Lernen unter Beschuss, zerstörte Schulen, isolierte Schüler: Die Bildungssituation in der Ukraine wird nach zweieinhalb Jahren Krieg immer katastrophaler. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer ist die Zukunft von Millionen Schülern bedroht.
Mitte dieses Jahres waren nach Analyse von Satellitenbildern über 700 Schulen, Hochschulen und Universitäten vollständig zerstört worden, eine Zahl, die weiter steigt. Laut dem ukrainischen Bildungsministerium haben im letzten Schuljahr eine Million Kinder ausschließlich online gelernt und 1,1 Millionen weitere Kinder im Wechsel zwischen Online- und Präsenzunterricht. In vielen Fächern liegen die ukrainischen Schüler weit zurück.
Von acht Schulen in Izium nur eine übrig geblieben
Serhii Lukashov, Leiter der SOS-Kinderdörfer in der Ukraine, sagt: "Es ist eine traurige Tatsache, dass immer noch viele Kinder und Familien direkt an der Front leben. In der Stadt Cherson zum Beispiel befinden sich noch 9000 Kinder, die dringend Unterstützung brauchen. Wir haben drei unterirdische Kinderschutzräume für sie eingerichtet, in denen sie auch Unterricht bekommen. Ebenfalls furchtbar ist die Situation in Izium in der Region Charkiv. Hier gab es einmal acht Schulen, von denen eine nach der anderen zerstört wurde, bis nur noch eine einzige übrig war. Im Keller dieser Schule bieten die SOS-Kinderdörfer Unterricht und Freizeitaktivitäten an."
Initiative für mehr Präsenzunterricht
Unsere Mitarbeiter unterstützt die aktuelle Initiative der ukrainischen Regierung „Schule offline“, die zum neuen Schuljahr wieder mehr Kinder in den Präsenzunterricht bringen sowie den Online-Unterricht verbessern will. Lukashov sagt: "Das ist dringend notwendig. Aktuell sitzen viele der Schüler isoliert zu Hause, schauen allein auf den kleinen Bildschirm ihres Tablets oder Smartphones und folgen einem mangelhaften Online-Unterricht. Manche Kinder haben nicht einmal diese Möglichkeit, da sie auf der Flucht alles zurücklassen mussten und keinerlei Endgeräte haben." Die SOS-Kinderdörfer haben deshalb Tabletts an Schüler aus bedürftigen Familien ausgegeben.
Lukashov betont, dass die Investition in Bildung landesweit absolute Priorität haben muss.