Einem Land, das im Fußball gut ist, dem muss es doch auch sonst gut gehen! Das zumindest hätten viele der Schüler noch vor kurzem gedacht, erzählt Claudia Horn, Lehrerin an der Geschwister-Scholl-Schule in Langen. Und also könnten die Menschen in Brasilien doch nicht allzu schlecht dran sein.
Dann kam die Fußball-Weltmeisterschaft und die Grundschüler erfuhren nicht nur, dass selbst den Fußballkünsten der Brasilianer Grenzen gesetzt sind, sondern noch viel mehr. Unter dem Titel "Fair Play" haben sich Lehrer und fast 300 Schüler mit dem Projekt "6 Dörfer für 2006" der SOS-Kinderdörfer auseinandergesetzt: Da sollten also in sechs Ländern neue Kinderdörfer gebaut werden - und wer wohnt denn eigentlich in so einem Dorf? Wie sieht es aus in der Ukraine oder in Vietnam? Und welche Farben haben ihre Flaggen? Und wie gut geht es nun den Brasilianern tatsächlich? "Ich glaube, dass die Schüler eine Menge gelernt haben", sagt Claudia Horn. Zum Beispiel, dass in Brasilien viele arme Menschen leben, auch Kinder in ihrem Alter, die, wenn überhaupt, mit einer alten Dose Fußball spielen, weil ihre Eltern nicht einmal genug Geld für die tägliche Nahrung haben, geschweige denn für einen Fußball.
Oder dass die Jungen und Mädchen im SOS-Kinderdorf weder eine leibliche Mutter noch einen Vater haben, die sich um sie kümmern können. Für die meisten Schüler sei es heute nicht mehr ungewöhnlich, dass ein Kind nur mit einem Elternteil zusammenlebt, erzählt Claudia Horn, aber ganz ohne Eltern? "Ich glaube, die Kinder haben ein Gespür dafür bekommen, was das bedeutet und wie sehr es den Jungen und Mädchen helfen kann, wenn sie im SOS-Kinderdorf wieder eine Mutter bekommen."
Generell sei das Bewusstsein dafür geschärft worden, dass wir hier im Überfluss leben und es uns nicht weh tut abzugeben. Das zeigte sich spätestens im ökumenischen Gottesdienst, der sich ebenfalls mit dem Fair Play auseinandersetzte. Da hatten schon viele Schüler ihren Euro in der Hand, lange bevor sie am Ausgang zu den Sammelbüchsen kamen. Ob die Kinder das Projekt weiterverfolgen werden? Naja, sagt Claudia Horn, das hänge nun auch wieder davon ab, ob die Lehrer es weiter zum Thema machen. "Schön ist es für die Kinder natürlich, wenn sie erfahren, dass sie wirklich helfen konnten."
Daran besteht kein Zweifel: Die Bauarbeiten zu allen sechs Dörfern haben begonnen und in Vietnam, Mexiko und Südafrika konnten bereits die ersten Kinder einziehen - auch dank der Unterstützung der Geschwister-Scholl-Schule in Langen.
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