Seit über 50 Jahren versammeln sich engagierte Frauen in Rosengarten-Nenndorf, um mit ihrem Weihnachtsbasar Kindern in Not zu helfen. Jedes Jahr basteln, backen und gestalten sie für den Basar, der zugunsten der SOS-Kinderdörfer weltweit stattfindet.
Was 1973 mit einem kleinen Schulflohmarkt und 530 D-Mark Erlös für die SOS-Kinderdörfer begann, hat sich über die Jahre zu einer beständigen Tradition entwickelt. Bis zum Jubiläumsjahr 2023 wurden durch den Basar stolze 168.990 Euro gesammelt und gespendet. Diese Summe hat in vielen Teilen der Welt Kindern ein besseres Leben ermöglicht.
Astrit Thiel, die seit 2018 die Leitung der Veranstaltung übernommen hat, führt mit viel Herzblut die Initiative. Die Motivation der Helferinnen ist dabei stets dieselbe geblieben. "Die Freude am Helfen und die Idee, etwas Gutes zu tun, hält uns seit Jahrzehnten zusammen", sagt sie. Mit Überzeugung betont sie, wie wichtig es ist, dass Kinder die Möglichkeit haben, in einer Familie aufzuwachsen – ein Ziel, das die SOS-Kinderdörfer weltweit durch ihre Arbeit verfolgen. Die vergangenen Jahre waren durch große globale Krisen geprägt, wie den Ukraine-Krieg oder Naturkatastrophen in verschiedenen Ländern, die die Unterstützung umso dringlicher gemacht haben.
"Der Basar ist das Herzstück unserer Gemeinschaft"
Was als kleine Aktion begann, entwickelte sich über die Jahre zu einem festen Bestandteil der Dorfgemeinschaft. "Der Basar ist nicht nur eine Veranstaltung, es ist ein Herzstück unserer Gemeinschaft", betont Frau Thiel. Die treuen Helferinnen – von denen einige seit über 40 Jahren dabei sind – und das ehrenamtliche Engagement sind das Rückgrat dieses Erfolgs. "Ohne diese Frauen und ihre Ausdauer wäre der Basar nicht das, was er heute ist", erzählt sie. Die Vorbereitung für das Event beginnt bereits im Sommer. "Wir müssen früh genug anfangen, etwa Marmeladen einzukochen, damit wir rechtzeitig fertig sind", erklärt Frau Thiel.
Die Kreativität kennt dabei keine Grenzen. Jedes Jahr lassen sich die Frauen neue Produkte einfallen, um die Basarstände attraktiv zu gestalten. Neben den selbstgemachten Marmeladen, Keksen, Likören, Cremes, handgefertigten Dekoartikeln, Taschen und Kerzen erfreut sich ein spezielles Kürbisbrot großer Beliebtheit. "Es ist bei uns ein absoluter Renner, da es das nur an diesem einen Tag gibt", erzählt Frau Thiel mit einem Lächeln, "so passen wir uns dem Wandel der Zeit an."
Besonders stolz ist das Team auf die gemütliche Kaffeestube und den Bücherflohmarkt, der jedes Jahr viele Menschen anzieht. "Das ist mittlerweile ein Highlight der Veranstaltung", so Frau Thiel.
Trotz Pandemie ging die Aktion weiter
Seit der Pandemie steht der Weihnachtsbasar vor neuen Herausforderungen. "Mit Corona ist alles eingebrochen", erinnert sich Frau Thiel. Drei Jahre lang musste die Veranstaltung pausieren, doch Aufgeben war nie eine Option. Stattdessen wurde eine kreative Lösung gefunden: Marmeladen gegen Spende. "Wir haben unsere selbstgemachten Marmeladen über soziale Medien und die Gemeindeseite beworben, genauso wie wir unsere Freunde, Arbeits- und Sportkollegen für diese Aktion begeistert haben. So konnten wir die SOS-Kinderdörfer auch während der Pandemie unterstützen", sagt Frau Thiel. Die Rückkehr zum traditionellen Basar im vergangenen Jahr war für alle Beteiligten ein emotionaler Moment. "Es war ein unglaubliches Gefühl, endlich wieder die vielen vertrauten Gesichter zu sehen und die Atmosphäre des Basars zu spüren", schwärmt Frau Thiel. Besonders der Duft von frisch gebackenen Kuchen und Torten machte den Besucher:innen Appetit. "Vergangenes Jahr wurden 50 Torten und Kuchen an die Basar-Gäste gebracht – die Leute haben es einfach vermisst, und das merkt man."
Nachwuchs für den Weihnachtsbasar gesucht
Doch die Zukunft bleibt eine Herausforderung. Es fehlt an Nachwuchs, sowohl bei den Helfern als auch bei den Besuchern. "Wir sind eine kleine Gemeinde, und es ist schwer, jüngere Leute zu finden, die sich engagieren wollen", gibt Frau Thiel zu. Momentan besteht das Team aus 15 festen Helferinnen, die jedes Jahr die Veranstaltung auf die Beine stellen. "Es wäre schön, wenn wir mehr Jüngere motivieren könnten, mitzumachen. Die Veranstaltung ist nicht nur für die SOS-Kinderdörfer wichtig, sondern auch für unsere Dorfgemeinschaft."
Dennoch blickt Astrit Thiel optimistisch in die Zukunft: "Wir haben viele Ideen, wie wir den Basar weiterentwickeln können. Aber ohne mehr Unterstützung wird es schwierig." Trotz aller Herausforderungen bleibt die Freude am Helfen und am gemeinsamen Engagement die treibende Kraft hinter der Veranstaltung.
„Wir machen weiter, weil wir wissen, dass wir damit etwas bewirken können. Und das ist das Wichtigste.“
Auch in den kommenden Jahren soll der Weihnachtsbasar fortgeführt werden, um Kindern in Not zu helfen. "Es gibt so viele Kinder, die nicht das Glück haben, behütet aufzuwachsen. Besonders in den letzten Jahren, durch den Ukraine-Krieg und Katastrophen wie das Erdbeben in der Türkei und Syrien, ist der Bedarf an Hilfe enorm gestiegen. "Das Geld muss dahin, wo es am dringendsten gebraucht wird", betont Frau Thiel.
Die Veranstaltung ist in Nenndorf nach wie vor ein Höhepunkt im Jahreskalender. "Die Leute freuen sich jedes Jahr darauf, und wir wollen das unbedingt weiterführen", sagt Frau Thiel abschließend. "Es ist so schön zu sehen, wie wir als Gemeinschaft zusammenkommen, um etwas Gutes zu tun." Ende November 2024 findet der nächste Basar statt – die Vorbereitungen laufen!
Wir danken allen Helferinnen in Rosengarten-Nenndorf für ihre Ausdauer und ihren unermüdlichen Einsatz!