Kinder im Westjordanland unter massivem psychologischem Druck
SOS-Kinderdörfer: Spannungen und Gewalt nehmen zu
Spannungen und Gewalt in Nahost betreffen zunehmend auch das Westjordanland – mit gravierenden Auswirkungen für die Kinder und Jugendlichen. Das geben die SOS-Kinderdörfer bekannt. „Unsere größte Sorge ist die langfristige psychische und emotionale Belastung, der die Kinder und Jugendlichen ausgesetzt sind“, sagt Ghada Hirzallah, Leiterin der Hilfsorganisation im Westjordanland. Insbesondere bei Kindern, die ohne elterliche Fürsorge aufwachsen oder in schwierigen Familienverhältnissen leben, könne dies zu massiven Beeinträchtigungen führen.
Nach UN-Angaben sind seit Oktober 2023 mehr als 200 palästinensische und drei israelische Kinder im Westjordanland getötet worden. Insbesondere im Norden des Landes kommt es laut den SOS-Kinderdörfern seit Beginn des Jahres zu großangelegten Vertreibungen. Aus den dortigen Geflüchtetenlagern Jenen, Tulkarm und Nur Shams seien Zehntausende Menschen vertrieben worden. Die Lager sind nach dem Palästinenserkrieg 1948 und dem Sechstagekrieg 1967 entstanden.
Viele der betroffenen Familien stünden vor dem Nichts und müssten ihre Mahlzeiten reduzieren. Kindern fehlt es an einer sicheren Unterkunft. "Die anhaltende Gewalt, die Vertreibung und die allgemeine Instabilität sorgen bei ihnen für ständige Angst und Unsicherheit", sagt Hirzallah. Viele der Kinder hätten auch keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen, da die Gebäude als Unterkünfte für Geflüchtete genutzt würden. Hirzallah sagt: "Allein in Tulkam bleiben 10 Schulen geschlossen mit 4.400 Kindern." Auch andere Dienstleistungen, zum Beispiel im sozialen Bereich, würden ausgesetzt. Hirzallah sagt: "Auf lange Sicht kann das dazu führen, dass die Fortschritte vieler Jahre in den Bereichen Kinderschutz und Familienstärkung zunichte gemacht werden."