15 Länder in sieben Tagen: Dirk Leonhardt stellt auf seinem Rennrad einen neuen Weltrekord auf und fährt dabei eine beachtliche Summe für das SOS-Kinderdorf in Albanien ein. Die Geschichte eines Extremsportlers, dem kein Ziel zu weit ist, um Kinder in Not zu unterstützen.
Weltrekorde existieren, um gebrochen zu werden
Wenn es jemanden gibt, dem man diesen Satz in den Mund legen könnte, dann ist es Dirk Leonhardt. Der in der Nähe von Hanau lebende Finanz-Controller und zweifache Familienvater hat bereits so manchen aufgestellt, sei es für den längsten Triathlon, den längsten Nonstop-Treppenlauf im Team oder wie im vergangenen Juni, als es ihm gelang, mit seinem Ausdauer-Rennrad (Endurance) innerhalb von sieben Tagen 15 Länder zu durchqueren – von den Niederlanden bis nach Kosovo – und damit seinen dritten Weltrekord aufzustellen.
Dabei geht es ihm neben der physischen Herausforderung und damit verbundenen Grenzerfahrung aber auch um Menschen, die weniger Glück im Leben haben als der 39-jährige: "Ich bin als Kind schon so erzogen worden, dass man Verantwortung übernimmt für diejenigen, denen es schlechter geht als einem selbst und die sich ohne fremde Hilfe aus ihrer Notlage nicht mehr heraus manövrieren können", erzählt Dirk Leonhardt, "und dass man teilt, was man hat."
Weise Worte, denen Taten folgten. 2015, am Höhepunkt der Flüchtlingskrise, fuhr Dirk Leonhardt mit einem Freund auf dem Fahrrad in zwei Wochen von Frankfurt bis nach Istanbul – insgesamt 3000 Kilometer. Auch damals war diese Aktion mit einem Spendenaufruf verbunden, dessen Erlös einem Kinderdorf in seiner Heimatregion zu Gute kam. "Damals hat die Spendenaktion wunderbar funktioniert, und ich hatte gemerkt, dass ich mit meinem Sport nicht nur etwas für mich tue, sondern damit auch andere inspiriere, etwas Ähnliches zu machen."
Jeder von Dirk Leonhardts Weltrekorden war mit einem Spendenaufruf verbunden. So auch der letzte: "Dieses Mal hatte ich mich bewusst auf die ärmeren Länder in Europa fokussiert – die Balkanregion." Unser Spender des Monats hatte sich das SOS-Kinderdorf in der albanischen Hauptstadt Tirana ausgesucht. "In den angrenzenden Ländern wäre es aber genauso angebracht gewesen, denn insbesondere den Kindern auf dem Balkan geht es um einiges schlechter als uns in Deutschland."
Eine Woche der Berg- und Talfahrten
Mit der Unterstützung seiner Familie im Rücken begab sich Dirk Leonhardt im Juni 2021 auf das große Abenteuer mit dem Ziel, einen neuen Weltrekord aufzustellen. Natürlich war er nicht gänzlich auf sich allein gestellt, zwei Bekannte hatten ihn die gesamte Zeit begleitet. Nicht nur, um als unabhängige Zeugen zu fungieren, die bei einem offiziellen Rekord benötigt werden, sondern auch, um die Versorgung (10 Liter Trinken pro Tag!) und Sicherheit des Extremsportlers zu gewährleisten. Und diese Hilfe war dringend nötig: "Ich hatte tatsächlich einen Totalschaden in Italien, als mir der Rahmen brach. Ich musste dann das Rad wechseln, da hat mir mein Betreuer, der in einem Begleitfahrzeug mitgefahren war, kurzerhand seines geliehen", berichtet Dirk Leonhardt, "ohne ihn wäre mein Weltrekordversuch an dieser Stelle beendet gewesen."
Sportlich anspruchsvoll und eine wahre Herausforderung waren die zahlreichen Bergetappen und damit verbundenen Höhenmeter. Doch an eine Situation erinnert sich Dirk Leonhardt besonders oft: "Als ich von Bosnien nach Montenegro unterwegs war, hatte mich mein GPS-Navigationsgerät fälschlicherweise komplett ins Nirgendwo geschickt. Ich musste mein Rad stundenlang über einsame Feldwege schieben, auf denen das Begleitfahrzeug nicht mitfahren konnte", beschreibt Dirk Leonhardt, "und dann ging mir irgendwann bei sengender Hitze das Wasser aus. Wenig später war ich total dehydriert, hatte wertvolle Zeit und die Orientierung verloren." Mental befand sich Dirk Leonhardt am Limit des Erträglichen, er war regelrecht verzweifelt und hatte keine Lösung parat. Fünf Stunden musste er sich über teils unwegsame Nebenstraßen und Feldwege arbeiten, bis er schließlich eine Schnellstraße erreichte, die ihn in die richtige Richtung nach Albanien führte. Doch an diesem Tag wurde Dirk Leonhardt ein wenig demütig, mit dem Bewusstsein, wie schnell man ohne die für uns banalen Dinge des Alltags, wie Wasser und Einkaufsmöglichkeiten, komplett hilflos wird – und genau diese Dinge dann mehr schätzt denn je.
Doch alles in allem – und trotz ein paar rücksichtsloser LKW-Fahrer – blieb unser Spender des Monats unversehrt und kann mit Stolz auf eine beachtliche Summe blicken, die er mithilfe von Spendenaufrufen in der Presse und sozialen Medien im Rahmen dieses Weltrekordversuchs einfuhr.
Die Kinder des SOS-Kinderdorfes in Tirana danken ihm dafür. Wir schließen uns ihnen an und freuen uns schon auf den nächsten Rekordversuch von Dirk Leonhardt!