"Was sind schon 50 Mark im Monat? Die gebe ich manchmal an einem Abend beim Chinesen aus!" Den Satz haut Christel Goeres auch heute noch so manchem Bekannten um die Ohren, der sie für ihr Engagement lobt - auch, wenn es längst nicht mehr 50 Mark, sondern 31 Euro sind, die eine Patenschaft der SOS-Kinderdörfer für ein Kind kostet. Aber von der Sache her habe sich nichts geändert: "Wem nützt es, wenn die Leute mir erklären, wie toll sie fänden, was ich mache? Da sage ich nur: Das könnt ihr auch!"
An sich selbst stellt die 58-jährige Christel Goeres, die mit ihrem Mann in Frankfurt lebt, noch viel höhere Anforderungen. "Ich denke immer, dass ich noch viel mehr tun könnte." Wieder und wieder sagt sie das, obwohl sie doch nun wirklich nicht nur zuschaut: Nach dem Sturz des Ceaucescu-Regimes ist sie mit dem LKW nach Rumänien gefahren, im Laderaum Hilfsgüter für die Not leidenden Kinder. Die erforderlichen Carepakete hatte sie bei einer privaten Party im eigenen Wohnzimmer gesammelt. Als sie mal in Rio war, hat sie eine Gruppe Straßenkinder an ihren Tisch im Lokal gerufen und dafür gesorgt, dass alle satt wurden. Mehrere Tage hintereinander. Sie unterstützt die "Ärzte für die Dritte Welt", sie spendet für die Blindenmission, sie arbeitet ehrenamtlich für die Caritas. "Einmal pro Woche betreue ich dort eine alte Dame - aber was ist schon einmal pro Woche? Bleiben noch sechs Tage übrig!"
Und dann ist da noch ihr Engagement für die SOS-Kinderdörfer. "Von denen bin ich hundertprozentig überzeugt!" Viele Jahre war sie Patin von Flavia, "meiner Flavia", die im SOS-Kinderdorf João Pessoa in Brasilien aufgewachsen ist, bis sie im vergangenen Jahr mit 17 zu ihrer leiblichen Großmutter zog. "Durch die regelmäßigen Briefe und Berichte, die ich bekommen habe, war ich immer nah an Flavia dran. Die Briefe waren immer sehr ehrlich. Da stand auch mal drin, dass Flavia manchmal etwas schusselig sei und lieber Fußball spiele als zu lernen." Nicht anders, als die Jugendlichen in Deutschland auch, findet Christel Goeres.
Nun hat sie eine neue Patenschaft übernommen für den zweijährigen Moses, "meinen kleinen Moses", der in einem Kinderdorf in Nigeria aufwächst. "Ich habe ein Foto von ihm bekommen, da sitzt er hübsch angezogen mit so Tüllsöckchen in einem Sessel und schaut pausbäckig in die Kamera." Als Frühgeburt war Moses auf die Welt gekommen und von seinen Eltern ausgesetzt worden. Im Krankenhaus wurde der schmächtige Junge aufgepeppelt, bevor er ins SOS-Kinderdorf kam und dort ein Zuhause fand. Heute ist er ein ruhiges, ausgeglichenes Kind. "Für mich ist ganz klar, dass ich Moses unterstütze, so lange er meine Hilfe braucht. Und wenn er später eine Ausbildung machen will, werde ich weiter für ihn da sein!"
Wo die Wurzeln ihrer Hilfsbereitschaft liegen, weiß Christel Goeres auch nicht genau, nur, dass sie offenbar schon früh damit anfing. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf, sei sie bereits mit zehn Jahren regelmäßig zu einem nahe gelegenen Kinderheim gegangen. "Kein Mensch wusste, was ich da wollte." Sie ist dann zum Beispiel mit dem kleinen David wiedergekommen, den sie zu sich nach Hause zum Spielen eingeladen hatte.
Später arbeitete Christel Goeres als Reiseleiterin und anschließend bis zu ihrer Pensionierung als Stewardess. "Da habe ich viel Elend gesehen." Noch ein Grund mehr, sich zu engagieren. Aber, ach: "Ich müsste viel mehr tun!" Das ist nicht kokett, sondern ernst gemeint, schon überlegt sie wieder, wo sie denn noch gebraucht werden könnte. "Sagen Sie mir Bescheid, wenn die SOS-Kinderdörfer mal jemanden für Spezialaufgaben benötigen, wenn vielleicht eine SOS-Mutter Hilfe braucht." Keine Frage: Christel Goeres kommt sofort.
Wenn Sie jemanden als Spender der Woche vorschlagen möchten, schreiben Sie bitte an: simone.kosog@sos-kd.org