Die Lage in Haiti spitzt sich weiter zu und belastet Millionen Menschen: Zum einen gefährden anhaltende, gewaltsame Proteste gegen die Regierung die Sicherheit der Bevölkerung. Zum anderen hat diese mit Hunger zu kämpfen.
"Ein Drittel der Einwohner Haitis hat nicht genügend oder nichts mehr zu essen. Schulen sind seit Monaten geschlossen, sodass die Kinder keinen Unterricht erhalten. Es gibt kaum noch Treibstoff, Geschäfte sind geschlossen und die Inflationsrate ist auf 20 Prozent gestiegen", beschreibt Celigny Darius, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Haiti, die dramatische Lage. "Auf den Straßen brennen die Barrikaden bei blutigen Protesten. Es gab Tote und Verletzte. Haiti steht kurz vor dem kompletten Kollaps!"
Vereinten Nationen warnen vor einer humanitären Katastrophe im Karibikstaat
Auch die Vereinten Nationen warnten vergangene Woche vor einer humanitären Katastrophe im Karibikstaat: Vier Millionen Menschen seien bereits vom Hunger betroffen und bräuchten dringend Hilfe – Tendenz steigend. Gründe für die drohende Hungersnot seien unter anderem: Eine seit 2018 anhaltende Dürre, die schwere Folgen für die Landwirtschaft hat. Viele Felder und Flächen sind abgeholzt, entwaldet und vertrocknet. Der Klimawandel habe zudem zu Überschwemmungen und Erdrutschen geführt, welche die Existenzgrundlagen der Bevölkerung regelmäßig vernichten. "Von den Folgen des schweren Erdbebens 2010 und Hurrikan 'Matthew' 2016 konnte sich der kleine Staat nie erholen", erklärt Darius.
Zudem erschweren Korruption, steigende Rohstoffpreise und die momentanen Ausschreitungen das Leben in Haiti. "Wir hoffen sehr, dass sich die politischen Akteure schnell auf eine friedliche Lösung einigen können. Zudem besteht dringender Handlungsbedarf inklusiver konkreter Pläne, um die Lebenssituation der leidenden Bevölkerung zu verbessern,” so Darius.
SOS-Kinderdörfer helfen in Haiti
Seit dem Ausbruch der momentanen Krise in Haiti hat SOS verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit von Kindern, Jugendlichen und Familien zu gewährleisten. Auch für den Schutz der SOS-Mitarbeiter werde laut Darius gesorgt, damit diese selbst unter den erschwerten humanitären Bedingungen bestmöglich ihre Arbeit vor Ort fortsetzen können.
Haiti gehört zu den ärmsten Ländern der westlichen Hemisphäre. Fast sechzig Prozent der Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze, über 40 Prozent sind ohne Arbeit. Immer wieder wird das Land von Naturkatastrophen heimgesucht, sodass es kaum Fortschritte macht. Besonders die Kinder leiden, viele sind unterernährt. Oft sind sie gezwungen zu arbeiten, um ihre Familie mit zu ernähren, und haben keine Chance, die Schule zu besuchen.
Momentan gibt es drei SOS-Kinderdörfer. Rund 5.000 Menschen profitieren von unseren Bildungsprogrammen vor Ort. In unseren SOS-Familien finden fast 13.000 elternlose und notleidende Kinder ein Zuhause.