Den Komponisten Robert Stolz kannte er gut und mit José Carreras teilte er sich die Bühne ebenso wie mit seinem Freund Rudolf Schock, als der den "Zigeunerbaron" gab. Ferdinand Wehmeyer ist Sänger mit Leib und Seele und hat im Lauf der Jahre mit einigen Berühmtheiten auf der Bühne gestanden. Aber um die Menschen mit seiner Stimme zu unterhalten, braucht der 68-Jährige keine prominenten Kollegen und große Opernhäuser.
Seit mittlerweile mehr als 40 Jahren tritt der Volkssänger aus Essen ohne Gage in Seniorenclubs und Altenheimen auf. Dort schmettert Wehmeyer keine Arien, sondern gibt neben Operettenstücken auch Volks- und Seemannslieder zum Besten. "Stücke von Hans Albers liegen mir nach Meinung meiner Kritiker besonders", sagt er. Seine ehrenamtlichen Auftritte, für die er auch schon das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, kommen bei den Zuhörern gut an. Viele bedanken sich nach der Vorstellung bei ihm und sagen, er soll bald wieder kommen. Auch Wehmeyer bedeuten die kleinen Gastspiele viel. "Wenn sich die Menschen freuen und mitsingen, dann freut mich das auch", betont er.
Doch Ferdinand Wehmeyer engagiert sich nicht nur für ältere Menschen, ihm liegen auch die ganz jungen am Herzen. Seit mehr als 25 Jahren unterstützt der Musiker mit regelmäßigen Beiträgen die SOS-Kinderdörfer. Kennen gelernt hat er die SOS-Kinderdörfer durch den Mann, der sie ins Leben gerufen hat: Hermann Gmeiner. "Meine Mutter, die selbst als Vollwaise aufgewachsen ist, hat mich zu einem seiner Vorträge mitgenommen", erinnert sich Wehmeyer, der damals 16 Jahre alt war. Mutter und Sohn waren von Gmeiners Vortrag begeistert und gingen anschließend nach vorne, um mit ihm zu sprechen: "Ich weiß noch, als er zu meiner Mutter sagte, wie schön er es fände, dass sie mich mitgebracht hat. Das war, glaube ich, eines seiner Ziele, dass sich nicht nur Erwachsene, sondern auch Gleichaltrige für benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzen". Er hat selbst erlebt, was es für ein Kind bedeuten kann, wenn nicht beide Elternteile da sind. Er wuchs ohne Vater auf. Im Internat, das er nach den Kriegsjahren besuchte, traf er viele Kinder, die ein ähnliches Schicksal hatten.
Ferdinand Wehmeyer ist schon seit einiger Zeit im Vorruhestand. Ein folgenschwerer Unfall, bei dem ihn ein betrunkener Autofahrer angefahren hatte, zwang in Ende der siebziger Jahre zu einer längeren Bühnenpause. Danach konnte er unter anderem aus gesundheitlichen Gründen seine Sängerkarriere nicht wie zuvor fortsetzen. Er entschied sich daraufhin dafür, eine kaufmännische Ausbildung zu absolvieren, um seine beruflichen Chancen zu verbessern. Fortan arbeitete er bis 1993 in der Verwaltung des Essener Theaters und hatte dort auch immer wieder Gesangsrollen.
Obwohl Wehmeyer im Ruhestand ist, hat er einiges zu tun. Er ist Schöffe am Landgericht, hilft manchmal bei der Zeitung als Musikkritiker aus und engagiert sich ehrenamtlich in Vereinen. Für Wehmeyer ist es, wie er sagt, ein inneres Bedürfnis, sich für andere einzusetzen. Woher das kommt, kann er nicht genau sagen. "Das ist irgendwie in einem drin", meint er abschließend.
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