Ein Kind bekommt ein Kind
Mitten auf dem Marktplatz von Accra, Ghana, bringt eine 13-Jährige ein Kind zur Welt
Michael Tsagli ist Dorfleiter im SOS-Kinderdorf Tema, Ghana, nahe der Hauptstadt Accra. Er kennt die Schicksale aller Kinder in seinem Dorf. Hier erzählt er die Geschichte eines 13-jährigen Mädchens, das mitten auf dem Marktplatz einen Sohn zur Welt brachte und ihn der Obhut der SOS-Kinderdörfer übergab.

Das Mädchen verdiente eher schlecht als recht mit dieser Arbeit. Sie schlief nachts ohne Dach über dem Kopf in einer Ecke, die wenigstens ein bisschen Schutz bot. Zu wenig Schutz. Eines Tages wurde das Mädchen vergewaltigt. Sie wusste gar nicht, was da passierte. Das Mädchen wurde schwanger. Immer noch wusste sie nicht, was da eigentlich vor sich ging. Und so brachte das Mädchen eines Tages ihren Sohn vor allen Leuten mitten auf dem Marktplatz zur Welt. Ihre Freunde von der Straße besorgten Rasierklingen für die Nabelschnur. Eine Ladenbesitzerin brachte Mutter und Kind ins nächste Krankenhaus.
Der Sohn blieb, das Mädchen ging zurück zu ihrer Familie

"Wenigstens ein Kind konnten wir retten"
"So etwas passiert hier dauernd. Kinder werden zur Arbeit gezwungen. Sie trauen sich nicht, gegen den Willen ihrer Familie zu handeln", erklärt Dorfleiter Tsagli.
Seit über zwei Jahren ist das Kind nun im SOS-Kinderdorf Tema. Es ist noch zu klein, um seine eigene Geschichte zu erfahren, aber es wächst im Schutz seiner SOS-Kinderdorf-Familie auf. Seine Mutter ist weg. Verschwunden irgendwo, vielleicht noch in Accra, vielleicht wieder zurück in dem Dorf, aus dem sie fortgeschickt wurde. Tsagli: „Dieses Mädchen war selbst noch ein Kind. Es ist traurig, dass wir nicht allen Kindern helfen können. Aber das Kind dieses Kindes haben wir gerettet. Aus diesem Kind wird einmal ein erwachsener Mensch werden, der eine Familie gründet. Die Familie wird Teil einer neuen Generation sein. Ich glaube, so muss man es sehen.“