Admir ist der einzige bosnische Tänzer im Nationalballett von Sarajewo. Er hatte keinen leichten Start ins Leben. Erst als er gemeinsam mit seiner Schwester Dragana ins SOS-Kinderdorf kam, wuchs er in einer liebevollen Familie auf.
Admir hat sich nie träumen lassen, dass er einmal auf einer großen Bühne tanzen wird. Als Kind wollte ihn niemand, er war Sozial-Waise und kam in ein Waisenhaus in Sarajevo. Dort lernte der kleine Admir Dragana kennen, ein vier Jahre älteres Mädchen. Sie war eines der Kinder, die während des Bosnienkrieges mit einem Bus aus der Hauptstadt heraus nach Deutschland geholt wurden. Nachdem sie zurückgebracht worden war, landete sie im Waisenhaus.
Vom Waisenhaus ins SOS-Kinderdorf
Gemeinsam wurden Admir und Dragana dann im SOS-Kinderdorf in Sarajevo aufgenommen, das im Februar 1998 eröffnet wurde. In der ersten SOS-Familie, in einem nagelneuen Haus: nur Dragana, Admir und ihre SOS-Mutter. Das hat die beiden zusammen geschweißt. Das hat Bruder und Schwester aus ihnen gemacht, auch wenn nicht das gleiche Blut durch ihre Adern fließt.
Ohne seine SOS-Schwester Dragana wäre Admir nicht zum Ballett gekommen. "Dragana hat mit der ganzen Sache angefangen. Nur dank ihr habe ich überhaupt das erste Mal vom Ballett gehört. Ich habe ihr immer zugeschaut, wenn sie trainiert hat und ich bin auch immer zu ihren Aufführungen gegangen. Und da habe ich dann gemerkt, dass ich das auch tanzen will."
Seine Schwester begleitet ihn oft zum Training
Fünf Tage die Woche trainiert Admir im Theater. Mindestens vier Stunden am Tag, nur wenn eine Aufführung ist, dann fällt das Training aus. Seit zwei Jahren ist Admir fest im Ensemble und natürlich sind auch die internationalen Bühnen sein Ziel.
Dragena ist oft dabei und sieht ihm zu. Sie ist ausgebildete Tanzpädagogin, auch sie wollte mal ans Theater, aber eine Verletzung machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Umso mehr kümmert sie sich um ihren kleinen Bruder Admir. Und er hört auf sie. Schließlich hat sie ihn zum Tanzen gebracht.
Eine neue Rolle
Auf Admir wartet eine neue Rolle. Nicht im Ballett, nein, er wird Onkel. Dragana ist im vierten Monat schwanger. Sie gründet eine eigene Familie. Ihr Mann ist Taekwando Trainer, hat also Arbeit, das ist wichtig in Bosnien. Sie ist neugierig, wie das wohl wird mit dem Baby. "Das wichtigste für mich ist, dass mein Kind in einer friedlichen Gesellschaft aufwächst, ohne die Traumata der Kinder der 90er Jahre in diesem Land", sagt Dragana.
Ihre Traumata haben Admir und Dragana überwunden - die tanzenden Geschwister aus dem SOS-Kinderdorf.