Es ist immer wieder dieser Abend, an dem sie alle nicht nach Hause gehen wollen. Nicht, bevor die Einnahmen gezählt wurden, nicht, bevor sie genau wissen, ob sie denn genauso gut wie im Vorjahr abgeschnitten haben. Oder sogar besser.
Traditionell veranstaltet die Theater-AG der Berliner Max-von-Laue-Oberschule eine ihrer zehn jährlichen Vorführungen zugunsten von Kindern in Not. In diesem Jahr beschlossen die Schüler, sämtliche Einnahmen dieses Abends an die Aktion "6 Dörfer für 2006" der SOS-Kinderdörfer zu spenden. Zur FIFA-WM 2006 wollen die SOS-Kinderdörfer weltweit sechs neue Dörfer bauen und über 800 Kindern ein neues Zuhause geben.
Die Schüler waren zufrieden: 1027,48 Euro hatten sie mit der Komödie "Der Engel mit dem Blumentopf" eingespielt. "Deutlich mehr als in den letzten Jahren", sagt Hans-Joachim Weise, der die Theater-AG vor 34 Jahren gegründet hatte. Damals war ein Kollege, der Musiklehrer der Schule, in den Ruhestand getreten und mit ihm waren die regelmäßigen Schulkonzerte verschwunden. Eine Lücke, die der junge Deutschlehrer Hans-Joachim Weise unbedingt füllen wollte. "Es muss doch an einer Schule noch etwas anderes geben als Zensuren!"
Ab sofort gab es die Theater AG, die recht bald immer professioneller wurde und ihre Sache bei allem Spaß ziemlich ernst nahm. Richtige Kostüme mussten her und ein Bühnenbild, das nach wie vor freiwillig der Hausmeister baut. Bis heute wird jede Woche von Februar bis November zweimal geprobt, macht 55 Proben bis zur Premiere. Nach der Leseprobe kommt die Sprechprobe, kommen Kostümproben. Geld gibt es dafür keines, weder für den Lehrer, noch für die Schüler, die nicht einmal in den Ferien wirklich frei haben: Da lernen sie den Text.
Wer macht so was? "Es melden sich jedes Jahr genug Schüler, die begeistert dabei sind." Und die sich nicht davon abhalten lassen, dass es manchmal strenger zugeht. Wie neulich, als bei einer Aufführung ein Schauspieler seinen Auftritt vertrödelte und die anderen auf der Bühne improvisieren mussten. "Da kann ich stinksauer werden, denn so was ist vermeidbar!" Jeder in der Gruppe habe seine Aufgabe zu erfüllen und sei mit dafür verantwortlich, dass der Abend gelingt. "Disziplin ist am Theater ganz wichtig - die Kinder akzeptieren das."
Auch die jährliche Spendenaktion hat für Hans-Joachim Weise neben der Hilfe für Not leidende Kinder einen Nebeneffekt. "Für die Schüler wird Helfen etwas Selbstverständliches, es wird Teil des Alltags."
Der junge Deutschlehrer Hans-Joachim Weise ist inzwischen 62 Jahre alt geworden. "Ewig wird es die Theater-AG also nicht mehr geben." Doch Weise ist überzeugt, dass danach wieder etwas kommen wird. "Vielleicht eine Schulband oder noch was ganz anderes. Irgendetwas wird nachwachsen!"
Wenn Sie jemanden als Spender der Woche vorschlagen möchten, schreiben Sie bitte an: simone.kosog@sos-kd.org