Wie viele Wörter passen in eine Minute? Bei Egon Schuh sicherlich doppelt so viele wie bei anderen Menschen. Im eiligen, selbstbewussten Rheinländisch erzählt er die Geschichten, die er schon so oft erzählt hat. Pausen braucht er keine, woher sollte er die auch nehmen - viel zu voll sind seine Tage, viel zu viele Aufgaben hat er seinem Leben zugeteilt.
Da sind die fünf Kinder, die er und seine Frau Margret großgezogen haben. Da ist seine Laufbahn bei der Deutschen Bundesbahn, die ihn bis in den Vorstand des Personalrats geführt hat, da sind seine vielen Ehrenämter und Aufsichtsratsmandate. Und da ist seine Arbeit für die SOS-Kinderdörfer, die 1993 begann und wie alles andere bei diesem Mann den Rahmen sprengt.
Egon Schuh war damals Mitglied des Fußballvereins VfB Korschenbroich und hatte die feste Absicht, den Kindern zu helfen. Auf der Vorstandssitzung entschied der Verein eine SOS-Kindpatenschaft zu übernehmen - mit der vagen Idee, langfristig zwanzig Patenschaften dauerhaft zu finanzieren. "Damals hat ja keiner geahnt, welch wunderbare Geschichte sich daraus entwickeln würde", sagt Egon Schuh heute.
Das Wunder von Korschenbroich: 1995 gründet Egon Schuh den VfB-SOS e.V., Jahr für Jahr übernimmt der Verein weitere Patenschaften, schnell ist nicht mehr von zwanzig Kindern die Rede, sondern von fünfzig, hundert, zweihundert. Bis heute hat der VfB-SOS über 220 Patenschaften vermittelt, das hat weltweit noch niemand geschafft. Für sein Engagement hat Egon Schuh das Bundesverdienstkreuz bekommen.
Wie er all diese Leute überzeugt hat? Da gebe es keine Schablone, sagt Egon Schuh. "Mit der 82-jährigen Frau spreche ich anders als mit dem Manager oder dem Banker."
Ach ja, und da ist noch ein Projekt: Egon Schuh schreibt ein Buch. "Traumfabrik Liebe" wird es heißen, Ende Oktober in den Verkauf gehen, der Erlös soll in den Bau eines Familienhauses in einem SOS-Kinderdorf einfließen. Der Autor erzählt darin nicht nur von der Arbeit des VfB-SOS, sondern auch die Geschichten vieler Kinder, deren Patenschaften der Verein übernommen hat. Bis zwei Uhr in der Früh haben seine Frau und er diese Nacht wieder gesessen, die letzten Korrekturen vorgenommen, bald ist Abgabe.
Und sonst? Naja, das zweite Buch ist natürlich auch schon in Planung. Und man glaubt es kaum, Hobbys, sagt Egon Schuh, habe er auch: Gitarre spielen, Lesen, Rad fahren – um nur eine Auswahl zu geben.
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