Ein Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe in Südasien läuft die Nothilfe der SOS-Kinderdörfer weiter auf Hochtouren. Der Wiederaufbau in den verwüsteten Regionen in Sri Lanka, Indonesien, Indien und Thailand ist die umfangreichste Aktion der SOS-Kinderdörfer seit ihrem Bestehen. "Nie hätten wir gedacht, dass wir so schnell so viele Menschen erreichen können", sagt Cedric de Silva, SOS-Direktor in Sri Lanka.
Dank der überwältigenden Spendenbereitschaft unserer Freunde konnten die SOS-Kinderdörfer den Opfern, und insbesondere den Kindern, schnell, gezielt und nachhaltig helfen. Die SOS-Nothilfe startete unmittelbar nach der Katastrophe. Dies war möglich, weil SOS in den betroffenen Ländern seit Jahrzehnten aktiv ist, über gute Kontakte verfügt und die Mitarbeiter fast ausschließlich Einheimische sind.
In den ersten Wochen und Monaten unmittelbar nach der Flut versorgten die SOS-Kinderdörfer rund 23.000 Menschen in den vier am schwersten betroffenen Ländern mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten. Gleichzeitig errichtete SOS Notunterkünfte.
Sämtliche Wiederaufbauprojekte und Sozialprogramme der SOS-Kinderdörfer haben zum Ziel, vor allem auch den Kindern in den Tsunami-Gebieten zu helfen. Viele hatten in der Flut Vater oder Mutter verloren oder waren im Chaos von ihren Familien getrennt worden. So gingen etwa Mitarbeiter der SOS-Kinderdörfer in Indonesien bereits in den ersten Wochen nach der Katastrophe in die Flüchtlingslager in der Provinz Aceh, um die oft völlig verstörten Kinder zu betreuen: Sie versorgten sie mit dem Nötigsten, redeten und spielten mit ihnen, zeigten den Mädchen und Jungen, dass jemand für sie da ist.
Daneben unterstützt die SOS-Nothilfe Familien mit Kindern, die Opfer der Flut wurden: sei es, weil ein Elternteil den Tod fand, das Haus oder das Fischerboot und damit die wirtschaftliche Existenz weggeschwemmt wurde. Mit neuen Booten und finanziellen Starthilfen haben die SOS-Kinderdörfer es diesen Familien ermöglicht, einen Neuanfang zu beginnen. Für die Kinder bedeutet dies: Sie wachsen wieder mit einer Perspektive auf.
Inzwischen steht die Wiederaufbau-Hilfe im Vordergrund: Immer noch leben Tausende Menschen in Notunterkünften oder Camps. Die SOS-Kinderdörfer bauen in den betroffenen Ländern insgesamt rund 2500 Familienhäuser für Tsunami-Opfer. SOS hat zudem Kindertagesstätten eingerichtet, an deren Stelle bis Ende nächsten Jahres 18 Mehrzweckgemeindezentren treten sollen: Sie werden nicht nur Kindergärten beherbergen, sondern den Menschen auch Ausbildungsmöglichkeiten und medizinische Versorgung bieten.
Für Kinder, die durch den Tsunami zu Vollwaisen geworden sind und nicht mehr in ihrem Verwandtenkreis betreut werden können, baut SOS insgesamt fünf Kinderdörfer: drei in Indonesien sowie jeweils eins in Indien und Sri Lanka. Rund 770 elternlose und verlassene Mädchen und Jungen werden dort wieder ein Zuhause finden. Erste Grundsteinlegungen stehen jetzt zum Jahreswechsel in Indonesien an. Ende 2007 sollen alle Dörfer fertig sein und die Kinder mit ihren SOS-Müttern einziehen können.
Der Wiederaufbau in den Katastrophengebieten ist noch längst nicht abgeschlossen. Das Ausmaß der Zerstörung, Logistik oder Behörden bereiten zwar nach wie vor Schwierigkeiten. "Die Aufgabe ist gewaltig", sagt der indonesische SOS-Direktor Gregor Nitihardjo. Doch Stein für Stein helfen die SOS-Kinderdörfer, damit die Tsunami-Opfer, und vor allem die Kinder, wieder eine Zukunft haben.