Armut in Afrika

Auf dem ärmsten Kontinent ist die Not der Kinder dramatisch

Rund 40 Prozent der Menschen in den Staaten Subsahara-Afrikas leben unter der Armutsgrenze. Die Corona-Pandemie hat die Lage noch verschärft und mit dem Krieg in der Ukraine drohen in Afrika katastrophale Folgen.

Die Indikatoren

Vor allem in ländlichen Regionen Afrikas nimmt extreme Armut weiter zu: Eine Mutter mit Baby vor ihrer Lehmhütte bei Gode, Äthiopien - Foto: M.Morosini

Es gibt viele Wege, wie Armut gemessen wird. Nach der Definition der Weltbank gilt als absolut arm, wer weniger als 1,90 US-Dollar am Tag zum Leben hat und damit am äußersten Rand der Existenz lebt. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) hat unter anderem den Human Development Index (HDI) entwickelt, der  mit Hilfe verschiedener Indikatoren Armut messen soll. Dazu gehören:

  • die Lebenserwartung bei der Geburt,
  • die durchschnittliche und voraussichtliche Schulbesuchsdauer sowie
  • das Pro-Kopf-Einkommen.

Im Mehrdimensionale Armutsindex (Multidimensional Poverty Index, MPI) berücksichtigt die UNDP noch stärker Gesundheit und Lebensstandard. Zusätzlich Indikatoren sind hier zum Beispiel:

  • Ernährung,
  • Kindersterblichkeit,
  • Zugang zu Trinkwasser,
  • Zugang zu Elektrizität und sanitären Anlagen.

 

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Fakten und Zahlen

  • Laut der Weltbank befinden sich 18 der 20 ärmsten Länder in Subsahara-Afrika. Die meisten extrem armen Menschen leben in den Ländern Nigeria, Demokratische Republik Kongo, Tansania, Äthiopien und Madagaskar.
  • Vor der Corona-Pandemie gab es zwar Erfolge im Kampf gegen die weltweite Armut – sie waren aber innerhalb Afrikas sehr unterschiedlich. Auch wenn in vielen afrikanischen Länder über Jahre ein hohes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen war, kommt dieses oft wegen extremer Ungleichheit nicht bei den armen Menschen an. In sieben Ländern stieg die die Anzahl der extrem Armen schon vor der Pandemie an, zum Beispiel in Uganda, Angola und Liberia.
  • Besonders leiden unter der Armut Frauen und Kinder. Laut UN ist weltweit die Hälfte aller mehrdimensional armen Menschen unter 18 Jahren alt.
  • Die extreme Armut führt zu Hunger in Afrika. Nach einem Bericht von Unicef lebten in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 mehr als die Hälfte der Kinder in Subsahara-Afrika- rund 280 Millionen Kinder - in einer Form von Ernährungsunsicherheit, 7,5 Millionen davon in einer Notsituation - das ist die Stufe vor der Hungersnot.
  • Eng mit Armut verbunden ist auch die Kinderarbeit. Die Kinder müssen arbeiten, um zum Lebensunterhalt ihrer Familie beizutragen. In den Ländern südlich der Sahara ist die Kinderarbeit seit 2016 wieder angestiegen – nach einem UNICEF-Bericht von 2020 arbeiten 24 Prozent der Kinder zwischen 5 und 17 Jahren. Ein Teufelskreis, denn Kinderarbeit statt Schulbildung führt wieder zu mehr Armut. Unicef prognostiziert, dass im Jahr 2022 die Kinderarbeit als Folge der Corona-Krise weiter ansteigen wird.
  • Die Beendigung der Armut in allen Ländern bis 2030 ist eines der Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Durch die Pandemie ist die weltweite Armut erstmal seit zwanzig Jahren wieder angestiegen, in den Ländern Subsahara-Afrikas sind in den Jahren 2020 und 2021 etwa 40 Millionen Menschen zusätzlich in extreme Armut geraten.
  • Die Kinderarmut ist laut Unicef alleine im Jahr 2020 weltweit um 10 Prozent gestiegen, in den ärmsten Ländern um bis zu 20 Prozent. Dort sind 60 Prozent der Kinder betroffen.
  • Die Prognosen sind düster: Die UN-Wirtschaftskommission für Afrika befürchtet, dass 2022 zusätzlich 59 Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner in extreme Armut rutschen und damit die Zahl der extrem armen Menschen auf dem Kontinent auf insgesamt 514 Millionen ansteigen wird. Bis zum Jahr 2030 werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 85 Prozent der extrem Armen in Subsahara-Afrika leben.
  • Durch den Krieg in der Ukraine und ausbleibenden Weizenlieferungen drohen in den ohnehin ärmsten Ländern der Welt weitere Hungerkrisen.

Ursachen

Die extreme Armut in Afrika hat viele Gründe, die zum Teil eng miteinander verknüpft sind. Zu den wichtigsten Gründen gehören:

Bevölkerungswachstum

Kinderarbeit statt Schule: Dieser Junge sucht auf einer Müllkippe nach Verwertbarem. Foto: Claire Ladavicius

Die Geburtenrate ist in den Ländern Subsahara-Afrikas in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen: zwischen 1965 und 2020 sank sie von fast 7 Kindern auf durchschnittlich 4,56 Kinder pro Frau. Trotz dieses stetigen Rückgangs bleibt das Bevölkerungswachstum in vielen Ländern weiter hoch und verlangsamt oder bedroht Entwicklungsfortschritte. Laut einer aktuellen Studie der UNICEF wird sich die Bevölkerung Afrikas bis zum Jahr 2050 auf zwei Milliarden Menschen verdoppeln.

Krieg und Krisen

Im Jahr 2021 zählte die Uni Hamburg weltweit 28 kriegerische Konflikte – davon allein neun auf dem afrikanischen Kontinent. In den Krisenregionen kommt die landwirtschaftliche Produktion meist ganz zum Erliegen. Viele Menschen flüchten, werden gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben und sind so auf fremde Hilfe angewiesen. Die Armut nimmt durch diese Kriege zu und ist gleichzeitig wieder Motor für politische Unruhen. Instabile politische Verhältnisse führen  auch oft dazu, dass selbst Länder, die reich an Rohstoffen sind und Wirtschaftswachstum verzeichnen, dennoch sehr hohe Armutsraten haben.

Klimawandel

Der afrikanische Kontinent leidet besonders unter dem Klimawandel, er ist Treiber für Armut und Flucht. Die Folge von Erderwärmung, Anstieg des Meeresspiegels sind extreme Wetter- und Klimaereignisse wie Überschwemmungen, Erdrutsche und Dürren. Am Horn von Afrika sind Anfang 2022 wegen anhaltender Dürre mindestens 20 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Solche Katastrophen führen nicht nur zu Hungersnöten und Vertreibung, sie werden auch langfristig die Bekämpfung der Armut erschweren. Laut einem UN-Bericht könnte der Klimawandel bis 2050 das Bruttoinlandsprodukt der Länder südlich der Sahara um weitere drei Prozent senken. Schon bis 2030, befürchten die Experten, werden bis zu 118 Millionen extrem arme Menschen in Afrika von Dürren, Überschwemmungen und extremer Hitze betroffen sein.

Krankheit

Krankheiten wie AIDS oder Malaria sind Ursache aber auch Folge der Armut. Mangelnde Aufklärung und unzureichende medizinische Versorgung führen dazu, dass sich Krankheiten schneller ausbreiten und nicht behandelt werden können. Auch hier hat die Corona-Pandemie weitreichende Folgen – nicht nur wegen der Todesfälle durch die Covid-Infektionen. Denn durch Lockdowns und Überlastung des Gesundheitswesens fielen auch viele Regelimpfungen, Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungsprogramme aus. Weil Impfungen an Babys nicht stattfanden, stieg die Zahl der Masern- und Polio-Infektionen im Jahr 2020 – besonders in  Angola, der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien und Nigeria. Die WHO meldete  Ende 2021 auch einen erheblichen Anstieg der Malaria-Todesfälle, weil Behandlungsprogramme während der Pandemie unterbrochen waren. 627 000 Menschen starben 2020 an Malaria, 96 Prozent davon in Afrika südlich der Sahara. Lockdowns und Schulausfall haben auch Ernährungsunsicherheit und den Hunger bei Kindern gesteigert, weil viele Kinder in der Schule zu essen bekommen. Mangelernährung macht die Kinder wieder anfälliger für Krankheiten.
Die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung sinkt, die Anzahl der Waisen steigt. Der Verlust von Arbeitskräften macht sich besonders in der Landwirtschaft bemerkbar und führt zu einer verringerten Nahrungsmittelproduktion.

Unzureichende landwirtschaftliche Infrastruktur

Straßen, Brunnen, Bewässerungssysteme, Lagermöglichkeiten, landwirtschaftliche Maschinen – in vielen Regionen Afrikas mangelt es in der Landwirtschaft sowohl an Infrastruktur als auch an Know-how. Deshalb ist Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort so wichtig.

Ungerechte Handelsstrukturen

Reiche Länder schaffen ungerechte Handelsstrukturen, indem sie ihre Märkte durch hohe Agrarzölle abschirmen und die eigene Landwirtschaft stark subventionieren. Darunter leidet die Landwirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent und wird in ihrer Entwicklung vor vornherein ausgebremst. Die Regierungen der USA, der Länder Europas und anderer wohlhabender Staaten tragen mit ihrer Politik also zur Armut in Afrika bei.

SOS-Kinderdörfer im Kampf gegen die Armut in Afrika

Die SOS-Kinderdörfer in Afrika engagieren sich in 47 Ländern. In den 142 Kinderdörfern finden verwaiste und verlassene Kinder ein neues Zuhause. Mit ihren langfristigen Entwicklungsprojekten und der humanitären Soforthilfe kämpfen die SOS-Kinderdörfer seit dem Jahr 1970 gegen die Armut in Afrika.

Kinder in Bangladesch waschen sich die Hände mit Wasser, das aus einer Gieskanne eines SOS-Kinderdorf-Mitarbeiters fließt.

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