Zur Zeit gibt es in Französisch Polynesien ein SOS-Kinderdorf.
Der nationale französisch-polynesische SOS-Kinderdorf-Verein entstand im Jahr 1994. Die Gründung des Vereins war eine Reaktion auf die sozialen Verhältnisse auf der Insel Tahiti und dem Mangel an adäquater Fürsorge für Kinder, die ohne elterliche Fürsorge leben mussten. Unsere Organisation begann ihre Tätigkeit in Papara an der Westküste des Landes, um notleidende Kinder und Jugendliche zu unterstützen.
Ein Archipel mit zunehmender Autonomie
Glücklich, in der Obhut von SOS-Kinderdorf zu sein (Foto:SOS-Archiv) Französisch-Polynesien, ursprünglich "Französisch-Ozeanien", ist ein Archipel im Südpazifik. Das Gebiet umfasst die folgenden fünf Inselgruppen: die Gesellschaftsinseln (zu denen Tahiti und Bora-Bora gehören), die Marquesas-Inseln, die Australinseln (auch als Tubuai-Inseln bekannt), das Tuamotu-Archipel und die Gambier-Inseln. Insgesamt zählen 120 Inseln zu Französisch-Polynesien, von denen 25 unbewohnt sind. Die Bevölkerung der Inselgruppe beläuft sich auf ca. 295 000 (Juli 2011, Schätzung).
Die Insel Tahiti ist das politische und wirtschaftliche Zentrum von Französisch-Polynesien. Sie ist am dichtesten bevölkert; die Hauptstadt Papeete hat 133 000 Einwohner. Im Jahr 1880 wurde Tahiti zu einer französischen Kolonie, die anderen Inseln wurden später annektiert. 1946 wurde das Gebiet zu einem Überseeterritorium erklärt, und in den darauffolgenden Jahrzehnten wurde dem Land immer größere Autonomie im Bereich der nationalen Angelegenheiten zugestanden.
Eine Gesellschaft, die durch soziale und wirtschaftliche Ungleichheit geprägt ist
Das Leben der Menschen in Französisch-Polynesien ist durch die jüngsten politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in Mitleidenschaft gezogen worden. Zu den immer größeren Herausforderungen zählen die sozialen Ungleichheiten und die Unterschiede im Wohlstandsniveau. Auf der einen Seite der Gesellschaft genießen die reichen Eliten, zu denen auch die Beamten der französischen Regierung gehören, einen hohen Lebensstandard in einer wunderschönen Umgebung. Auf der anderen Seite leben ein Viertel der Menschen in Armut und kämpfen um ein menschenwürdiges Dasein.
Die Wirtschaft des Landes basiert auf dem Tourismussektor sowie der Züchtung der schwarzen Tahiti-Perle und wird durch Subventionen gestützt. Die meisten regulären Arbeitsplätze bietet der öffentliche Dienst. Aufgrund der natürlichen Schönheit der Gegend und des milden Klimas ist der Tourismus eine bedeutende Einkommens- und Beschäftigungsquelle. Im Dienstleistungssektor arbeiten 68 Prozent der Bevölkerung. Ca. 13 Prozent der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft, 19 Prozent in der Industrie beschäftigt. Die offizielle Arbeitslosenquote ist mit über zehn Prozent recht hoch, und auch die Unterbeschäftigung stellt ein Problem dar.
Derzeit lebt über die Hälfte der Bevölkerung des Landes in den Stadtgebieten, und die Zahlen steigen aufgrund der Armut und dem Fehlen von Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem Land weiter an. Die schnelle Zuwanderung in die Stadtgebiete führt häufig zur Entstehung von Slums. In den Vororten der Hauptstadt Papeete beispielsweise leben über 20 000 Menschen.
Eine hohe Rate der Jugendarbeitslosigkeit
SOS-Kinderdorf bietet Kindern in Not ein liebevolles Zuhause und gibt ihnen die Chance, eine Kindheit zu haben. (Foto: SOS-Archiv) Demographisch gesehen ist Französisch-Polynesien ein recht junges Land - etwa ein Viertel der Einwohner sind jünger als 14 und 35 Prozent jünger als 20 Jahre.
Die meisten Kinder profitieren von den hohen Investitionen in das Gesundheitssystem. Im Jahr 2008 entfielen 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf die medizinische Versorgung der Bevölkerung. Mütter und kleine Kinder haben Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung, und die Mütter- und Säuglingssterblichkeitsraten sind auf einem niedrigen Niveau.
Für Kinder besteht eine zehnjährige Schulpflicht, aber viele Kinder aus armen Familien können die Pflichtschulbildung nicht absolvieren. Der Mangel an Qualifikationen schränkt ihre Chancen auf einen zukünftigen Arbeitsplatz ein. Die Arbeitslosenquote ist besonders bei jungen Menschen unter 25 sehr hoch - ca. ein Fünftel der jungen Erwachsenen in dieser Altersgruppe haben keine Arbeit.
Französisch-Polynesien wird häufig von Naturkatastrophen wie Zyklonen, Tsunamis und Erdbeben heimgesucht. Sie führen zu Überflutungen und Erdrutschen und zerstören die Behausungen und Existenzgrundlagen vieler Menschen. Als schwächstes Glied der Gesellschaft sind die Kinder häufig besonders betroffen, vor allem wenn sie die elterliche Fürsorge verlieren.
SOS-Kinderdorf in Französisch-Polynesien
SOS-Kinderdorf geht auf die veränderten Bedürfnisse von Kindern und Familien in Französisch-Polynesien ein. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie. Ältere Kinder können in spezielle Unterkünfte ziehen, in denen sie sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten können. Sie werden von ausgebildeten Fachkräften begleitet und unterstützt, bis sie wirtschaftlich und emotional in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen.