Über so viele Jahre trugen die Eheleute Maahsen eine Frage mit sich herum, dabei wäre die Antwort im Grunde einfach gewesen: Hans und Hilde Maahsen hätten nur ihre Begabung einsetzen und wie wild basteln müssen.
Aber darauf kamen sie erst später. Zunächst war da dieses bohrende Problem. "Wir sind damals sehr viel gereist", erzählt der 72-jährige Hans Maahsen, "und immer wieder haben wir das Elend der Kinder gesehen und wir hatten den dringenden Wunsch zu helfen. Nur wussten wir nicht wie." Da waren diese Jungen und Mädchen in Marrakesch, die mit einer Petroleumlampe in einer Höhle hockten und mit einem Locheisen Profile aus Lederstücken stanzten. "Die Augen der Kinder waren tot, ihre Gesichter sahen aus wie die einer Mumie." Oder das kleine Mädchen, das da um Mitternacht in seinem dünnen Kleidchen auf einem Rastplatz irgendwo in der Türkei stand und um Geld bettelte. Als die Maahsens ihm Obst und Gebäck geben wollten, fing es an zu weinen. Später hörten sie, dass der Vater des Kindes Alkoholiker sei und die Mutter drogenabhängig - und dass das Mädchen geschlagen werde, wenn es ohne Geld nach Hause komme. Aber was tun? Wie helfen? "Wir haben damals zu verschiedenen Stellen Kontakt aufgenommen, aber es kam nie etwas dabei heraus."
Dann traf das Ehepaar aus Viersen bei einer Busreise zufällig auf Menschen, die schon seit einiger Zeit für die SOS-Kinderdörfer spendeten. Hans und Hilde Maahsen hörten aufmerksam zu, informierten sich, dachten nach, trafen einen Entschluss - und Hans Maahsen baute die ersten Vogelhäuser, die sich gleich erfolgreich verkauften. Sowohl für Hilde als auch für Hans Maahsen war klar, dass sich, wenn überhaupt, beide gemeinsam stark machen würden. "Wir haben in 50 Jahren Ehe fast alles zusammen gemacht, teilweise sogar zusammen gearbeitet", sagt Hans Maahsen vergnügt. Eine Partnerschaft stehe und falle für ihn mit den gemeinsamen Interessen. So funktionierten Hans und Hilde vier Kelleräume ihres Bungalows zur Bastelstube um und legten los. Er sägte Wände für Nistkästen zu, sie knetete Plätzchenteig, er setzte Futterautomaten zusammen, sie bastelte aus Tannenzapfen, Filz und Kordeln kleine Männlein: die Waldwichtel.
Wer in diesen Tagen Hans Maahsen besuchen möchte, trifft ihn ziemlich wahrscheinlich am Computer an. "Ich bin gerade dabei, die ganzen Danksagen an unsere Unterstützer zu schreiben", erklärt er. Und liest zufrieden einen Satz aus dem eben formulierten Schreiben vor: "Wir steuern den 7000 Euro entgegen." Zwischen 7000 und 8000 Euro werde sich die Summe wohl einpendeln, die seine Frau und er im vergangenen Jahr für die SOS-Kinderdörfer eingenommen haben. "Je nachdem, was draußen in den letzten Tagen noch los war." Draußen in den Geschäften von Viersen und anderswo am Niederrhein. Allein von ihren Weihnachtsmännern, seit diesem Jahr neu im Programm, haben sie 700 Stück gebastelt - sie waren schon lange vor Weihnachten ausverkauft.
Früher, sagt Hans Maahsen, seien seine Frau und er zweimal im Jahr nach Gran Canaria geflogen. Heute, mit über 70, fahren sie lieber einmal im Jahr mit dem Auto nach Ungarn - wo die beiden übrigens zwei SOS-Patenkinder haben. Ein Triumph schwingt mit, wenn Hans Maahsen davon erzählt. Es ist wohl der Triumph dessen, der die richtige Antwort gefunden hat.
Wenn Sie jemanden als Spender der Woche vorschlagen möchten, schreiben Sie bitte an: simone.kosog@sos-kd.org