"Die Kinder erfahren unendliches Leid, sie haben alles verloren, was eine Kindheit ausmacht, und leben in ständiger Todesangst", sagt Boris Breyer, Sprecher der Hilfsorganisation. Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Kinder und Familien in Gaza, im Libanon und in Israel. Seit Monaten setzen sie sich mit einer Petition für eine Waffenstillstand und ungehinderten Zugang von humanitärer Hilfe ein sowie für die Freilassung der israelischen Geiseln. Es gebe nur eine Lösung: "Der Krieg muss aufhören."
Die Situation der Kinder in Gaza:
Todesfälle und Verletzungen: Nach Schätzungen wurden seit Ausbruch des Gaza-Krieges 15.000 Kinder getötet und viele Zehntausend Kinder verletzt – davon etliche mit bleibenden Schäden. Breyer sagt: "Selbst in ausgewiesenen humanitären Zonen gibt es keine Sicherheit. Immer wieder kommt es auch hier zu Anschlägen. Das ist nicht hinnehmbar: der Schutz in humanitären Zonen muss garantiert sein."
Ernährung: 495.000 Menschen leiden unter akuter Hungersnot. Nach wie vor wird nur eine viel zu geringe Zahl an Nahrungsmittel-Transporten ins Land gelassen. Zudem ist mehr als die Hälfte aller Anbauflächen zerstört worden. Insbesondere bei Kleinkindern kann Unterernährung schnell zum Tode führen.
Flucht: 90 Prozent der Bevölkerung in Gaza sind auf der Flucht, etwa die Hälfte davon Kinder. Die Binnengeflüchteten sind gezwungen, auf engstem Raum unter menschenunwürdigen Bedingungen zu leben. Lediglich etwas mehr als 11 Prozent des gesamten Landes gelten als "humanitäre Zone", in der sich die Menschen aufhalten können. Das führt zu einer Bevölkerungsdichte von bis 34.000 Menschen pro Quadratkilometer. Kinder auf der Flucht sind vielfachen Gefahren ausgesetzt.
Gesundheit: Von 36 Krankenhäusern in Gaza sind nur noch 16 zumindest teilweise im Betrieb. Die humanitäre Hilfe ist stark eingeschränkt, es fehlt an Medikamenten und die Kinder sind geschwächt angesichts der prekären Lebenssituation in überfüllten Lagern und mangelnder Hygiene. Dies führt zur Ausbreitung von Krankheiten. Mitte August wurde bei einem Kleinkind der erste Fall von Polio nachgewiesen. Immerhin gelang es inzwischen, Hundertausende Kinder zu impfen.
Besonders besorgt sind die SOS-Kinderdörfer auch um die psychische Situation der Kinder. Breyer sagt: "Ein Großteil von ihnen hat aufgrund der schlimmen Kriegsereignisse Traumata erlitten. Sie brauchen dringend Unterstützung."
Bildung: Bereits 2019 wurde die Bildung der Kinder in Gaza aufgrund der Corona-Pandemie für 14 Monate unterbrochen. Die Auswirkungen des Krieges sind noch viel weitreichender: 93 Prozent aller Schulen sind nach Auswertung von Satellitenbildern beschädigt oder ganz zerstört worden, und auf der Flucht haben Kinder kaum eine Chance auf Bildung. Im Auftrag der UN haben Wissenschaftler die Bildungssituation in Gaza untersucht. Ihre Einschätzung: die Kinder verlieren bis zu fünf Jahre Schulbildung.
Petition fordert das sofortige Ende des Krieges
Die SOS-Kinderdörfer haben eine Petition ins Leben gerufen, die sich für das sofortige Ende des Nahost-Krieges einsetzt: https://www.sos-kinderdoerfer.de/petition-gaza
Die SOS-Kinderdörfer in Israel und Palästina
Die SOS-Kinderdörfer weltweit unterstützen Kinder, Jugendliche und Familien auf allen Seiten von Konflikten. Sie setzen sich weltweit, so auch in Israel und in Gaza, für jedes Kind ein – unabhängig von Staatsangehörigkeit, Hautfarbe, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit. Gerade in krisengeprägten Regionen sind Kinder, vor allem ohne elterliche Fürsorge, akut gefährdet. Aufgrund der langjährigen Erfahrung in Israel und in palästinensischen Gebieten werden die SOS-Kinderdörfer auch in der derzeitigen Situation ihre Arbeit fortführen und sich weiterhin für Kinder und Familien einsetzen.