In Afrika steigt die Zahl der hungernden Menschen weiter an. Der Klimawandel, Konflikte und Kriege verschärfen Hunger und bedrohen das Leben von immer mehr Kindern. Länder in Subsahara-Afrika sind davon besonders betroffen. Auch sind die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges noch immer zu spüren – in den ärmsten Nationen der Welt führt dies zu Hunger.
Ernährungsunsicherheit und Hungersnot
Die Vereinten Nationen teilen Ernährungsunsicherheit und Hunger in ihrer Definition (Integrated Food Security Phase Classification) in fünf Phasen ein, von "minimal" bis "Hungersnot".
- Bei Stufe drei ("Krise") erlebt mindestens ein Fünftel der Haushalte Lücken in der Versorgung mit Lebensmitteln, 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung sind mangel- oder unterernährt.
- Stufe vier ("Notsituation") gilt als humanitärer Notfall, der Zugang zur Nahrung ist stark eingeschränkt, mehr als 15 Prozent der Menschen sind akut mangel- oder unterernährt.
- Stufe 5 ("Hungersnot") herrscht nach dieser Definition, wenn 20 Prozent der Haushalte unter extremer Nahrungsmittelknappheit leiden, 30 Prozent der Menschen mangelernährt sind, zwei von 10.000 Menschen oder vier Kinder täglich an Hunger sterben.
Chronischer Hunger: Davon ist die Rede, wenn die Menschen dauerhaft zu wenig zu essen haben und keine Mittel für gesunde Nahrung haben. Der chronische Hunger ist meist eine Folge von Armut.
Akuter Hunger: Hungerkrisen treten meist nach Naturkatastrophen auf, wie extreme Dürren oder Überschwemmungen. Aber auch Kriege führen zu akutem Hunger, besonders wenn die Menschen zur Flucht gezwungen werden oder in Konfliktregionen nicht durch Hilfslieferungen versorgt werden können. Akuter Hunger kann auch Menschen treffen, die ohnehin schon unter chronischem Hunger gelitten haben.
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Hunger weltweit: Einer von elf Menschen betroffen
- Zur den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen gehört die Beendigung des Hungers bis 2030. Der aktuelle UN-Bericht "Der Stand der Ernährungssicherheit und Ernährung in der Welt 2024" warnt, dass dieses Ziel verfehlt werden wird. Nach einem starken Anstieg zwischen 2019 und 2021 stagniert die Rate der weltweit Hungernden. Im Jahr 2023 waren weltweit 733 Millionen Menschen von Hunger betroffen, das sind einer von elf Menschen weltweit. Die Weltgemeinschaft ist demnach im Kampf gegen den Hunger um 15 Jahre zurückgeworfen, man liegt bei Werten wie im Jahr 2008/2009.
- In dem Bericht von 2024 prognostizieren die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF), das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO): Setzen sich die Trends fort, werden im Jahr 2030 etwa 582 Millionen Menschen chronisch unterernährt sein, etwa die Hälfte davon auf dem afrikanischen Kontinent.
- In Afrika ist der Anteil der Hungernden Menschen mit 20,4 Prozent am höchsten, einer von fünf Menschen hungert dort, der Anteil stieg 2023 weiter an. In Asien stagniert der Anteil mit 8,1 Prozent, wenngleich dort mehr als die Hälfte der betroffenen Menschen leben. In Lateinamerika sank der Anteil leicht auf 6,1 Prozent der Bevölkerung. Anstiege gab es 2023 in Westasien, der Karibik und in den meisten afrikanischen Regionen.
- Kinder sind von Hunger besonders betroffen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnte die Zahl der chronisch unternährten Kinder unter fünf Jahren weltweit um ein Drittel gesenkt werden – dennoch sind 45 Millionen Kinder weltweit akut mangelernährt. 13,6 Millionen Kinder leiden unter schwerer akuter Mangelernährung. 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind weltweit von chronischer Mangelernährung gezeichnet, das heißt, sie sind zu klein für ihr Alter, viele betroffene Kinder sind auch ihr Leben lang kognitiv eingeschränkt.
- Sechs von zehn chronisch unterernährten Menschen weltweit sind Frauen und Mädchen. Sie haben schlechteren Zugang zu Bildung und Beschäftigung und sind stärker von Armut bedroht.
Akuter Hunger wächst
- Die Zahl der Menschen, die weltweit unter akutem Hunger leiden (Stufe drei und höher), ist 2023 weiter angestiegen. Laut dem "Global Report on Food Crisis 2024", den das Globale Netzwerk gegen Ernährungskrisen herausgibt, waren 2023 rund 282 Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht, 24 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr. Der Anteil an der untersuchten Gesamtbevölkerung ist leicht auf 21,5 Prozent gefallen.
- Vom Hungertod akut bedroht (Stufe 5: Katastrophe) waren 2023 rund 705.000 Menschen. Laut dem "Global report on food crisis 2024" ist das eine Vervierfachung seit dem Jahr 2016. Die allermeisten dieser Menschen leben im Gazastreifen, der Rest im Südsudan, in Burkina Faso, Somalia und Mali.
- Zu den Ländern mit sehr hohem Anteil von Menschen mit akutem Hunger gehören auch der Jemen, Sudan, Syrien, Haiti, Afghanistan und die Zentralafrikanische Republik.
Hunger-Hotspot Subsahara-Afrika
- Der afrikanische Kontinent ist besonders stark von Ernährungsunsicherheit und Hunger betroffen – besonders Länder südlich der Sahara. Der Anteil der hungernden Menschen stieg dort 2023 auf 23,2 Prozent – das ist in etwa das Niveau des Jahres 2005. Rund zwei Drittel der Bevölkerung sind dort von Ernährungsunsicherheit betroffen.
- Zu den größten Hunger-Hotspots gehören zum Beispiel Somalia, Sambia, Simbabwe, die Demokratische Republik Kongo und Madagaskar.
Mangelernährung: Hauptursache für hohe Kindersterblichkeit
Weltweit stirbt alle zehn Sekunden ein Kind an Hunger. Mangelernährung führt zu körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen und ist Hauptursache für eine hohe Kindersterblichkeit. Mangelernährung schwächt das Immunsystem der Kinder und macht sie besonders anfällig für Infektionskrankheiten. So ist sie indirekt die Ursache für den Tod der Mädchen und Jungen. Entwicklungsstörungen senken außerdem die Bildungschancen und somit die Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben - der Kreislauf aus Armut und Hunger setzt sich fort.
Hungernde Kinder in Afrika
- Fast ein Drittel der Kinder unter fünf Jahren waren südlich der Sahara im Jahr 2022 wachstumsgehemmt – eine Folge von chronischer Unterernährung. Rund sechs Prozent waren ausgezehrt. In den vergangenen Jahren stagnierten die Fortschritte hier.
- Die Kindersterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren wurde seit 2000 um 51 Prozent gesenkt. In vielen Entwicklungsländern konnte die Zahl der Sterbefälle seitdem sogar um zwei Drittel reduziert werden. Das sind Ergebnisse von Investitionen in die Gesundheitsversorgung. Dennoch starben im Jahr 2022 4,9 Millionen Kinder, bevor sie fünf Jahre alt wurden. Mehr als die Hälfte davon, rund 58 Prozent, in Subsahara-Afrika.
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Hunger in Afrika: Ursachen
- Konflikte und Kriege: Politische Konflikte und Hungerkrisen sind eng miteinander verknüpft. 2023 herrschten in elf Staaten südlich der Sahara Krieg oder ein bewaffneter Konflikt, zum Beispiel in Äthiopien, Somalia, Südsudan oder Nigeria. Konflikte, Flucht und Vertreibung verschlimmern den Hunger und gleichzeitig verschärfen Hunger und Armut wieder die politische Instabilität.
- Wetterextreme und Klimawandel: Wasserknappheit und Nahrungsmittelmangel sind auch Folgen des Klimawandels. In vielen Regionen bringt der Klimawandel immer dramatischere Wetterereignisse und führt damit zu Flucht und Hungerkrisen. Laut dem Büro der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge UNDRR waren allein durch das El-Niño-Phänomen 2023/2024 mehr als 61 Millionen Menschen von der Dürre im südlichen Afrika betroffen, weitere 5 Millionen Menschen von den Überschwemmungen in Ostafrika.
- Wirtschaftskrisen und Inflation: Etwa ein Drittel der Menschen in Subsahara-Afrika lebt unterhalb der Armutsgrenze, das heißt, sie haben weniger als 2,15 Dollar täglich zur Verfügung, so die Definition der Weltbank. Wer arm ist, den treffen Einkommensverluste oder steigende Nahrungsmittelpreise besonders hart. Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft armer Länder noch weiter geschwächt. Nach einer Weltbank-Studie von 2024 sind die Schulden der ärmsten Nationen auf ein Rekordhoch gestiegen, Armut hat seit der Pandemie zugenommen. Hunger ist die Folge. Auch der Krieg in der Ukraine hatte Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise auf dem Weltmarkt, führte zu hohen Inflationsraten. Zwar ist dieser Effekt inzwischen abgeschwächt, die Preise sind aber immer noch hoch. Preisrückgänge auf dem Weltmarkt sind außerdem in den einkommensschwachen Ländern weniger deutlich angekommen. FAO-Generalsekretär QU Dongyu. "Die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme ist wichtiger denn je."
Was kann man gegen den Hunger in Afrika tun?
Die SOS-Kinderdörfer sind in
47
afrikanischen Ländern aktiv. In den derzeit
147
Kinderdörfern auf dem Kontinent finden verwaiste und verlassene Kinder ein Zuhause, die sonst akut von Hunger und Unterernährung bedroht wären. Im Kampf gegen den Hunger in Afrika engagiert sich SOS zudem durch langfristige Entwicklungsprojekte sowie durch humanitäre Hilfe:
- SOS-Familienhilfe: Hungernde Familien werden durch Selbsthilfe-Projekte unterstützt.
- Medizinische Hilfe: Krankenstationen der SOS-Kinderdörfer versorgen mangelernährte Kinder.
- Nothilfe: Die SOS-Kinderdörfer leisten bei Hungerkrisen und Hungersnöten Nothilfe, wie etwa während der Dürre in Ostafrika.