Die Gewalt bei den Protesten in Nicaragua eskaliert: Bei den Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Demonstranten, die seit April das Land erschüttern, kam es zu blutigen Zusammenstößen, bereits jetzt sind 138 Menschen gestorben. Ein junger Mann, der in einem SOS-Kinderdorf aufgewachsen ist, wurde durch einen Schuss in den Kopf schwer verletzt und schwebt in Lebensgefahr. Das teilte der Leiter der SOS-Kinderdörfer in Nicaragua, Benito Rivas, mit.
"In den letzten Tagen hat sich die Situation noch zugespitzt. Nahezu täglich kommen neue Opfer hinzu", sagt Rivas. Seinen Angaben zufolge kommt es im ganzen Land immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, vor allem nachts. "Die wichtigsten Verkehrsverbindungen sind blockiert. Viele unserer Mitarbeiter arbeiten von Zuhause aus, weil der Weg in die Arbeit zu gefährlich ist." Seit die Friedensgespräche zwischen den Parteien abgebrochen wurden, befänden sich die Menschen in Angst und Unsicherheit, "sie sind in Schockstarre", sagt Rivas.
Landesweite Proteste
Auslöser der Krise war die Ankündigung Präsident Daniel Ortegas im April, die Sozialversicherungsbeiträge zu erhöhen und die Renten zu senken. Spontan kam es zu Demonstrationen, die sich in kurzer Zeit zu landesweiten Protesten ausweiteten. Die unzufriedenen Bürger kritisieren die Politik des Präsidenten und fordern Neuwahlen, die Regierung antwortete mit Gewalt.
Dringender Appell: Gemeinsam für den Schutz der Kinder
Laut Rivas bereiten sich die SOS-Kinderdörfer auf den nationalen Notfall vor. "Jede Kinderdorf-Familie wurde mit Lebensmittelreserven sowie Trinkwasservorräten für einen Monat versorgt sowie mit wieder aufladbaren Lampen. In allen SOS-Programmen wurden Stromgeneratoren aufgestellt", sagt Rivas. Zudem habe man im Zusammenschluss mit anderen Hilfsorganisationen einen dringenden Appell unter anderem an den Ombudsmann für Menschenrechte sowie an Kirchenvertreter in Nicaragua geschickt und gefordert, einen Report zur Situation der Kinder zu erstellen und eine Versammlung einzuberufen, um sich gemeinsam für einen besseren Schutz der Kinder einzusetzen.
Den kommenden Monaten schaut Rivas mit großer Sorge entgegen. Er sagt: "Die Aussichten sind niederschmetternd!"