Merlina findet neuen Lebensmut

Erdbebenwaisen finden in den SOS-Kinderdörfern in Haiti ein Zuhause und erhalten seelischen Beistand - eines der Kinder ist Merlina

"Allmählich zeigt sie wieder ihr Lächeln": Ein Mädchen, das nach dem Erdbeben im SOS-Kinderdorf in Haiti aufgenommen wurde

Als die Erde bebte, war Merlina zusammen mit ihrer Mutter gerade bei ihrer Tante in Port-au-Prince zu Besuch. Das Haus brach über ihnen zusammen und begrub sie unter sich. Merlina verlor das Bewusstsein.

Ihre Erinnerung setzt wieder mit dem dröhnenden Knattern der Rotoren ein: Helfer hatten sie aus dem Schutt gezogen und ein Hubschrauber flog sie schwer verletzt ins Krankenhaus.

"Ich hatte Angst und wusste nicht, wohin man mich bringen würde", erzählt Merlina. Im Hospital musste ihr Fuß teilweise amputiert werden - und sie erfuhr, dass ihre Mutter in den Trümmern gestorben war. Ganz alleine blieb das Mädchen zwei Monate im Krankenhaus. Dann konnte sie entlassen werden und kam ins SOS-Kinderdorf Cap Haitien im Norden Haitis.

Allmählich begann Merlina wieder, ihr bezauberndes Lächeln zu zeigen

"Die ersten drei Monate waren sehr hart für Merlina, sie konnte nur weinen und vermied es, anderen Kindern in die Augen zu schauen", sagt die Psychologin Yolanda van den Broek vom internationalen SOS-Hilfsteam in Haiti. "Sie dachte, die anderen Kindern würden sie wegen der Amputation auslachen."

Ihre Kinderdorf-Mutter, die Merlina in ihrer SOS-Familie aufnahm, bemühte sich mit Geduld und Liebe, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen - "und allmählich begann Merlina wieder, ihr bezauberndes Lächeln zu zeigen", erzählt Yolanda, die für die 13-Jährige so etwas wie eine erwachsene Freundin geworden ist.

Inzwischen spielt, schwatzt und lacht Merlina wieder mit den anderen Kindern und Jugendlichen und sie ist froh, dass sie jetzt, im September, wieder zur Schule gehen kann. Doch nach wie vor ist sie ungern in einem Haus, sie läuft viel im Freien herum und versucht sich abzulenken.

Das Handy ihrer Mutter ist das einzige, was sie von ihr noch besitzt

So beobachtet Yolanda an einem Nachmittag, wie Merlina lange alleine auf einer Bank sitzt und ihr Mobil-Telefon fest an sich drückt. Die Psychologin denkt zuerst: Das Mädchen hofft immer noch, dass sich jemand aus ihrer Familie bei ihr melden werde. Als sie Merlina auf das Handy anspricht, erfährt sie, dass es ihrer Mutter gehörte und dass es das einzige ist, was sie von ihr noch besitzt - außer ihren Erinnerungen."Merlina kommt immer wieder zu mir und will reden. Erst ist sie dann immer etwas schüchtern, aber sie wird allmählich, Schritt für Schritt, selbstbewusster. Sie hat lange versucht, ihre Trauer zu verdrängen, aber jetzt lässt sie diese zu und kann sie so nach und nach gehen lassen."

Psychologin Yolanda van den Broek mit einem Mädchen in Haiti

Die Psychologin Yolanda ist mittlerweile nicht mehr in Cap Haitien, sondern wieder im Kinderdorf Santo bei Port-au-Prince. Dort finden derzeit rund 300 Kinder Schutz und Betreuung, die nach dem Erdbeben aufgenommen wurden - und viele haben ein ähnliches Schicksal wie Merlina. Das Mädchen und Yolanda stehen nach wie vor in Kontakt. Wenn Merlina mit der Psychologin sprechen will, ruft sie mit dem Handy ihrer Mutter kurz an, lässt einmal klingeln und legt dann auf. Yolanda ruft dann zurück, so dass das Telefongespräch für das Mädchen kostenlos ist.

"Wir reden dann, und sie erzählt mir, was sie den Tag über so macht", sagt Yolanda lächelnd. "Dieses kleine bisschen zusätzliche Aufmerksamkeit ermutigt sie und ist genau das, was sie jetzt braucht. Ich bin mir sicher, dass sie ihren Weg durch diese schwierige Zeit finden und wieder Lebensfreude gewinnen wird."

 

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