Ein vielfältiges Land
Spanien liegt in Südeuropa und grenzt im Nordosten an Frankreich und Andorra, im Südwesten an Portugal und im Süden an Gibraltar. Im Mittelmeer liegen an der Nordküste Afrikas einige spanischer Enklaven, die an Marokko grenzen. Die beiden größten sind Ceuta und Melilla.
Die Gesamtbevölkerung Spaniens beläuft sich auf 46,7 Millionen (Juli 2014, Schätzung). Die Hauptstadt und zugleich größte Stadt des Landes ist Madrid mit ca. 5,7 Millionen Einwohnern.
Nach langen Jahren der Diktatur unter General Franco wurde in Spanien 1978 eine demokratische Verfassung verabschiedet. Diese fördert die sprachliche und kulturelle Vielfalt der verschiedenen spanischen Regionen und gewährt ihnen einen gewissen Grad an politischer Unabhängigkeit. Zu Spaniens Bevölkerungsgruppen zählen 2,2 Millionen Basken im Norden, 2,8 Millionen Galizier im Nordwesten, 7,4 Millionen Katalanen im Nordosten sowie ca. 650 000 Roma und Sinti. Die meisten Einwohner sprechen kastilisches Spanisch, aber auch katalanisch, galizisch und baskisch sind offizielle Landessprachen.
Fast ein Fünftel der Bevölkerung ist arbeitslos
Nach 16 Jahren ununterbrochenem Wirtschaftswachstum wurde die spanische Wirtschaft 2008 von einer Rezession getroffen. Das Bruttoinlandsprodukt fiel im Jahr 2009 um fast vier Prozent. Die spanische Wirtschaft, die hauptsächlich auf der Bauindustrie und dem Einkommen aus der Tourismusbranche basiert, wurde schwer von der Weltwirtschaftskrise getroffen. 2010 war das Haushaltsdefizit auf fast zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts angewachsen. Die Arbeitslosenquote stieg von niedrigen acht Prozent im Jahr 2007 auf ein Rekordhoch von knapp 22 Prozent im Jahr 2011 und zählt somit zu den höchsten Raten in der EU. Junge Menschen unter 25 sind besonders häufig von Arbeitslosigkeit betroffen - 2011 hatten mehr als 45 Prozent dieser Altersgruppe keinen Arbeitsplatz.
Über 70 Prozent der Beschäftigten arbeiten im Dienstleistungssektor, 25 Prozent in der Industrie und ca. 4 Prozent in der Landwirtschaft. Einer der Grundzüge des spanischen Arbeitsmarktes ist die Aufspaltung in zwei Klassen von Erwerbstätigen - ein Teil der Bevölkerung, vorwiegend ältere Menschen, ist in stabilen, geschützten Arbeitsverhältnissen tätig. Ein anderer Teil, der 30 Prozent der Erwerbsbevölkerung ausmacht, besteht aus jüngeren Arbeitnehmern und muss mit Zeitverträgen auskommen.
Knapp ein Fünftel der Bevölkerung (19,8 Prozent) lebt unterhalb der staatlich festgelegten Armutsgrenze. In der Vergangenheit waren hauptsächlich ältere Menschen über 65 von Armut betroffen, in jüngster Zeit jedoch sind auch vermehrt Einwanderer und Kinder in Mitleidenschaft gezogen worden.
Seit Mitte der 80er Jahre ist Spanien ein Einwanderungsland; ca. drei Viertel des Bevölkerungswachstums ist auf die steigende Zahl von Einwanderern zurückzuführen. Aufgrund der geographischen Nähe zu Marokko versuchen viele Immigranten, das Mittelmeer in kleinen Booten zu überqueren, um nach Spanien und damit in die Europäische Union zu gelangen. Männliche Einwanderer sind häufig in der Landwirtschaft oder im Bauwesen beschäftigt, die Frauen arbeiten meist in privaten Haushalten, putzen oder kümmern sich um ältere Menschen oder Kinder.
Kinder sind aufgrund der Wirtschaftskrise gefährdet
Kinder sind am stärksten gefährdet und sie leiden am meisten unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Aus diesem Grund hat Spanien in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation von Kindern eingeführt. Es gab verschiedene Bildungsreformen, die sowohl den Bildungsstandard als auch die Zugangsmöglichkeiten verbessert haben; Kinder zwischen drei und 16 Jahren haben jetzt das Recht auf kostenlose Bildung.
Aufgrund der wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen in Spanien hat sich auch das traditionelle Rollenmodell gewandelt, nach dem die Mütter zuhause blieben, um für die Kinder zu sorgen. Bis zu einem gewissen Grad spielt die Großfamilie, vor allem die Großeltern, nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Kinderbetreuung, während die Eltern zur Arbeit gehen. Es gibt jedoch auch ein verstärktes Angebot an Kindertagesstätten und Vorschulen. Viele dieser Einrichtungen werden staatlich subventioniert.
Die Maßnahmen zur Unterstützung von Familien, vor allem zur Bekämpfung der Kinderarmut, haben jedoch nicht die gewünschte Wirkung gezeigt. 2012 hatte Spanien eine hohe Kinderarmutsrate. Innerhalb der EU gab es die höchsten Kinderarmutsraten in Griechenland und Rumänien (23 Prozent der Bevölkerung), Spanien war mit 22 Prozent am dritten Platz gefolgt von Bulgarien und Kroatien mit 21 Prozent.
SOS-Kinderdorf in Spanien
Kinder zählen zu den Hauptleidtragenden der Armut in Spanien. In Zusammenarbeit mit lokalen Behörden bietet SOS-Kinderdorf Familien in den örtlichen Gemeinden Unterstützung in Form von Beratungen zur Hilfe bei der Jobsuche oder psychologischem Beistand sowie Kinderbetreuung in Kindergärten. Es gibt fast 20 Tageszentren für gefährdete Familien und Kinder.
Im Land gibt es auch acht SOS-Kinderdörfer für Kinder, die ihre elterliche Fürsorge verloren haben. Wenn die Kinder älter werden, ziehen sie in spezielle Häuser um, in denen sie selbständig leben können.