"Ich bin begeistert. Das ist einfach eine ganz tolle Klasse", sagt Kathleen Rauchfuß immer wieder. Für ihre Begeisterung hat die Lehrerin, die an der Georg-Kerschensteiner-Berufsfachschule in Obertshausen unterrichtet, auch allen Grund: In wochenlanger Arbeit haben ihre Schüler gemeinsam eine Idee entwickelt und ein Projekt auf die Beine gestellt, um Kindern in Afrika zu helfen. Ihr Einsatz kommt dem Kinderdorf Abuja in Nigeria zugute, das im Rahmen der SOS-Aktion
6 Dörfer für 2006 entsteht.
"Die Initiative kam von den Schülern. Ich hatte das nicht geplant", erzählt Frau Rauchfuß. Die Idee zu dem Projekt "Einen Euro für einen Tag Leben in Afrika" kam den Jugendlichen im Politikunterricht, wo gerade das Thema Demokratie auf dem Lehrplan stand. Dabei ging es auch um Solidarität und Helfen. In den Diskussionen im Unterricht wurde bald klar, dass es die Schüler nicht bei der theoretischen Auseinandersetzung belassen, sondern selbst aktiv werden wollten. "Wir wollen helfen", lautete fortan die Devise.
In den kommenden Wochen beschäftigten die Klasse mit dem Schwerpunkt Hauswirtschaft und Ernährung vor allem zwei Fragen: Wem können wir helfen und wie kann diese Unterstützung aussehen? "Ich war jede Schulstunde aufs Neue gespannt, was von den Schülern kommt. Das war ein Unterricht, den ich nicht wirklich planen konnte", sagt die 33-Jährige. Natürlich hat Kathleen Rauchfuß die zwischen 16 und 18 Jahre alten Schüler bei ihren Recherchen unterstützt und Impulse gesetzt.
Schließlich entschied die Klasse, dass sie sich für benachteiligte Kinder in Afrika einsetzen will. Bei der Form der Unterstützung fiel die Wahl auf die SOS-Kinderdörfer. "Die Prinzipien der SOS-Arbeit waren für die Schüler nachvollziehbar. Sie fanden es einfach toll, dass es für diese Kinder eine Möglichkeit gibt, wieder in einer Familie, in einer Gemeinschaft zu leben", erklärt Rauchfuß.
Um möglichst viele Spenden für ihre Idee zu sammeln, planten die Jugendlichen eine Aufführung vor Lehrern und Schüler, bei der sie über das Leben und die Not der Menschen in Afrika berichten. Dafür hatten sie sich einiges überlegt: Gemeinsam erarbeiteten sie über mehrere Wochen hinweg ein kleines Theaterstück mit Kurzvorträgen, Liedern, Schattenspielen und Gedichten.
Die Arbeit an dem Projekt war für die Schüler nicht immer ganz einfach. Für viele war es eine Überwindung vor einem so großen Publikum zu stehen und etwas zu präsentieren. "Dementsprechend groß war auch das Lampenfieber", erzählt Frau Rauchfuß. Allerdings ist darüber auch der Zusammenhalt der Klasse noch mehr gewachsen. "Wir haben uns immer wieder gegenseitig gesagt, dass wir das schaffen. Und wenn mal einer im Text hängen bleibt, nicht so schlimm. Wir schaffen das!", sagt die Lehrerin stolz.
Das Motto des Projekts "Einen Euro für einen Tag Leben in Afrika" war für die Klasse ein großer Antrieb, um durchzuhalten und über den eigenen Schatten zu springen. "Für einen Euro bekomme ich am Schulkiosk noch nicht einmal ein belegtes Brötchen. Aber in Afrika kann ich damit zumindest für einen Tag lang das Überleben eines Kindes sichern", beschreibt Rauchfuß die Motivation der Schüler.
Die Präsentation wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Manche stifteten sogar einen Teil ihrer Klassenkasse für das Projekt und das Kollegium hat ebenso kräftig gespendet. Außerdem haben die Berufsfachschüler zusätzlich Geld durch den Verkauf von Kuchen eingenommen. Als Frau Rauchfuß dann später in der Klasse die Spendensumme von 600 Euro an die Tafel geschrieben hat, waren ihre Schüler nicht mehr zu halten. "Da sind sie ausgeflippt", beschreibt Frau Rauchfuß den Moment und ergänzt "Wie gesagt, ich bin begeistert".
Wenn Sie jemanden als Spender der Woche vorschlagen möchten, schreiben Sie bitte an: simone.kosog@sos-kd.org