Wie kann ich mit meinem letzten Willen Kindern in Not helfen? Was muss ich tun, um vor dem Tod alles zu regeln? Diese Fragen bewegen Menschen, die die SOS-Kinderdörfer in ihrem Testament bedenken wollen. Anett Nägler, Expertin im Erbrecht und der Abwicklung von Nachlässen, erzählt von ihrer einfühlsamen Arbeit.
Frau Nägler, wenn Sie Ihre Arbeit in einem Satz beschreiben müssten, wie würde der lauten?
Das ist gar so nicht leicht, aber ich versuche es mal: Es ist eine sehr menschennahe Arbeit, die sich mit allen Facetten des Lebens und letztendlich eben auch dem Tod beschäftigt und zudem vielschichtige juristische Themen beinhaltet.
Ein Teil davon ist die so genannte Abwicklung von Nachlässen. Erinnern Sie sich noch an den Nachlass, mit dem sie vor fast zehn Jahren Ihre Arbeit bei SOS begonnen haben?
Ja, sehr genau sogar. Es ging dabei um eine ältere Dame, die im Krankenhaus verstorben war. Ich fand damals in ihrer Wohnung einen gut sichtbar platzierten Umschlag. Darauf stand: Finger weg, das ist für SOS! Mich hat gerührt, wie klar und unverblümt dieser Wunsch formuliert war. Ich habe das als direkten Auftrag an mich verstanden, alles im Sinne der Verstorbenen bestens zu regeln beziehungsweise – nüchtern gesprochen - den Nachlass wie verfügt abzuwickeln.
Ist es manchmal befremdlich für Sie in der Wohnung eines Verstorbenen zu sein, den Sie nicht persönlich gekannt haben?
Nein, denn ich weiß, dass uns derjenige sein Vertrauen geschenkt hat und wir nun in seinem Sinne handeln. Wenn ich in eine Wohnung komme, suche ich zu allererst nach einem Foto des Menschen, der dort gelebt hat. Das unterstützt mich dabei, allem mit der größtmöglichen Würde und Pietät zu begegnen. Dazu haben wir uns auch im Vorfeld verpflichtet.
Sie lernen aber Menschen auch persönlich kennen, die den SOS-Kinderdörfern etwas vererben wollen?
Wenn jemand bei uns Rat sucht, bevor er sein Testament errichtet, sind wir natürlich im Gespräch. Gerade wenn es um juristische Fragen geht. Wir sind im Team vier Volljuristinnen und alle Expertinnen auf dem Gebiet des Erbrechts und der Abwicklung von Nachlässen. Aber es geht in den Gesprächen nicht nur um Rechtliches.
Es ergibt sich also immer auch eine persönliche Ebene?
Sicher. In dem Moment, in dem sich jemand bei uns meldet, schenkt er uns sein Vertrauen. Dessen sind wir uns sehr bewusst. Diese Menschen schätzen die jahrzehntelange Arbeit der SOS-Kinderdörfer und möchten uns etwas sehr Persönliches anvertrauen. Mir wird also von Anfang an viel Positives entgegengebracht. Genauso vertrauensvoll und offen gehe ich in diese Gespräche.
Haben die Menschen, mit denen Sie sprechen, oft eine ganz konkrete Vorstellung davon, wie ihr Nachlass im Rahmen der SOS-Arbeit verwendet werden soll?
Wenn jemand etwa eine ganz besondere Beziehung zu einem Kontinent oder einem Land hat, besteht schon der Wunsch, dass der Nachlass nur für die dortige SOS-Arbeit verwendet werden soll. In der Regel geben die Menschen ihren Nachlass aber ungebunden an uns. Auch in diesem Punkt schenken sie uns ihr Vertrauen. Wir setzen das Erbe dort ein, wo es am Nötigsten gebraucht wird.
Noch eine persönliche Frage zum Schluss, ist es nicht belastend immer mit den Themen Tod und Erbe konfrontiert zu sein?
Natürlich erleben wir traurige Situationen. Doch der Tod gehört nun einmal unvermeidlich zum Leben. In erster Linie empfinde ich meine Arbeit als positiv. Ich helfe Menschen, ihre Dinge zu regeln. Als Expertin kann ich Wege aufzeigen und Ratschläge geben. Über Sterben und Vererben zu sprechen ist kein Tabu und längst nicht so angstbesetzt wie man glaubt. Oft meine ich bei den Menschen sogar etwas Befreiendes wahrzunehmen, wenn alles geordnet ist. Das gibt dann auch mir ein gutes Gefühl.
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