Die Zahnfee

Dr. Agnes Wagner behandelt seit Jahren weltweit kostenlos Menschen, die sich keine Zahnbehandlung leisten können. Kürzlich besuchte die Vereinsvorsitzende der "Dental Volunteers" die SOS-Kinderdörfer im Senegal und öffnete dort ihre mobile Praxis auch den Kindern und Erwachsenen der SOS-Familienhilfe für eine zusätzliche Behandlung.

 

Dr. Agnes Wagner behandelt Kinder kostenlos

Der Verein von Agnes Wagner versammelt Zahnärzte, -techniker und -medizinstudenten sowie weitere aktive Helfer, die in medizinisch unterversorgten Ländern zur Förderung der Zahnmedizin beitragen. Soweit die nüchterne Beschreibung des Vereinszwecks. Doch die Arbeit von Agnes Wagner und ihren Mitstreitern ist viel mehr: Eine Herzensangelegenheit.

 

Zahnarztbesteck im Gepäck

Wenn Agnes Wagner nicht gerade für die "Dental Volunteers" unterwegs ist, lebt sie im oberbayerischen Rottach-Egern. Fast 28 Jahre arbeitete sie dort als praktizierende Zahnärztin. Im Jahr 2002 entschloss sie sich ihre Praxis aufzugeben und widmet sich seitdem überwiegend der humanitären Arbeit. Damals war sie 57 Jahre alt. Dass der Bedarf an guter Zahnbehandlung weltweit groß ist, merkte sie schon bei ihren Urlaubsreisen, die sie Mitte der 1990er Jahre machte. Den Sudan, Jemen und Nepal hat sie bereist – immer mit ihrem Zahnarztbesteck im Gepäck.

Täglich bis zu 100 Zähne entfernen

Die 66-jährige reist als Zahnärztin an Orte, wo sich so leicht kein anderer Arzt hin verirrt. "In den Städten gibt es die Versorgung meist, aber nicht auf dem Land", weiß sie. Wenn sie und ihre Kollegen an einem solch abgelegenen Ort ankommen, machen sie beispielsweise aus einen Schulklassenraum ein Praxiszimmer. Agnes Wagner klärt die Menschen dort über Mundhygiene auf, verteilt Zahnbürsten und behandelt natürlich auch. "Es gibt Tage, da muss man mehr als 100 Zähne entfernen", sagt sie trocken.

In den senegalesischen SOS-Kinderdörfern Dakar und Louga, die sie kürzlich mit ihrer Kollegin Constanze Müller besucht hat, begann ihre dortige Arbeit bei den Kindern aus dem Kindergarten. Viele dieser Kinder kommen aus der Nachbarschaft des Kinderdorfes. Auch Familien, die über die SOS-Familienhilfe betreut werden, haben die Zahnärztinnen während ihres Aufenthalts behandelt.

 

Bei einem Vortrag im SOS-Kindergarten in Dakar

Man darf sich nicht einschüchtern lassen

Auch in Krisenregionen arbeitet Agnes Wagner scheinbar bedenkenlos, so auch nach dem 11. September 2001. "Jetzt ist es wichtig nach Afghanistan zu gehen", dachte sie damals. Bereits im Jahr darauf engagierte sie sich gemeinsam mit offiziellen Helfern, die Zahnklinik in Kabul wieder aufzubauen. Ob sie sich selbst als eine unerschrockene Frau sieht? "Ja, es scheint so. Ich bin manchmal selbst erstaunt", sagt sie mit einem Augenwinkern und ergänzt: "Es ist - Toi-Toi-Toi - bisher alles gutgegangen. Man darf sich nicht so einschüchtern lassen, sonst fährt man nirgends mehr hin."

Agnes Wagner ist die Schaltzentrale des Vereins, den sie 2008 gemeinsam mit einer Handvoll weiterer Ärzte ins Leben gerufen hat. Wenn sie keine Einsätze vor Ort macht, koordiniert sie die Hilfsmaßnahmen der anderen Zahnärzte oder Zahnmedizinstudenten, die sich den Dental-Volunteers-Projekten angeschlossen haben. "Derzeit haben wir etwa 50 Vereinsmitglieder. In diesem Jahr fahren rund 15 davon in verschiedene Länder, um zu behandeln." So wie die Vorsitzende Wagner bekommen auch die anderen Vereinsmitglieder keine Bezahlung. Wenn die Ärzte und Zahnmedizinstudenten für den Verein reisen, übernehmen sie die Flugkosten selbst.

Ans Aufhören denkt die 66-jährige Agnes Wagner übrigens noch lange nicht: "Das geht schon noch eine Weile. Und wenn der Fußweg in die entlegenen Dörfer mal zu beschwerlich werden sollte, dann fahre ich eben mehr mit dem Jeep zu meinen Patienten."

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