31. Mai 2023 | NEWS

"Wir haben es aus Khartum herausgeschafft"

Kämpfe im Sudan: Interview mit Mowia Abdelkarim, dem Leiter des SOS-Kinderdorfs Khartum

Seit Mitte April toben im Sudan Kämpfe. Mowia Abdelkarim, der Leiter des SOS-Kinderdorfs in Khartum, organisierte die sichere Evakuierung der SOS-Kinderdorf-Familien. Zunächst kamen die Kinder und ihre Betreuer:innen in anderen Stadtvierteln unter. Als sich der Konflikt weiter verschärfte, wurden die 15 SOS-Kinderdorf-Familien sowie die Jugendlichen aus dem Jugendwohnheim aus der umkämpften Hauptstadt in die Außenbezirke gebracht. In diesem Interview spricht Mowia über die traumatischen Erlebnisse der vergangenen Wochen.

In Sicherheit: Eine SOS-Kinderdorf-Familie außerhalb von Khartum.

Die Kinder und Betreuuer:innen aus dem SOS-Kinderdorf in Khartum haben in den vergangenen Wochen viel durchgemacht. Auch Sie und Ihre Familie. Können Sie uns davon erzählen?

Zunächst möchte ich all jenen danken, die sich für die Betreuung und den Schutz der Kinder eingesetzt haben, den Familien und Mitarbeitenden des SOS-Kinderdorf und natürlich auch meiner eigenen Familie. Ihre Unterstützung hat uns durch eine sehr schwierige Zeit geholfen.

Es war schrecklich... um ehrlich zu sein, dachten wir alle, dass wir durch die Bombardierung und die Schießerei getötet würden. Auch für mich und meine Familie ist das, was passiert ist, wie ein Albtraum.

Als die Kämpfe begannen, hatten wir glücklicherweise genügend Lebensmittelvorräte für alle Familien. Das Problem war die Wasserknappheit. Der Artilleriebeschuss und die gepanzerten Fahrzeuge beschädigten den Hauptwassertank im Dorf und sogar die Leitungen. Wir mussten Wasser aus anderen Quellen holen, was schwierig und gefährlich war.

Welche Folgen haben die traumatischen Erlebnisse für die Kinder und Betreuer:innen?

Die Kinder und die Betreuer:innen haben während der Zusammenstöße viel durchgemacht, weil sie gezwungen waren, sich zu verstecken. Und der Gefechtslärm der Bomben und Schüsse hat sie sehr verängstigt. Gott sei Dank haben sie es sicher aus Khartum herausgeschafft. Aber die Kinder sind traumatisiert von dem, was geschehen ist und was sie gesehen haben. Sie leiden darunter psychisch und brauchen dringend Unterstützung.

Wissen Sie von Kindern, die durch die Kämpfe ihre Eltern verloren haben? Können die SOS-Kinderdörfer in irgendeiner Weise helfen?

Es gibt Kinder, die die elterliche Fürsorge verloren haben und jetzt in staatlichen Einrichtungen leben. Seite an Seite mit anderen Hilfsorganisationen, gemeindebasierten Organisationen und UN-Organisationen müssen wir jetzt Kinderleben retten und Mädchen und Jungen, die niemand mehr haben, die erforderliche Betreuung und Schutz zu bieten.

Ist die Versorgung der SOS-Kinderdorf-Familien sichergestellt?

Die Preise für Grundnahrungsmittel sind dramatisch gestiegen. Wir sind auf zusätzliche finanzielle Mittel angewiesen, um die notwendigen Bedürfnisse der Kinder in dieser schweren Zeit zu erfüllen.

Wann können die Kinder wieder zur Schule gehen?

Das Schuljahr 2022-2023 ist in Khartum gerade zu Ende gegangen. Die meisten der von uns betreuten Kinder hatten ihre Abschlussprüfungen absolviert, aber ihre Zeugnisse noch nicht erhalten. Etwa 11 Kinder sollten im Juni die Grundschulprüfung ablegen, was angesichts der Lage im Land nicht mehr möglich ist. Wir prüfen derzeit Möglichkeiten, die Kinder in den Schulen außerhalb Khartums unterzubringen, wohin sie umgezogen sind.

Nothilfe mit Hilfsgütern und Geld per Mobile Banking

Unmittelbar nach Ausbruch der Kämpfe haben Mitarbeitende der SOS-Kinderdörfer im Sudan damit begonnen, Nothilfe zu leisten. So konnten sie alle Familien erreichen, die bereits vor Ausbruch der Kämpfe durch die Familienhilfe der SOS-Kinderdörfer in Khartum unterstützt wurden. 137 Familien mit 657 Kindern wurden so mit Lebensmitteln und durch Geldüberweisungen per Mobile Banking unterstützt, um sie mit dem Nötigsten zu versorgen.

 

Sudan: Spenden Sie jetzt

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