Das Land ist von politischer Instabilität und Naturkatastrophen geprägt
Die Republik Haiti zählt rund 10 Millionen Einwohner, davon leben ca. 900.000 in der Hauptstadt Port-au-Prince. Die offiziellen Sprachen sind Creolisch und Französisch.
Haiti erlebte jahrzehntelange Armut, wirtschaftliche Abhängigkeit und politische Instabilität. Es gilt als Armenhaus Amerikas.
Auch Naturkatstrophen haben das Leben notleidender Familien und Kinder geprägt. Im Januar 2010 wurde Haiti von einem verheerenden Erdbeben erschüttert, das geschätzt 220.000 Menschenleben forderte. Hunderttausende verloren ihr Zuhause und viele Familien leiden bis heute an den Folgen. Nach dem Erdbeben folgte eine Choleraepidemie, Hurrikan Tomas brach über das Land herein und umstrittene Präsidentschaftswahlen verursachten weiteres Chaos.
Im Oktober 2016 traf Hurrikan Matthew die Südwestküste von Haiti. Rund 2,1 Millionen Menschen waren von den Sachschäden und Überschwemmungen betroffen. Direkt nach dem Hurrikan gab es dringenden Bedarf an Unterkünften, Essen, sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Die beschädigte Infrastruktur und die Verschmutzung der Wasserquellen führten zu einem Anstieg der Cholerafälle.
Die Menschen leiden an Armut und Arbeitslosigkeit
Haiti war stets ein Land mit deutlich ungleichmäßiger Einkommensverteilung. Rund 80 Prozent der Haitianer leben in Armut, die meisten davon unter prekären Bedingungen. Sie leben ohne sanitäre Einrichtungen, Strom oder fließend Wasser. Die den ländlichen Gebieten ist die Situation am schlimmsten. Dort verfügen die Menschen lediglich über rund ein Drittel des Einkommens über das Menschen in den städtischen Gebieten verfügen. Der Zugang zur Grundversorgung ist beschränkt. 52 Prozent haben kein sauberes Trinkwasser und 80 Prozent verfügen nicht über geeignete sanitäre Einrichtungen.
HIV/AIDS Infektionen waren bereits vor dem Erdbeben einer der Haupttodesursachen. Nach der Katastrophe stellen sie eine noch größere Bedrohung dar. 2,1 Prozent der Bevölkerung hat HIV/AIDS, das ist eine der höchsten Raten weltwei.
Hunderttausende Kinder sind gefährdet
Haiti hat die höchste Kindersterblichkeitsrate in Amerika. Krankheiten wie Cholera, Tuberkulose und Lungenentzündung sind die häufigsten Todesursachen bei Kindern. Rund 100.000 Kinder in Haiti zwischen 0 und 17 Jahren haben aufgrund von AIDS die elterliche Fürsorge verloren.
Nur jedes fünfte Kind besucht die Sekundarschule. Viele brechen die Schule ab, weil sie arbeiten müssen. Zahlen der Vereinten Nationen zufolge arbeiten rund 300.000 Kinder in Haiti unter sklavenähnlichen Bedingungen.
Nach dem Hurrikan Matthew im Jahr 2016 mussten weitere 130.000 Kinder die Schule abbrechen und 10.000 Kinder mussten vor Ausbeutung und Missbrauch beschützt werden.
SOS-Kinderdorf in Haiti
SOS-Kinderdorf wurde 1978 in Haiti tätig.
Familien stärken: Wir arbeiten mit lokalen Gemeinden und Organisationen, um Familien vor Zerrüttung zu bewahren und deren Zusammenbleiben sicherzustellen. Je nach Bedarf der Familien bieten wir unterschiedliche Hilfe an. Das reicht von medizinischer Betreuung und Beratung bis zur Unterstützung bei der Ernährung und materiellen Gütern.
Betreuung in SOS-Kinderdorf-Familien: Wenn Kinder trotz aller Betreuung nicht mehr bei ihren Eltern leben können, finden sie in einem SOS-Kinderdorf ein neues Zuhause. Geschwister wachsen gemeinsam in einer Familie auf und werden von SOS-Eltern liebevoll betreut.
Unterstützung für Jugendliche: Die wirtschaftliche Situation und die hohe Arbeitslosenrate macht es für Jugendliche schwer, unabhängig zu werden. Wir unterstützen junge Erwachsene mit Ausbildung und Unterkunftsmöglichkeit, bis sie ein selbständiges Leben führen können.
Bildung: Wir betreiben Grund- und Sekundarschulen für mehr als 2.200 Kinder in Port-au-Prince (SOS-Kinderdorf Santo), Cap Haïtien und Les Cayes. Kinder aus der lokalen Gemeinde besuchen gemeinsam mit den SOS-Kinderdorf-Kindern die Schulen.
Berufsausbildung: In Cap Haïtien bieten wir auch Berufsausbildung für junge Menschen, damit sie ihr Leben bestreiten können. Wir bieten Kurse, in denen junge Menschen lernen, ihr eigenes Geschäft zu betreiben oder einen Job zu finden.
Nothilfeprogramm aufgrund des Hurrikan Matthew: SOS-Kinderdorf leistete den Familien vor Ort sofortige Nothilfe. Wir haben die Reparatur von Schulen und Gemeinschaftszentren übernommen und im ersten Monat Essen an über 520 Familien verteilt. Mehr als 2.000 Familien wurden über Kinderschutz informiert und medizinisch versorgt. Rund 500 traumatisierte Kinder haben psychologische Unterstützung erhalten. In den kommenden Monaten liegt unser Hauptaugenmerk darauf, sicherzustellen, dass die Familien sich wieder selbst versorgen und selbständig leben können.