ins Schwimmbad. Und immer war sie da, wenn sie gebraucht wurde, setzte sich vehement dafür ein, dass ein Mann, den sie betreute, im Pflegeheim das richtige Bett bekam, nahm eine demenzkranke Frau mit in den Urlaub. Tat immer noch ein bisschen mehr.


All dies war vorbei, als sie Ende 2010 stürzte, sich einen Wirbel brach. Eine Folgeoperation zog eine Blutvergiftung nach sich. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich so dramatisch, dass sie bald ausziehen musste aus ihrem wunderbaren Haus. Die nächste Zeit verbrachte sie in einer Anlage für Betreutes Wohnen, später im Pflegeheim.


Als Marlies Hoffmann, 79 Jahre alt, dann am 30. April 2012 friedlich einschlief, hatte sie alles geregelt. Ihr geliebtes Haus vererbte sie den SOS-Kinderdörfern weltweit. Die Vorstellung, Kindern damit zu helfen, hatte ihr gefallen. Es war gut.

Simone Kosog


 

 

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