Wäre Renate Althaus Leben ein bisschen anders verlaufen, dann wäre sie heute vielleicht SOS-Kinderdorf-Mutter im Ruhestand. "Ich hatte mich immer sehr für den Beruf der Kinderdorf-Mutter interessiert", sagt die 79-jährige Frau, "aber dann lief mir mein Mann über den Weg." Und der fröhliche Ton in ihrer Stimme verrät, wie dankbar sie immer noch für diese Begegnung ist.
Im Krieg hatte Renate Althaus ihre Mutter und jüngeren Geschwister verloren, der Vater starb kurz darauf. Von Ostpreußen führte sie ihr Weg nach Schleswig-Holstein, wo sie auf einem Bauernhof Schweine fütterte und Kühe molk. Schließlich fand sie Arbeit bei einer Stahlfirma in Dortmund und sie fand ihren späteren Ehemann: einen Witwer mit Kindern. "Plötzlich hatte ich wieder eine Familie."
Die Eheleute waren kaum zusammen, die finanzielle Situation gerade stabil, als Renate Althaus zu spenden begann. So manches Mal habe ihr inzwischen verstorbener Mann schmunzelnd den Kopf geschüttelt. "Dein sozialer Tick bringt uns noch an den Bettelstab." Renate Althaus hat weiter gegeben, soviel sie geben konnte, vor allem für die SOS-Kinderdörfer. "Ich weiß, wie wichtig es für ein Kind ist, in liebevoller familiärer Umgebung aufzuwachsen."
Als Hermann Gmeiner Anfang der 60er Jahre die Bevölkerung aufrief, einzelne Reiskörner für den Bau eines Kinderdorfes in Südkorea zu kaufen, war Renate Althaus wieder dabei. Das Reiskorn von damals trägt sie heute noch im Portemonnaie. "Es hat mir immer geholfen, gut über die Runden zu kommen", sagt sie mit einem heiteren Lachen, das sie wohl schon ein langes Stück Leben begleitet hat.
Zu ihrem 79. Geburtstag in diesem Jahr hat sie sich dann endlich einmal einen eigenen Wunsch erfüllt: Sie machte eine Kreuzfahrt durchs östliche Mittelmeer. Denn Achtzigsten im nächsten Jahr wolle sie aber auf jeden Fall wieder im Kreise ihrer Familie feiern. Diese ist inzwischen ziemlich gewachsen, fünf Enkelkinder zuzüglich Partner und drei Urenkel gehören dazu - "und sie alle wollen bedacht werden". Die vierteljährliche Spende für die SOS-Kinderdörfer werde sie natürlich dennoch weiter zahlen, beeilt sich Renate Althaus hinzuzufügen.