Kinder in Afrika

Armut, Hunger, Kriege: Wo Kinder am meisten leiden

Trotz großer Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten gehören viele afrikanische Länder, besonders südlich der Sahara, zu den ärmsten der Welt. Kriege, Klimawandel und Auswirkungen der Corona-Pandemie haben für Millionen Kinder in Afrika weitreichende Folgen. Diese Kinder brauchen Hilfe – hier finden Sie Zahlen und Fakten, die uns alle angehen.

Sich häufende Dürren als Folge des Klimawandels verschärfen die Armut in Ländern wie Äthiopien. Foto: Michela Morosini

Der jüngste Kontinent

Auf dem afrikanischen Kontinent leben etwa 691 Millionen Kinder unter 18 Jahren. Allein in Subsahara-Afrika und im Sudan sind laut den Vereinten Nationen mehr als 500 Millionen Kinder unter 15 Jahre alt. Die Geburtenraten schwanken zwischen den Ländern stark. Insgesamt sind unter den 20 Staaten mit den weltweit jüngsten Bevölkerungen 18 afrikanische Nationen. Südlich der Sahara beträgt in vielen Ländern der Anteil der Kinder unter 15 Jahren an der Gesamtbevölkerung mehr als 40 Prozent. In der Zentralafrikanischen Republik ist zum Beispiel die Hälfte der Bevölkerung unter 15 Jahre alt, in sechs weiteren Ländern, darunter Niger, Tschad, Somalia und die Demokratische Republik Kongo, liegt der Altersmedian unter 16 Jahren.

Wachsende Armut trifft vor allem Kinder in Afrika

Weltweit sind Kinder von Armut stärker betroffen als Erwachsene. Sie machen mehr als die Hälfte der armen Menschen aus, obwohl nur rund ein Drittel der Weltbevölkerung Kinder sind. Die Covid-19-Pandemie, Kriege und Wetterextreme haben den weltweiten Kampf gegen Armut zurückgeworfen. Aufgrund der Pandemie stieg die Zahl der Armen weltweit erstmals seit über 20 Jahren wieder an – und in vielen Regionen Afrikas ist die Armut noch nicht wieder auf den Stand vor der Covid-Krise gesunken. Laut Weltbank lebten 2024 rund 692 Millionen Menschen in extremer Armut – davon 67 Prozent in Subsahara-Afrika. Die Vereinten Nationen zählen weltweit 1,1 Milliarden Menschen, die mehrdimensional arm sind. Bei dieser Zahl werden Faktoren wie Bildung, Gesundheit und Ernährung mit einbezogen. Auch hier sind die Hälfte der armen Menschen noch Kinder. Und mehr als die Hälfte aller armen Kinder, 317 Millionen, lebt in den Ländern Subsahara-Afrikas. Die Armut auf dem afrikanischen Kontinent verletzt ihre Rechte in vielfältiger Weise. 

 

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Hunger bedroht Millionen Kinder in Afrika

Ist das Ärmchen zu dünn? Chronische Mangelernährung hat weitreichende Folgen. Eine Mitarbeiterin der SOS-Kinderdörfer in Somalia untersucht ein Kind auf Mangelernährung. Foto: On Screen Productions/Kevin Ouma

Armut führt zu Hunger. In Afrika hungerte 2023 einer von fünf Menschen, der Anteil steigt seit fünf Jahren an. In Subsahara-Afrika stieg der Anteil der hungernden Menschen sogar auf über 23 Prozent ab – das ist in Etwa das Niveau des Jahres 2005. Allein in Sudan waren 2024 rund 700.000 Kinder von lebensbedrohlicher Unterernährung betroffen. Im Südsudan waren über 1,65 Millionen, in Somalia 1,45 Millionen Kinder unter fünf Jahren akut mangelernährt. Der steigende Hunger ist auch Folge von Wetterextremen. So kämpfen am Horn von Afrika immer noch Millionen Menschen mit den anhaltenden Auswirkungen der schweren Dürre von 2021 bis 2023 und mit den Folgen der Überschwemmungen im Jahr 2023. 

Mangelernährung hat weitreichende gesundheitliche Folgen für Kinder: Nicht nur eine lebensbedrohliche Auszehrung kann die Folge sein, chronische Mangelernährung hemmt das Wachstum und die kognitive Entwicklung der Kinder. Zudem werden die Kinder anfälliger für Infektionen wie Durchfallerkrankungen oder Lungenentzündung. So ist Mangelernährung auch Hauptursache für eine hohe Kindersterblichkeit.

Drei Millionen Kinder in Afrika sterben vor ihrem fünften Geburtstag 

Die Kindersterblichkeit konnte weltweit seit 1990 mehr als halbiert werden. Starben 1990 noch 12,5 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag, waren es laut Unicef im Jahr 2022 4,9 Millionen. Dennoch stirbt immer noch alle 14 Sekunden weltweit ein Neugeborenes, alle 6 Sekunden ein Kind unter fünf Jahren. Die Mehrheit, rund 57 Prozent, stammt aus Sub-Sahara-Afrika, rund 26 Prozent aus Südasien. Besonders hoch sind die Sterblichkeitsraten in Somalia, im Tschad, in Nigeria, Niger, der Zentralafrikanischen Republik und in Sierra Leone.

Kinder auf der Flucht

Noch nie waren so viele Kinder auf der Flucht wie heute. Bis Mitte 2024 ist die weltweite Zahl der Vertriebenen auf 122 Millionen gestiegen, etwa 40 Prozent von ihnen sind Kinder . Auch hier sind viele afrikanische Länder betroffen. Im Jahr 2024 musste besonders viele Menschen im Sudan ihr Zuhause verlassen, in der Demokratischen Republik Kongo und in Mozambique. Die Allermeisten fliehen im eigenen Land oder in ein Nachbarland. Neben Kriegen und Konflikten zwingen auch zunehmend klimabedingte Wetterextreme die Menschen zur Flucht. Kinder auf der Flucht sind besonderen Gefahren ausgesetzt, sie werden vermehrt Opfer von Gewalt und sexueller Gewalt, sie haben keinen Zugang zu Bildung und bekommen keine ausreichende Gesundheitsversorgung. Auch hier sind die Folgen langanhaltend.

Kinder im Krieg

Armut, Hunger und Flucht hängen sehr oft mit politischen Konflikten und Krieg zusammen. In elf afrikanischen Ländern herrschten im Jahr 2023 Krieg oder bewaffnete Konflikte. Zu den Konflikt-Ländern mit den schlimmsten Bedingungen für Kinder gehören Burkina Faso, die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo und Mali. Krieg bedeutet für Kinder nicht nur Flucht, Armut und Hunger. Manche Kinder werden auch als Kindersoldaten rekrutiert, was bei Kindern unter 15 Jahren als Kriegsverbrechen gilt. Die Vereinten Nationen gehen von einer Dunkelziffer von 200.000 bis 300.000 Kindersoldaten weltweit aus, rund 80 Prozent sind Jungen. Laut dem Bericht, der von 2020 stammt, wurden Kinder in Somalia, im Südsudan, in der Demokratischen Republik Kongo, in der Zentralafrikanische Republik und in Mali in den Krieg geschickt.

 

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Genitalverstümmelung von Mädchen

Mehr als die Hälfte aller Mädchen und Frauen, die beschnitten werden, leben auf dem afrikanischen Kontinent, vor allem in Ländern des westlichen und nordöstlichen Afrikas. Die teilweise oder vollständige Entfernung der Klitoris und der inneren Schamlippen ist schmerzvoll, lebensgefährlich und führt zu irreparablen Schäden wie Inkontinenz, Unfruchtbarkeit oder Harnwegsinfektionen. Zwar sinkt die Zahl der Mädchen, die weibliche Genitalverstümmelung/Beschneidung (englisch Female Genital Mutilation/Cutting, kurz: FGM/C) erleiden. Es gibt aber immer noch Länder in Afrika, in denen mehr als die Hälfte der Frauen mit den Folgen einer Genitalverstümmelung leben müssen. Zu den afrikanischen Ländern, in denen die Beschneidung von Mädchen und Frauen weit verbreitet ist, gehören Somalia, Guinea, Mali, Ägypten Sierra Leone und der Norden des Sudans.

Mehr Zwangsehen in Ostafrika

Millionen afrikanischer Mädchen sind in Afrika durch Zwangsehen bedroht. Mädchen im Kindesalter werden als sogenannte "child brides" von ihren Eltern an meist sehr viel ältere Männer verheiratet. Armut und Hunger erhöhen dabei das Risiko für Mädchen, zwangsverheiratet zu werden. So führte laut Unicef die Dürre am Horn von Afrika zu deutlich mehr Kinderehen in dieser Region. In der am stärksten von der Dürre betroffenen Regionen Äthiopiens haben sich die Kinderehen demnach mehr als verdoppelt. In Kenia und Somalia sei es ähnlich. Zu den Ländern, in den die meisten Mädchen unter 18 Jahren verheiratet werden, gehören auch Niger in Westafrika und die Krisen-Länder Burkina Faso und Mali. 

Kinderarbeit statt Schule

Nirgendwo auf der Welt müssen so viele Kinder arbeiten wie in Subsahara-Afrika. Fast ein Viertel der Kinder zwischen fünf und 17 Jahren leisten Kinderarbeit, um das Überleben ihrer Familie zu sichern. um das Überleben ihrer Familie zu sichern. Die Hälfte der Kinder, die weltweit arbeiten, verrichten gefährliche Arbeiten, die ihre Gesundheit und Sicherheit gefährdet. Auch können diese Kinder oftmals nicht zur Schule gehen oder müssen diese abbrechen. Laut ILO und UNICEF sind ein Viertel der arbeitenden Kinder zwischen 5 und 11 Jahren nicht in der Schule, bei den 12- bis 14-Jährigen sind es sogar ein Drittel. Kinderarbeit ist wieder Motor für künftige Armut.

HIV/Aids: 13 Millionen Waisen 

Ohne Mutter und Vater aufwachsen – das ist für über 10 Millionen Kinder in Afrika südlich der Sahara die Realität. Die Krankheit  HIV/Aids hat ihnen einen oder sogar beide Elternteile genommen. Sie leben bei Verwandten oder auf der Straße, ohne ein Zuhause, ohne Familie. HIV-Neuinfektionen konnten in den vergangenen Jahren stark reduziert werden. Allerdings gab es durch die Pandemie auch Rückschläge bei der HIV-Prävention bei jungen Frauen.

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