Umsetzung der Millenniumsziele

Entwicklungsziele der Vereinten Nationen für das Jahr 2015 – was wurde erreicht?

Die Halbierung von Armut und Hunger, Grundschulbildung für alle, Senkung der Kindersterblichkeit – mit den Millenniumszielen nahm sich die Welt im Jahr 2000 viel vor: Bis 2015 setzten sich die Vereinten Nationen (UN) acht ehrgeizige Ziele. So beschloss die internationale Staatengemeinschaft zum ersten Mal, die Armut in der Welt drastisch reduzieren – dies war ein historischer Schritt und eine große Herausforderung. Wurden die acht Millenniumsziele 2015 erreicht? Und welche Ziele verfolgt nun die Weltgemeinschaft bis 2030?


Inhaltsverzeichnis:

 

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Am 9. September 2000 verabschiedeten die damals 189 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN) auf ihrem Gipfeltreffen in New York die Millenniumserklärung. Auf Grundlage der Erklärung wurden acht Millennium-Entwicklungsziele (englisch "Millennium Development Goals", kurz: MDGs) formuliert. Diese wollte die internationale Gemeinschaft bis zum Jahr 2015 umsetzen.

Die Millenniumsziele wurden 2015 durch dieUN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, oder kurz SDGs) abgelöst.

Millenniumsziele – Umsetzung Ziel 1: Armut und Hunger halbieren

47 % – jeder zweite Mensch musste im Jahr 1990 mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen. Fast 2 Milliarden Menschen galten damit nach Definition der Weltbank als extrem arm. Das wollte die UN ändern – mit Erfolg. Schon im Jahr 2010 wurde das Ziel der Halbierung der Armut erreicht. Die Zahl sank von 47 % auf 22 %. Somit lebten 700 Millionen Menschen weniger in Armut als noch in 1990.

Trotz dieses Erfolges: In Afrika südlich der Sahara konnte die Zielvorgabe, die Quote extremer Armut zu halbieren, nicht erreicht werden. Der Anteil der Menschen, die von weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag lebten, lag 1990 bei 57 Prozent. Diese Zahl sank in 25 Jahren nur um 28 Prozent und nicht wie ursprünglich angepeilt um 50 Prozent.
Zum Vergleich: in Südasien lebten Ende 2015 17 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze, während es 1990 noch 52 Prozent waren.

Das zweite Teilziel, den Anteil der hungernden Menschen zu halbieren, wurde dagegen verfehlt. Zwar waren 2015 weniger Menschen vom Hunger betroffen als in 1990, jedoch noch weit mehr als die Hälfte. 780 Millionen Menschen galten zum Ende der Deadline der Millenniumsziele als unterernährt. Das waren immerhin 210 Millionen Menschen weniger als im Jahr 1990, aber eben nicht die Hälfte.

Die große Mehrheit der Hungernden, 780 Millionen, lebten 2015 in Entwicklungsländern. Diese Regionen kamen im Kampf gegen den Hunger erheblich voran: Der Anteil der unterernährten Menschen – derjenigen, die nicht regelmäßig ausreichende Nahrung für ein aktives, gesundes Leben beschaffen können – sank von 23,3 Prozent in den Jahren 1990-1992 auf 12,9 Prozent in den Jahren 2014-2016. Dennoch lagen die Fortschritte unter denen der 1990er Jahre. Die Erfolgsbilanz der Regionen und Länder im Kampf gegen Unterernährung war zudem sehr unterschiedlich.

FazitTrotz einiger Erfolge wurde das erste Millenniumsziel nicht vollständig erreicht. Für die Agenda 2030 wurde dieses Ziel innerhalb der SDGs neu erarbeitet. Bis Ende 2030 soll es weltweit keine Armut, sowie keinen Hunger mehr geben.

Millenniumsziele – Umsetzung Ziel 2: Grundschulbildung für alle

"Ich gehe in die 6. Klasse": Eine Schülerin der SOS-Schule in Mogadischu, Somalia, zeigt stolz ihr Schreibheft.

102 Millionen Kinder besuchten im Jahr 2000 keine Grundschule. Eine alarmierend hohe Zahl. Die UN setzte sich bis 2015 als Ziel: Jedes Kind auf der ganzen Welt sollte die Möglichkeit haben, die Grundschule zu besuchen. Anfangs sah es gut aus. Aber dennoch: Ende 2015 waren es immer noch 56,7 Millionen Kinder, die keinen Zugang zu Schulbildung erhielten.
Auch wenn die Alphabetisierung zunächst beachtliche Fortschritte erzielte und stark voranging, stagnierte das Tempo schließlich. Zwischen 2013 und 2015 sank die Zahl nur um weniger als eine Million.
Hauptursachen dafür waren die andauernde Armut, Konflikte und das Bevölkerungswachstum, weshalb die Zahl der Kinder im schulfähigen Alter in den einzelnen Regionen stark stieg.

Fazit: Obwohl im Vergleich zu 1990 im Jahr 2015 die Zahl der Kinder, die keine Schule besucht hatten, halbiert wurde, verfehlte die UN ihr Ziel. Dieses Millenniumsziel wurde für die Agenda 2030 überarbeitet und ist nun ein Ziel der 17 SDGs.

Millenniumsziele – Umsetzung Ziel 3: Gleichstellung der Geschlechter

Um die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Mädchen und Frauen verbessern zu können, muss zuerst die Benachteiligung von Mädchen bei der Grundschul- und Sekundarschulbildung beendet werden. Daher war genau dies die wichtigste Voraussetzung für die Vereinten Nationen, um die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Sie setzten sich das Ziel, dies bis zum Jahr 2005 zu ändern, verfehlten es jedoch.

Auch bis 2015 gelang dies nicht: Mädchen blieben bei der Bildung weiter benachteiligt. Nahezu alle Entwicklungsländer erzielten zwar Erfolge. In Afrika, Ozeanien und Westasien jedoch besuchten weiter weniger Mädchen als Jungen eine Grundschule, auch wenn dort in den vergangenen 20 Jahren große Fortschritte erzielt worden waren. Zusätzlich gab es auch Probleme beim Zugang zur Sekundarschulbildung. Auch hier waren Mädchen vor allem in Subsahara-Afrika, Ozeanien, sowie West- und Südasien weiter im Nachteil.

Auf dem Arbeitsmarkt, bei der Erwerbstätigkeit außerhalb des Agrarsektors sowie hinsichtlich der politischen Partizipation gab es ebenfalls Fortschritte, doch Frauen blieben weiterhin benachteiligt.

Fazit: Im Bereich der Gleichstellung der Geschlechter und Ermächtigung der Frauen musste noch einiges geleistet werden. Daher wurde dieses gescheiterte Millenniumsziel in die Agenda 2030 ebenfalls aufgenommen.

Millenniumsziele – Umsetzung Ziel 4: Senkung der Kindersterblichkeit

Die Vereinten Nationen setzten sich das Ziel, die Kindersterblichkeit von 12 Millionen im Jahr 1990 um zwei Drittel zu senken. Dieses Millenniumsziel wurde deutlich verfehlt. 2015 starben nach Schätzungen der UN 6 Millionen Kinder – also ein Todesfall alle fünf Sekunden. Haupttodesursachen bei Kindern im Alter unter fünf Jahren waren Hunger, Komplikationen bei der Geburt und vermeidbare und behandelbare Krankheiten, wie Lungenentzündung, Durchfallerkrankungen und Malaria.

Fazit: Die Anzahl der Todesfälle konnte beginnend ab 1990 in 25 Jahren lediglich halbiert werden, Somit konnten erheblich weniger Kinderleben gerettet werden, als die UN es wollte.
Heutiger Stand: Nach Angaben von UNICEF starben 2020 knapp fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren.

Millenniumsziele – Umsetzung Ziel 5: Verbesserung der Gesundheit von Müttern

Auch dieses Millenniumsziel wurde nicht erreicht: Bis zum Jahr 2015 sollte die Müttersterblichkeit um drei Viertel gesenkt werden. Doch dies gelang nicht. Im Vergleich zu 1990 wurde die Müttersterblichkeit Ende 2015 nur nahezu halbiert.

Es wurden vor allem in den Entwicklungsregionen zu viele Mädchen viel zu früh schwanger, was zu Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Geburt führen kann – eine der häufigsten Todesursachen bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Des Weiteren wurden nur wenige Schwangere während der Schwangerschaft und auch bei der Geburt von medizinischem Fachpersonal betreut. 2015 lag die Todesrate bei Müttern während der Geburt bei 800 Todesfällen am Tag.

Fazit: Die Müttersterblichkeit um 75 % zu verringern war nicht erfolgreich. Nach wie vor muss viel getan werden, um Müttern einen ausreichenden Schutz zu bieten. Bis Ende 2030 hat sich die UN vorgenommen, die Sterberate auf 70 pro 100.000 Geburten zu senken. 2015 lag die Todesrate bei 219 pro 100.000 Geburten.

Millenniumsziele – Umsetzung Ziel 6: Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten

Der Kampf gegen HIV/Aids beginnt mit Aufklärung: Kenianische Kinder bei einer Aktion der SOS-Kinderdörfer am Weltaidstag.

Die Ausbreitung von HIV und Aids stoppen und eine Trendwende erzielen. Das war das erste Unterziel. Dieses Ziel wurde verfehlt. Obwohl in Regionen wie Süd-, Ost- und Westafrika sowie Südasien die Zahl der HIV-Neuinfektionen zurückging, stiegen die Zahlen in Nordafrika, Ostasien, Kaukasus und Zentralasien weiter an. Ein Grund dafür war das fehlende Wissen über HIV und dessen Prävention bei jungen Menschen.
Auch nicht erreicht wurde das zweite Unterziel, den allgemeinen Zugang zu HIV/Aids-Behandlung für alle Infizierten zu verwirklichen.

Bei der Krankheit Malaria sah es anders aus. Das globale Millenniumsziel für diese tödliche Krankheit wurde erreicht. So sank die Sterblichkeitsrate um 58 Prozent.

Auch im Kampf gegen Tuberkulose konnten Erfolge erzielt werden. Schon 2012 wurden 86 Prozent der neu diagnostizierten Patienten erfolgreich behandelt.

 

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Fazit: Um die Infektionskrankheiten zu bekämpfen, muss noch sehr viel getan werden. Bis Ende 2030 haben sich die Vereinten Nationen ein sehr ambitioniertes Ziel gesetzt: Aids-, Tuberkulose- und Malariaepidemien sollen beendet werden.

Millenniumsziele – Umsetzung Ziel 7: Ökologische Nachhaltigkeit

Dieses Millenniumsziel umfasste mehrere Teilziele. Erreicht wurden aber nur zwei.

Die Vernichtung von Umweltressourcen zu verhindern, den Verlust der biologischen Vielfalt bzw. Biodiversität einzudämmen und den Zugang zu sanitären Einrichtungen zu gewährleisten – alle diese Unterziele wurden nicht erfüllt.
Die Lebensbedingungen von Slumbewohnern konnten zwar verbessert werden. Dennoch stieg die absolute Zahl der in Slums lebenden Städter weiter an.

Erfolge gab es auch beim weltweiten Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser: 2015 wurden 91 % der Menschen mit sauberem Wasser versorgt.
Das Ziel, den Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu verbesserten sanitären Einrichtungen zu bieten, wurde dagegen nicht erreicht.

Dasselbe gilt für den Kampf gegen den Verlust von Umweltressourcen. Zwar gelang es, das Tempo der Abholzungen bis 2015 deutlich zu verringern. Dennoch wurde weltweit jährlich eine Waldfläche von der Größe Costa Ricas zerstört.

Fazit: 2015 war klar – die Weltgemeinschaft muss umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen. Die UN hat daher in den SDGs das Millenniumsziel der ökologischen Nachhaltigkeit fortgeführt und erweitert.

Millenniumsziele – Umsetzung Ziel 8: Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung

Hier bestand das Millenniumsziel aus mehreren Teilzielen: das Handels- und Finanzsystem weiterzuentwickeln, die Verschuldung der Entwicklungsländer umfassend anzugehen, unentbehrliche Arzneimittel zu bezahlbaren Preisen in Entwicklungsländer verfügbar zu machen und in Zusammenarbeit mit dem Privatsektor dafür zu sorgen, dass die Vorteile neuer Technologien genutzt werden konnten.
Auch hier wurde das Millenniumsziel nur teilweise erreicht.

Fazit: Bis Ende 2030 soll die Globale Partnerschaft gestärkt werden. Dafür möchte die UN die Zusammenarbeit der Staaten stärken und somit die Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen.

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