Wohl keinem anderen Tag fiebern Kinder auf der ganzen Welt so gespannt entgegen wie Heiligabend. Auch im SOS-Kinderdorf Seekirchen ist Heiligabend ein besonderer Tag. SOS-Kinderdorf-Mutter Beate Schmitt feiert Weihnachten mit fünf Kindern zwischen sieben und 15 Jahren. Im Interview erzählt sie von den Vorbereitungen und den Ritualen.
Frau Schmitt, wann beginnt denn bei Ihnen der Heiligabend?
Die ersten Kinder sind schon die ganze Nacht davor aufgeregt und manche sind schon ab Viertel nach Fünf wach. Es ist draußen noch dunkel und da denken die Kinder, dass das Christkind vielleicht schon vorbeigekommen ist. Also stehen die Kinder dann schon auf.
Gibt es denn an diesem besonderen Tag so etwas wie einen „geregelten Ablauf“?
Wir versuchen, morgens ganz normal zu frühstücken. Allerdings essen die Kinder nicht viel, denn sie sind so aufgeregt. Vormittags schmücken wir dann den Christbaum. Das ist ein festes Ritual. Das machen wir so, wie ich es als Kind auch gemacht habe. Der Erwachsene darf die Lichterkette aufhängen. Die Kinder schmücken danach den Weihnachtsbaum mit Kugeln und Schokoladenaufhängern. Jedes Kind will immer die schönste Kugel aufhängen. Dann gibt es schon einmal kleine Streitereien und dann passiert schon ab und zu ein kleines Unglück und eine Kugel fällt runter. Aber das ist nicht so schlimm.
Gehen Sie denn am Nachmittag in die Kirche?
Ja, wir laufen zu Fuß in die Kirche. Das ist so etwa 20 Minuten Fußweg vom Kinderdorf. Nach der Kirche gehen wir dann gemütlich nach Hause. In dieser Zeit hat mein großer Sohn die Aufgabe die Geschenke unter den Baum zu legen und beim Christbaum die Lichter einzuschalten. Die Kleinen sind dann schon sehr aufgeregt und fragen sich: „Ist wirklich das Geschenk da, das ich auf den Wunschzettel geschrieben habe?“. Wir kommen dann zusammen rein und dann sehen die Kinder die Geschenke und freuen sich sehr darüber. Dann dürfen sie die Geschenke auspacken.
Was gibt es denn bei Ihnen zu essen an Heilig Abend?
Bei uns gibt es jedes Jahr Salate mit Würstchen. Das kann ich gut vorbereiten. Die Würstchen müssen nur heiß gemacht werden. Das darf nicht viel Arbeit machen. Denn sobald alle Geschenke ausgepackt sind, werde ich ja dringend gebraucht. Nicht fürs Kochen, sondern um die Anleitungen von den Geschenken vorzulesen. Ich lege Batterien in die Geschenke und probiere mit den Kindern die Geschenke aus. Da ist mir ganz wichtig, dass ich am Heilig Abend selber Zeit habe, um mit den Kindern zu spielen. Wir haben dann genug Zeit zum Spielen. Und so gegen 18.30 Uhr stelle ich dann das Essen auf den Tisch. Und auch dann essen die Kinder nicht so viel, weil sie immer noch so aufgeregt sind. Deswegen ist ein vorbereitetes Essen wie Salate und Würstchen genau das richtige Essen.
Auch der schönste Heiligabend geht irgendwann einmal zu Ende. Dürfen alle bis zum Umkippen wachbleiben? Oder gibt es doch halbwegs feste Zeiten, an denen es dann heißt: „Nun ist aber wirklich Bettzeit“?
Nein, am Heiligabend gibt es keine festen Bettzeiten. Aber wenn ich sehe, dass ein Kind fast einschläft, dann sag ich dann schon einmal: „Leg dich doch mit deinem Geschenk ins Bett, nimm dein Geschenk in den Arm und dann kannst Du auch gut einschlafen.“
Frau Schmitt, vielen lieben Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Wir wünschen Ihnen und Ihren Kindern schöne Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.