Ein Kinderlächeln erklärt alles

An der serbisch-mazedonischen Grenze richten die SOS-Kinderdörfer eine Nothilfe-Kita ein

Von Ulla Sensburg

„Child friendly spaces“, die Antwort der SOS-Kinderdörfer in Katastrophen und Krisenfällen. Als langjährige Mitarbeiterin habe ich eine ungefähre Vorstellung, was so eine Nothilfe-Kita sein soll. Ein Spielplatz, ja. Ein warmes Obdach in Kälte und Regen, in dem sich gekümmert wird. In dem es Normalität und etwas zum Spielen gibt. Klingt sofort logisch und nachvollziehbar. Dennoch konnte ich mir nie etwas Genaues darunter vorstellen. Bis heute.


Die ersten Kinder in der Nothilfe-Kita, die die SOS-Kinderdörfer an der serbisch-mazedonischen Grenze einrichten.

Heute war ich mit den Kollegen von SOS-Mazedonien an der Grenze zwischen Mazedonien und Serbien. Sie planen, dort einen sogenannten Child friendly space in einem Container zu errichten. Nach den Verhandlungen im Ministerium in Skopje ging es nach Tabanovce. Hier halten die Züge von der Grenze zu Griechenland kommend und alle müssen aussteigen. Etliche Kilometer zu Fuß und ein langwieriger Registrierungsprozess an der serbischen Grenze liegen vor ihnen, bevor sie per Bus weiter nach Kroatien fahren können.

Als wir ankommen, ist es völlig leer. Alle Passagiere des letzten Zuges haben sich schon auf den Fußmarsch gemacht. Nur eine Familie ist da, ein Mann mit zwei kleinen Kindern und zwei Teenagern. Nach einer Weile, die Verhandlungen meiner Kollegen mit dem Leiter des Camps sind fast abgeschlossen, komme ich mit dem Mann ins "Gespräch". Mit Händen und Füßen verständigen wir uns. Er kommt aus Afghanistan und seine Frau wurde ins nahegelegene Krankenhaus gebracht, das dritte Kind kommt gerade zur Welt. Man sieht ihm an, wie besorgt er ist.

Die Kinder stehen neben uns und ich drücke beiden Luftballons in die Hand. Sofort glänzen die Augen. Bis sie aufgeblasen sind, haben wir schon jede Menge Spaß. Wir fangen an zu spielen, ich habe Zeit. Meine Kollegen verhandeln noch immer auf Mazedonisch mit dem Leiter des Camps. Wir kicken die Ballons durch die Luft, die Kinder quietschen und lachen laut vor Freude. Völlig mit sich und dem Spielen beschäftigt scheinen sie alles andere um sich rum zu vergessen. Sogar der Vater gesellt sich kurz zu uns und spielt mit.


Windeln, Kleidung, warme Milch - und einfach Kind sein: Ein Mädchen spielt  mit SOS-Vorständin Ulla Sensburg

Dann kommt der nächste Zug. Gestresste und erschöpfte Gesichter schauen aus dem Fenster. Die ganz Schnellen springen fast raus, greifen sich eine Tüte Essen, welches von den Organisationen verteilt wird, und eilen weiter. Die Familien bleiben ein bisschen länger. Windeln sind zu wechseln, Milch wird aufgewärmt und die Kinder bekommen andere Schuhe und warme Kleidung für die Nacht. Niemand bleibt länger als eine Stunde, dabei ist es schon halb vier Uhr nachmittags.

Ich verteile fleißig weiter Luftballons. Die Kinder schauen mich erst völlig ungläubig an, dann kommt ein Lächeln. Auch die Eltern lächeln mich an in diesen besonderen Momenten. Dann eilen sie weiter. In diesem Moment ist mir völlig klar, was ein sogenannter Child friendly space bedeutet. Für die Kinder ganz besonders, aber auch für die Eltern.

Der Weg führt an den Gleisen entlang, man kann den Flüchtlingen lange nachschauen. Heute waren viele bunte Luftballons zu sehen auf dem Weg nach Serbien. Morgen früh werden sich meine Kollegen von SOS-Serbien wundern, woher all die Luftballons mit dem SOS-Logo kommen...

 

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