20. August 2020 | PRESSEMITTEILUNG

Psychisch kranke Kinder in Ketten

SOS-Kinderdörfer fordern sofortiges Ende der schockierenden Praxis in Ghana

Accra - In Ghana kann es fatale Folgen haben, psychisch zu erkranken: Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer weltweit werden Betroffene, statt Hilfe zu bekommen, vor allem in ländlichen Regionen oft jahrelang angekettet. Auch Kinder und Jugendliche gehörten zu den Opfern dieser brutalen Methode.

Godknows Kporha, Jugendbeauftragter der Hilfsorganisation in Ghana, sagt: "Zwar konnte die Praxis schon deutlich eingedämmt werden, aber sie wird immer noch angewandt. Viele Menschen hier haben keine Ahnung, was psychische Erkrankungen überhaupt sind. Sie glauben, dass ein Fluch oder spirituelle Verwirrung hinter dem Verhalten ihrer Angehörigen stecken." In ihrer Hilflosigkeit würden Familien deshalb ihre betroffenen Söhne, Töchter und Verwandten verstoßen oder in schwere Ketten legen, meist außerhalb ihres Hauses, angebunden an einen Baum. "Die Betroffenen sind bei jeder Jahreszeit draußen - bei Regen wie bei größter Hitze und werden meist nur mit dem Nötigsten versorgt", sagt Kporha.

Manche Familien würden auch Rat in sogenannten "Prayer Camps" suchen - religiösen Einrichtungen, die zu den gleichen Mitteln greifen: Betroffene mit psychischen Erkrankungen, Epilepsie oder auch Drogenabhängigkeit würden an Bäume gekettet, um sie daran zu hindern, anderen Menschen Schaden zuzufügen. Die Erkrankten sollen durch Gebete geheilt werden. Zeige sich keine Verbesserung, blieben sie auch hier für viele Jahre angekettet.

"Dabei ist die Gesetzeslage eindeutig: Die Praxis ist illegal!", berichtet Kporha. Um Menschen mit psychischen Krankheiten wirklich helfen zu können, bräuchte es in Ghana dringend mehr Spezialisten. Aktuell gäbe es im ganzen Land lediglich vier psychiatrische Kliniken, und auf eine Million Einwohner käme ein praktizierender Psychiater. Ebenso mangle es an Psychologen und es fehle flächendeckend an Medikamenten. Laut der Weltgesundheitsagentur WHO bekommen in Ghana lediglich zwei Prozent aller Menschen mit psychischer Erkrankung eine adäquate Behandlung.

Kporha sagt: "Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen haben ein Recht auf kompetente Hilfe und ein würdevolles Leben. Sie sind Teil unserer Gesellschaft! Wir müssen diese Foltermethoden endlich verbannen!"

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Kinder und Jugendliche weltweit bei der Überwindung psychischer Probleme. Psychologen und geschultes Fachpersonal helfen bei Entwicklungsstörungen und beim Umgang mit Traumata. In vielen Ländern hat diese Arbeit Vorbildcharakter.

 

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