Wenn man Jörg Kummers Stimme hört, glaubt man nicht, dass der Mann erst vor kurzem seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. Jung klingt er und voller Energie. Ebenso wie seine Frau Annegret, die nur gut ein Jahr jünger als ihr Mann ist.
Für Herrn Kummers runden Geburtstag hatte sich das Ehepaar etwas Besonderes ausgedacht. Gemeinsam mit Freunden und Verwandten fuhren sie nach Seligenstadt, das nahe ihrem Wohnort Neu-Isenburg bei Frankfurt liegt. Nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung ging es dann weiter zum Feiern in einen Gasthof, in dem schon Napoleon gespeist haben soll. Die Kummers haben diesen besonderen Tag unter ein Motto gestellt, das auf dem Gedicht "Der humorvolle Vogel" von Wilhelm Busch beruht. Darin wartet ein Vogel, der in einer ausweglosen Situation steckt, auf den langsam näher rückenden Kater. Doch der Piepmatz weiß die Zeit zu nutzen: "Will noch ein wenig quinquilieren und lustig pfeifen wie zuvor. Der Vogel, scheint mir, hat Humor", heißt es bei Busch. "Man soll nicht jammern, dass man alt ist", sagt Jörg Kummer und fügt hinzu: "Das Fest war unser lustiges Pfeifen und das war sehr, sehr schön."
Herr Kummer wollte zu seinem 80. Geburtstag keine Geschenke. "Ich habe alles, was ich brauche", sagt er. Stattdessen wünschte er sich von seinen rund 50 Gästen, dass sie an die SOS-Kinderdörfer spenden. Wie auch zu seinem 75. Geburtstag sind alle Freunde und Verwandte seinem Wunsch nachgekommen. Die Idee des SOS-Gründers Hermann Gmeiner begeistert das Ehepaar Kummer schon sehr lange. Seit fast 50 Jahren unterstützen die beiden die Arbeit der SOS-Kinderdörfer: "Wir haben ja selbst drei Kinder, die sich Gott sei Dank alle prächtig entwickeln konnten. Da denkt man dann ganz automatisch daran, dass es eben auch Kinder gibt, bei denen das aus verschiedensten Gründen nicht so ist", meint Herr Kummer.
Neben dem Geburtstag gab es bei den Kummers vor kurzem noch einen anderen Grund zum Feiern: Das Ehepaar ist seit mehr als 50 Jahren verheiratet und konnte somit auf ihre goldene Hochzeit anstoßen. "Und wir haben uns immer noch gern", betont Frau Kummer. Kenngelernt haben sich die beiden beim Skilaufen. Diesen Sport haben sie auch bis heute nicht aufgegeben und hoffen auf die kommende Saison. Zu den Bergen fühlen sich die Kummers überhaupt sehr hingezogen: Der Mont Blanc ist nur einer der insgesamt 35 Viertausender, deren Gipfel sie erklommen haben.
Jörg Kummer ist seit gut zehn Jahren im Ruhestand. Zuvor war er an der Frankfurter Universität am Institut für angewandte Physik beschäftigt, wo er als Professor unterrichtete. Trotz seiner Pensionierung kümmerte er sich auch weiterhin um die so genannten Schülervorlesungen, in denen Gymnasiasten an die Naturwissenschaften herangeführt werden sollen. Diese Aufgabe hat er erst vor kurzem aufgegeben. Annegret Kummer ist Berufsmusikerin und spielt immer noch des öfteren bei Gottesdiensten und Konzerten die Orgel. Zuhause musiziert sie täglich am Cembalo. Die technischen und musikalischen Talente der Eltern haben sich offensichtlich auf deren Kinder übertragen. Die beiden Töchter leben von der Musik während der Sohn ein Ingenieurbüro betreibt.
Dass die ganze Familie inklusive der sechs Enkel zusammenkommt ist eher selten, meist zu Weihnachten oder eben zu Geburtstagen, wie zu Herrn Kummers Achtzigsten. Da der nächste runde Geburtstag ja schon ansteht, bleibt zu hoffen, dass auch dann wieder alle die Zeit finden werden, um gemeinsam mit Herrn und Frau Kummer zu quinquilieren.
Wenn Sie jemanden als Spender der Woche vorschlagen möchten, schreiben Sie bitte an: simone.kosog@sos-kd.org