13.03.14, Kiew - Der Konflikt in der Ukraine spitzt sich weiter zu. "Die Menschen haben Angst vor einem Krieg", sagt Olena Bilyk, Leiterin des SOS-Kinderdorfs Brovary bei Kiew am Donnerstag. Gleichzeitig verschärft sich die soziale Not. Es kommt zu Hamsterkäufen, Preise explodieren. Darunter leiden vor allem Kinder und Familien.
Die politische Krise hat die miserable ökonomische Lage in der Ukraine weiter verschärft. Löhne werden tagelang nicht ausgezahlt und die Preise explodieren: Nahrungsmittel sind zum Teil doppelt so teuer geworden, Gaspreise sind um 30 Prozent gestiegen. „Es ist schwierig in den Geschäften Brot zu bekommen“, sagt SOS-Mitarbeiterin Bilyk. „Die Menschen kaufen auf Vorrat, z.B. Zucker und Weizenprodukte; viele können sich noch an den Krieg und den Hunger erinnern, andere kaufen, weil sie sehen, dass die Preise immer weiter nach oben gehen."
Die soziale Notlage großer Teile der Bevölkerung droht sich weiter zu verschärfen. 35 Prozent der Menschen in der Ukraine leben unter der Armutsgrenze. Der monatliche Durchschnittslohn in der Ukraine liegt nur bei 250 Euro, das Preisniveau ist jedoch mit dem in westlichen Staaten vergleichbar. Jeder zehnte Ukrainer hat keine Arbeit und lebt von einer monatlichen Unterstützung von weniger als 100 Euro. „Arme Familien spüren die Auswirkungen der Krise als erste“, sagte Bilyk. Das gelte gerade auch für rund 300 Familien, die die SOS-Familienhilfe in Kiew und Lugansk unterstützt.
Angst und allgemeine Unsicherheit in der Ukraine sind auch in den SOS-Kinderdörfern in Brovary und Lugansk zu spüren. Das im August 2012 eröffnete SOS-Kinderdorf in Lugansk befindet sich in der mehrheitlich russischsprachigen Ostukraine. Vergangenes Wochenende stürmten prorussische Aktivisten den Sitz der Gebietsregierung in Lugansk.
Das SOS-Kinderdorf in Brovary ist knapp 20 Kilometer von Kiew entfernt, wo wochenlang Straßenschlachten tobten. Auch im Zentrum von Brovary kam es zu Aufruhr. Auf dem Schulweg wurden SOS-Kinder Zeugen der Gewalt.
"Bei vielen SOS-Kindern brechen Traumata wieder auf“, sagte Bilyk. Die SOS-Mitarbeiter reagieren, indem sie im Dorf mehr Aktivitäten und Therapien anbieten. „Eine derartige Krisensituation weckt bei den Kindern alte Erinnerungen, mit einem Wort: Furcht“, sagt SOS-Mutter Valya. „Alle meine Kinder leiden darunter, sie haben Schlafstörungen, und wenn man sie bittet, sich selbst zu malen, dann malen sie Bilder von winzigen Kindern - als ob sie sich verstecken wollten.“
München, 13.3.14
Weitere Informationen:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
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