Sie spielen auch Fußball, natürlich, und sie lieben ihren Fußball, aber Tatsache ist auch, dass es in der Jugendabteilung des Viktoria Resse 75 e.V. noch um etwas anderes geht: "Die Kinder kommen von der Straße", sagt Klaus Rostek, der Jugendleiter, ganz klar. Denn hier, in Gelsenkirchen-Resse, gebe es keine Einrichtungen der öffentlichen Jugendarbeit, Bedarf dagegen sei in dem strukturschwachen Stadtteil genug. "Deshalb steht bei uns auch die Leistung nicht so sehr im Vordergrund, sondern der Spaß."
Wenn Klaus Rostek davon spricht, dass der Verein eine Familie sei, dann hat er konkrete Bilder im Kopf. Der Jugendleiter denkt an Kinder, die mit 5 Jahren zum ersten Mal da waren und jetzt mit 17, 18 immer noch regelmäßig im Verein auftauchen. Er denkt an Jungen und Mädchen, die ihre Probleme mit dem Trainer besprechen, weil sie sich bei ihm gut aufgehoben fühlen. Er meint eine Gemeinschaft aus deutschen Jugendlichen, italienischen, türkischen, spanischen und serbischen. Er meint Abschlussfahrten, Vereinsfeiern und Treffen, die weit über das Fußballtraining hinausgehen.
Nun hat die Familie gefeiert. 30 Jahre alt ist der Verein geworden, "noch recht jung", findet Klaus Rostek, der hauptberuflich als Sportbeauftragter der Stadt Gelsenkirchen arbeitet. Von Anfang an stand fest, dass bei dieser Gelegenheit auch Geld für einen guten Zweck gesammelt werden sollte und unbedingt müsste der Zweck mit Fußball zu tun haben. "Da fiel mir sofort die Aktion '6 Dörfer für 2006' der SOS-Kinderdörfer ein." Klaus Rostek musste keine große Überzeugungsarbeit leisten: nachdem er erklärt hatte, warum es geht, dass die SOS-Kinderdörfer zur Fußball-WM sechs neue Kinderdörfer bauen wollen, war die Zustimmung groß.
Als nächstes bat er in einem anderen Stadtteil um Unterstützung: Ob denn nicht die Bundesligamannschaft aus Gelsenkirchen-Schalke einen Ball mit Unterschriften ihrer Spieler spenden könne, den man bei der Feier versteigern wolle.
Trainer, Spieler, Eltern, Offizielle, alle steigerten an diesem Abend mit. Es siegte der Trainer der Mädchenmannschaft - und es siegten die SOS-Kinderdörfer, die ihrem großen Ziel, ein neues Zuhause für 800 Kinder in Nigeria, Südafrika, Mexiko, Brasilien, Vietnam und der Ukraine zu bauen, wieder einen kleinen Schritt näher gekommen sind.