Vom Waisenhaus ins selbständige Leben

Im Waisenhaus in der Dominikanischen Republik hat Victoria am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, nicht geliebt, geschätzt oder gefördert zu werden. Heute ist sie eine beeindruckende junge Frau - durch Bildung, ihre innere Stärke und auch durch die Fürsorge im SOS-Kinderdorf.

"Vor fünf Jahren war alles sehr anders, als es jetzt ist", erinnert sich Victoria. "Damals ging ich zur Schule, kam nach Hause, machte meine Hausaufgaben. Ich habe nicht so viel über die Zukunft nachgedacht." Doch als das Ende der Schullaufbahn näher rückte, wuchsen die Sorgen der heute 18-Jährigen – denn umso größer werden die Herausforderungen, vor denen Jugendliche in der Dominikanischen Republik stehen. Junge Menschen, die ohne die Fürsorge ihrer Eltern aufwachsen, müssen schnellstmöglich auf eigenen Beinen stehen, um nicht in Armut oder Obdachlosigkeit abzurutschen. 

Victoria steht kurz vor dem Schulabschluss. Foto: Alea Horst.

Victoria kam mit fünf Jahren in ein Waisenhaus in der Küstenstadt Nagua. Ihr alleinerziehender Vater konnte sich nicht ausreichend um sie kümmern.  Aber "obwohl er mich nicht behalten konnte, besuchte er mich oft", erzählt Victoria. Da sie im Waisenhaus schlecht behandelt wurde, kam sie in ein SOS-Kinderdorf, wo sie zum ersten Mal eine Umgebung erlebte, in der sie respektiert und gefördert wurde.

Heute lebt Victoria zusammen mit zwei anderen Mädchen in einer Wohngemeinschaft der SOS-Kinderdörfer und steht kurz vor dem Schulabschluss. Für das erste halbe Jahr übernehmen die SOS-Kinderdörfer die Miete, damit die jungen Menschen sich auf die Schule fokussieren und Fuß fassen können, und betreuen sie regelmäßig.  

In der WG bereitet sich Victoria auf ein selbständiges Leben vor. Foto: Alea Horst

Neben der Schule arbeitet sie in einem Unternehmen namens "Unique Personalizado", das personalisierten Schmuck aus  Silber und Gold herstellt: "Ich bin im Kundenservice und kümmere mich um die Bestellungen." Auch dort erfährt sie Wertschätzung und Förderung: "Meine Chefin möchte, dass wir  auch mental und wirtschaftlich wachsen", schwärmt sie. "Als ich dort anfing, hatte ich keine Erfahrung und wusste nichts. Sie versprach, mir zu helfen, viel zu lernen. Ich bin ihr sehr dankbar."

"Die Vergangenheit bleibt ein Teil von einem, aber man muss lernen, damit umzugehen."

Victoria, Schülerin aus der Dominikanischen Republik

Die Balance zwischen Arbeit und Schule ist nicht leicht zu bewältigen, doch Victoria bleibt entschlossen. Sie möchte Psychologie studieren. Eine Herausforderung, wie sie zugibt. Dennoch lässt sie sich nicht entmutigen und arbeitet hart daran, ihre Ziele zu erreichen. "Nach meinem Studium möchte ich einen Master machen, um Dozentin an der Uni zu werden."

Victoria wird ihr Ziel erreichen – trotz vieler schwieriger Jahre. "Die Vergangenheit bleibt ein Teil von einem, aber man muss lernen, damit umzugehen."
 

Die Situation von jungen Menschen in der Dominikanischen Republik

Trotz wachsender Wirtschaft und Einnahmen aus dem Tourismus gilt ein Drittel der Menschen als arm. Das Einkommen ist ungleich verteilt.

Junge Menschen wohnen meist bis zur Heirat bei ihrer Familie; Jugendliche ohne elterliche Fürsorge sind beim Übergang ins selbstständige Leben oft auf sich allein gestellt.

Die jungen Menschen wissen: Bildung ist die einzige Möglichkeit, der Armut zu entkommen. In Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden helfen wir ihnen auf ihrem Weg.

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