Palästina: Traumaklinik auf Rädern - 2

 

Das Psychomobil macht in Bethlehem Station
Das Psychomobil fährt von Stadt zu Stadt zu den Kindern. Im letzten Jahr haben die Mitarbeiter zu 40.000 Jungen und Mädchen Kontakt aufgenommen, viele davon benötigen eine Behandlung.
Jedes von ihnen ist auf irgendeine Weise traumatisiert. Gewalt in der Familie ist oft ein Grund, hinzukommen Armut und bei den Kindern aus dem Zentrum Hebrons die täglichen Querelen mit israelischen Siedler. Auf den Fingernägeln beißen, Schlafstörungen, Inkontinenz sind nur einige Symptome. Das SOS-Team versucht, den Problemen gemeinsam mit den Familien auf den Grund zu gehen. Die mobile Trauma-Klinik hat auch ein Labor, um per Blut- und Urintest mögliche körperliche Krankheiten festzustellen.

 

Im Westjordanland und im Gazastreifen zusammen gibt es nur 17 psychiatrisch geschulte Fachärzte. Einer von ihnen ist Salman Towfig in der mobilen Traumaklinik. "In Israel praktizieren 1.200 Psychiater", sagt er mit Blick auf den Nachbarn. Jenseits der Mauer gebe es Spezialisten und Zentren für jedes Syndrom. "Bei uns muss jeder alles behandeln." Der 42-Jährige hat schon viel gesehen. Depressionen und Angstzustände sind sein Spezialgebiet. "Ich glaube, wir bräuchten 1.000 Psychiater und eine Million Psychologen", sagt er.

 

Vor dem Psychomobil: Psychologe Salman Towfig mit einem Kind
"Wir bräuchten eine Million Psychologen", sagt Salman Towfig (r.) von der mobilen Traumaklinik. 
"Keiner wollte etwas davon hören"

Zwei Mal die Woche fährt er nach Hebron. An den übrigen Tagen ist er in Jericho, Ramallah oder Nablus. Erst Anfang des Jahres mussten zwei der sechs ständigen SOS-Traumakliniken aus finanziellen Gründen schließen. Noch bis zum Herbst 2000, als die zweite Intifada begann, sei Psychologie unter den Palästinensern verpönt gewesen. "Keiner wollte etwas davon hören", erinnert sich Salman Towfig, der damals seine Ausbildung zum psychiatrischen Facharzt machte. Erst die große Gewalt habe ein Umdenken ausgelöst. "Wenn die Konflikte abkühlen, kommen die Symptome hoch." Die Menschen suchen dann verstärkt nach Halt und nach Hoffnung.
 

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