Die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York hat am 20. November 2009 eine Resolution verabschiedet, in der die Richtlinien für die alternative Betreuung von Kindern offiziell begrüßt werden. Die SOS-Kinderdörfer freuen sich über diesen Erfolg sehr: In den vergangenen fünf Jahren war SOS eine der führenden Organisationen in der Entwicklung dieser Richtlinien und eine der treibenden Kräfte für deren offizielle Verabschiedung.
Warum brauchen wir Richtlinien für die alternative Betreuung von Kindern?
Die UN-Konvention für die Rechte des Kindes feiert in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag. Doch nach wie vor braucht es dringend klare Vorgaben und Zielsetzungen, wie die Konvention für Millionen von Kinder, die ohne elterliche Betreuung leben oder Gefahr laufen, die elterliche Betreuung zu verlieren, umgesetzt werden kann und muss. Diese Kinder sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, wenn es um ihr Recht auf Betreuung, Bildung und den Zugang zu medizinischer Versorgung geht. Sie werden auf Grund ihres familiären Status oft massiv diskriminiert und stigmatisiert, und das nicht nur im Kindesalter, sondern auch später als Erwachsene.
"Diese Richtlinien sind längst überfällig. Sie sollen sicher stellen, dass auf die häufig hochkomplexe und sensible Lage von Kindern ohne elterliche Betreuung oder auf prekäre Familiensituationen adäquat reagiert wird", sagt Richard Pichler, Generalsekretär von SOS-Kinderdorf International.
Was ist die Zielsetzung der Richtlinien für die alternative Betreuung von Kindern?
Zuallererst betonen die Richtlinien, dass alles unternommen werden muss, um gefährdete Familien zu stärken, damit Kinder in ihrer Familie verbleiben können. Erst wenn alle Bemühungen erfolglos waren bzw. nicht angemessen im Sinne des Kindeswohls, soll - als letzte Antwort - ein Kind in alternative Betreuung kommen. Die Richtlinien nennen eine Reihe von Optionen, unter anderem Pflegeelternschaft, andere familiäre Betreuungsformen oder kleine Wohngruppen - die gewählte Betreuungsform muss den spezifischen Bedürfnissen und Interessen jedes einzelnen Kindes entsprechen.
Die SOS-Kinderdörfer und die Richtlinien zur alternativen Betreuung von Kindern
Kinder ohne elterliche Betreuung und Kinder, die in dem Risiko leben, die elterliche Betreuung zu verlieren, stehen im Mittelpunkt der SOS-Kinderdorf-Arbeit. Die Richtlinien unterstreichen, dass diese Kinder und ihre Familien besondere Beachtung verdienen und besondere Lösungen brauchen. Die SOS-Kinderdörfer verfügen über eine jahrzehntelange Erfahrung im Bereich Familienförderung und alternative familiäre Betreuung. Das SOS-Kinderdorf-Programm besteht aus gezielten Interventionen zur Stärkung von Familien und, wenn ein Kind nicht bei seiner Familie bleiben kann, aus dem Angebot alternativer Betreuung in einem familiären Umfeld. Wir unterstützen und begleiten Familien mit individuell zugeschnittenen Programmen (Beratungsleistungen, Unterstützung in Erziehungs- und Betreuungsfragen, Bildungs- und Ausbildungsprogramme, Unterstützung im Arbeitsprozess bzw. bei der Einkommenssicherung, materielle Förderung, Ausbau der Ressourcen innerhalb der Gemeinden etc.). So sollen Familien auf lange Sicht stabilisiert und die Kinder adäquat betreut und beschützt werden.
Vorreiterrolle der SOS-Kinderdörfer
Die SOS-Kinderdörfer begrüßen die Richtlinien, die einige fest etablierte Standards in unserer Arbeit widerspiegeln. So wird in den Richtlinien zum Beispiel besonders betont, dass Geschwister zusammenbleiben sollen und dass junge Menschen für ihr Leben nach der Betreuungsphase entsprechend gut vorbereitet, unterstützt und befähigt werden müssen.
Die Anerkennung durch die UN-Generalversammlung verleiht den Richtlinien politisches Gewicht und hilft Nichtregierungsorganisationen wie den SOS-Kinderdörfern, die für Kinder und mit Kindern arbeiten, dass deren Anliegen gehört und deren Rechte respektiert werden.