Das dritte SOS-Kinderdorf in Ägypten entstand in Tanta, Hauptstadt der Provinz Gharbia. Tanta liegt inmitten des Nildeltas an der so genannten "Agricultural Road", auf halber Strecke Kairo-Alexandria. Tanta hat zurzeit etwa 380.000 Einwohner. Die Gründung des SOS-Kinderdorfes Tanta geht auf die Initiative von Frau Jehan El-Sadat zurück, die den "Traum" hatte, in jedem Gouvernat von Ägypten ein SOS-Kinderdorf zu bauen. Als ein drittes Dorf geplant war, zeigte der damalige Gouverneur von Tanta Interesse, kam in eine Vorstandsitzung des ägyptischen SOS-Kinderdorf Vereines und bot ein Grundstück an. Dieses Grundstück gab mit den entscheidenden Ausschlag für die Errichtung des dritten SOS-Kinderdorfes, da es vor allem auch in eine Wohngegend am Stadtrand von Tanta, im Ortsteil Seberbai, integriert war und dadurch die künftige Integration der SOS-Kinderdorfkinder erleichtert werden würde. Der Ortsteil Seberbai ist von Leuten aus der unteren Mittelklasse, bzw. armen Schicht bewohnt.
Das SOS-Kinderdorf Tanta liegt etwa vier Kilometer außerhalb des Stadtzentrums von Tanta in unmittelbarer Nähe der Gebäude der Al-Azhar Universität. Das SOS-Kinderdorf Tanta umfasst zwölf Familienhäuser, Dorfleiterhaus, Tantenhaus (SOS-Tanten kümmern sich während der Abwesenheit von SOS-Müttern um die Kinder), Verwaltungs- und Servicebereich, Club, Bibliothek, Musikraum und Werkstatt.
Der SOS-Kindergarten bietet Platz für etwa 90 Kinder, die in fünf Gruppenräumen betreut werden. Wie alle SOS-Kindergärten steht auch dieser den Kindern aus der Nachbarschaft offen. Die schulpflichtigen Kinder aus dem SOS-Kinderdorf besuchen öffentliche Schulen in unmittelbarer Nachbarschaft des SOS-Kinderdorfes, wodurch auch der Kontakt zur Umgebung gefördert wird. Lernschwache Kinder aus dem SOS-Kinderdorf erhalten häufig Nachhilfeunterricht von Studenten der nahen Al-Azhar Universität. Für ältere Mädchen des SOS-Kinderdorfes wurde ein ehemaliges Familienhaus auf dem Gelände des SOS-Kinderdorfes als Jugendhaus adaptiert, da in Ägypten unverheiratete Mädchen aus traditionellen und sozialen Gründen zuhause untergebracht werden müssen. Sobald die Burschen des SOS-Kinderdorfs das Alter von 14 bzw. 15 Jahren erreicht haben, werden sie in einem der fünf Jugendhäuser für Buben untergebracht. Die Jugendlichen in den SOS-Jugendhäusern werden von einem Erzieher bzw. einer Erzieherin betreut.
Die Aufnahme im Jugendhaus bedeutet für die Jugendlichen den Beginn der Verselbständigung. SOS-Mütter, der Dorfleiter und ein Psychologe bereiten sie sorgfältig auf diesen Wechsel vor. Der Aufenthalt in einer Jugendwohngemeinschaft wird mit ca. vier Jahren angesetzt, wobei Jugendliche, die noch eine Berufsausbildung machen, auf Jobsuche sind oder an einer Universität studieren, länger dort bleiben können.