"Ich bin ziemlich komplett!" – Das sagt sich so leicht, aber Briefmarkenfreunde heben die Köpfe, wenn sie so etwas hören. Sie wissen, dass da jemand über Jahre mit viel Biss gesammelt hat, hartnäckig Jagd auf fehlende Stücke gemacht hat, meistens mit Erfolg. Die Sammlung, mit der Klara Begger aus Lingen nahezu komplett ist, gilt dem Thema "SOS-Kinderdörfer".
Briefmarken sammelt Klara Begger bereits, seit sie Kind ist, und das ist eine Weile her – Klara Begger ist heute 93 Jahre alt und damit das älteste Mitglied bei den Lingener Briefmarkensammlern - die einzige Frau ist sie dort außerdem. Ende der 80er-Jahre übernahm die Lingenerin eine Patenschaft für ein Mädchen aus einem vietnamesischen SOS-Kinderdorf. Nach Ende des Vietnamkrieges hatte die neue Regierung die Kinderdörfer schließen lassen. Erst nach langjährigen Verhandlungen konnten sie 1989 wieder eröffnet werden. Klara Begger erinnert sich: "Natürlich ging es mir in erster Linie darum, Hilfe zu leisten, aber ich hatte auch von Anfang an die Idee, eine Sammlung aufzubauen". Fast zwanzig Jahre später hat sie diese Sammlung jetzt bei der Jubiläumsausstellung ihres Vereins, der 60 Jahre alt wurde, zum ersten Mal gezeigt.
Einen ganzen Monat lang haben die Briefmarkenfreunde gefeiert. Unter dem Titel "Unsere Welt im Kleinformat" waren verschiedene Sammlungen zu sehen. "Die Resonanz war riesig", sagt Paul Graupner, der erste Vorsitzende. Die Ausstellung Klara Beggers war in der letzten Woche dran. Chronologisch angeordnet, erzählen ihre Briefmarken, Karten und Briefe eine Geschichte: angefangen vom ersten Kinderdorf, das vor über 50 Jahren im österreichischen Imst entstand, bis hin zu den "6 Dörfern für 2006", die anlässlich der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland derzeit gebaut werden. Hermann Gmeiner ist auf den Briefmarken zu sehen, lachende Kinder, Mütter und Häuser sind abgebildet, eine kleine Hand, die eine große hält. Auch Klara Beggers eigene Korrespondenz mit ihrem ersten Patenkind aus Vietnam, und später mit ihrem zweiten Patenkind aus Ägypten gehört zur Ausstellung. Was sie an den Briefmarken so fasziniert? "Mich begeistert die Schönheit der Marken und die Intelligenz, mit der die Motive umgesetzt werden. Obwohl sie so klein sind, sind sie anziehend, oftmals liebenswert und aussagekräftig. Außerdem bin ich gerne mit der Welt in Kontakt." Zum Jubiläum gehörten auch eine Spendensammlung und eine Tombola, deren Erlöse an die SOS-Kinderdörfer gingen - ein weiterer Beitrag für das "Haus Lingen", das zurzeit in einem Kinderdorf in Mosambik gebaut wird und an dessen Finanzierung die ganze Stadt beteiligt ist.
Wenn Sie jemanden als Spender der Woche vorschlagen möchten, schreiben Sie bitte an: simone.kosog@sos-kd.org