Hoffnungen auf eine bessere wirtschaftliche Zukunft aufgrund der Entdeckung des Öls
Die Republik Ghana liegt in Westafrika, grenzt im Westen an die Elfenbeinküste, im Norden an Burkina Faso, im Osten an Togo und im Süden an den Golf von Guinea. Die Gesamtbevölkerung des Landes beläuft sich auf ca. 25 Millionen Einwohner, das städtische Zentrum ist die Landeshauptstadt Accra. Die offizielle Landesspache in Ghana ist Englisch, obwohl auch viele andere einheimische Sprachen weit verbreitet sind. Ghana war das erste schwarzafrikanische Land, das von seinen kolonialen Besatzern unabhängig wurde. Als der ghanaische Staatsmann und panafrikanische Held Kwame Nkrumah 1966 durch einen Staatsstreich gestürzt wurde, begann eine lange Zeit der militärischen Herrschaft. Im Jahr 1992 wurde eine neue Verfassung in Kraft gesetzt und ein Mehrparteiensystem eingeführt, womit das Zeitalter der Demokratie begann.
Im Vergleich zu vielen anderen Ländern in der Region blieb Ghana weitgehend von ethnischen Konflikten und Bürgerkriegen verschont, die in vielen anderen westafrikanischen Nationen wüteten. Mit einem relativ hohem Wirtschaftswachstum und seiner politischen Stabilität konnte das Land ausländische Investoren anlocken. Ghana ist eine der führenden kakaoerzeugenden Nationen der Welt. Dieser Rohstoff wird in viele europäische Länder und nach Nordamerika exportiert.
Im Jahr 2007 wurde ein großes Ölfeld entdeckt und es wird erwartet, dass diese Ölvorkommen für die Zukunft der Wirtschaft des Landes eine bedeutende Rolle spielen werden. Dennoch könnte Ghana nach Einschätzung vieler Experten vom sogenannten "Fluch der Ressourcen " getroffen werden, unter dem bereits viele andere Länder leiden, in denen wertvolle Bodenschätze entdeckt worden sind. Das Öl hat diesen Ländern nur Konflikte, Korruption und internationalen Druck gebracht, anstatt das Wohlstandsniveau der Menschen im Land zu verbessern.
Trotz vieler ungelöster Probleme steht Ghana kurz vor der Erreichung der UN-Millenniums-Entwicklungsziele
Auf dem Human Development Index der Vereinten Nationen ist Ghana unter den führenden 20 afrikanischen Ländern verzeichnet. Ghana war in Bezug auf die Reduzierung der extremen Armut und das Wirtschaftswachstum das erfolgreichste Land in der Region. Das Land hat beachtliche Schritte zur der Verringerung der Armut gemäß der UN-Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) unternommen.
Nichtsdestotrotz leben nach wie vor knapp 28 Prozent aller Menschen in Ghana in Armut. Obwohl sich die Situation in den letzten Jahren etwas verbessert hat, ist die HIV-Prävalenzrate mit 1,8 Prozent immer noch ca. 20 mal so hoch wie in Deutschland und 260 000 Ghanaer sind mit dem Virus infiziert.
Viele von ihnen sind nicht mit antiretroviralen Medikamenten versorgt, weil sie es sich nicht leisten können oder fürchten, von anderen Mitgliedern der Gesellschaft diskriminiert und stigmatisiert zu werden. Die armen Stadteile von Accra zeichnen sich durch ein extrem hohes Ausmaß an Gewalt aus. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt beträgt in Ghana ca. 65 Jahre. In den ländlichen Gebieten, in denen extreme Armut weit verbreitet ist, haben ca. 20 Prozent der Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auch ordentliche sanitäre Einrichtungen sind selten zu finden.
Das Leben der Kinder wird von HIV, Armut und fehlende Schulbildung beeinträchtigt
Ghana ist demographisch gesehen ein sehr junges Land. Fast 40 Prozent der Bevölkerung ist jünger als 14 Jahre. Dennoch leiden viele junge Menschen in Ghana an großer Not. 27 000 ghanaische Kinder dieser jüngsten Bevölkerungsgruppe sind mit HIV infiziert. Ca. 160 000 Kinder sind zu Aidswaisen geworden und müssen nun ohne ihre leiblichen Eltern aufwachsen.
Derzeit gibt es in Ghana schätzungsweise 1,1 Millionen Kinder, die ein oder beide Elternteile verloren haben. In Accra schlafen Tausende von Kindern und Jugendlichen auf Pappkartons in Einfahrten, auf Parkplätzen oder an Busbahnhöfen. Sie betteln um Almosen, verkaufen Kleinwaren oder begehen kleine Diebstähle, um zu überleben. Ca. ein Drittel dieser Kinder ist nur 10 bis 14 Jahre alt.
Die große Mehrheit dieser Straßenkinder besucht keine Schule. Daher ist es nicht verwunderlich, dass 7 von 10 Straßenkindern in Ghana Analphabeten sind. Einige dieser Kinder sind von Zuhause fortgelaufen, um häuslicher Gewalt und Missbrauch in der Familie zu entgehen. Ohne den Schutz einer Familie laufen sie ein hohes Risiko, im Teufelskreis von Armut, Drogen und Obdachlosigkeit zu enden. Obwohl Ghana ein höheres Wirtschaftswachstum als viele andere Länder der Region zu verzeichnen hat, konnten tausende Kinder und Jugendliche bislang nicht vom Fortschritt des Landes profitieren.
Die Einschulungsquote liegt bei ca. 80 Prozent; das bedeutet, dass ca. 20 Prozent aller Kinder in Ghana keine Grundausbildung erhalten. 34 Prozent der ghanaischen Kinder müssen Kinderarbeit verrichten. Viele von ihnen tun dies in der Zeit, die sie in der Schule verbringen sollten. Ghana hat mit ca. 49 pro 1000 Lebendgeburten auch eine relativ hohe Säuglingssterblichkeitsrate zu verzeichnen. Fast die Hälfte aller Entbindungen findet in Ghana ohne Betreuung durch medizinisches Personal statt.
SOS-Kinderdorf in Ghana
Einer ghanaischen Sozialarbeiterin ging das traurige Schicksal der Kinder zu Herzen, die aus traditionellen Glaubensgründen von ihren Familien verstoßen wurden. Sie beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. Während eines Aufenthaltes in Norwegen 1967/68 erfuhr sie von der Arbeit von SOS-Kinderdorf. Sie nahm Kontakt zu Hermann Gmeiner, dem Gründer von SOS-Kinderdorf in Österreich, auf. Das SOS-Kinderdorf in Tema wurde im Jahr 1974 eröffnet.
In Ghana unterstützt die Organisation Kinder und Jugendliche der lokalen Gemeinden durch Kindertagesstätten, Schulen, medizinische Zentren und Berufsbildungszentren an vier verschiedenen Standorten. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.