Er bot ein Bild des Jammers und des Elends, der kleine Junge, der jeden Tag die Herde seines Onkels durch den Busch und die Savanne treiben musste. Er hatte keinen Fetzen Kleidung am Leib, manchmal bekam er den ganzen Tag nichts zu essen. Seine Eltern waren tot, der Onkel hatte ihn zu sich genommen.
Was ein Spielzeug ist, wusste der Junge nicht. Die Geborgenheit einer Familie durfte er nie erleben. Er war tagelang draußen in der Wildnis und sein Leben bestand darin, Rinder zu hüten. Auf diese Weise teilte der Junge das Schicksal vieler Kinder im armen Norden von Ghana. Und doch nahm sein Lebensweg einen anderen, glücklicheren Verlauf.
Eine zufällige Begegnung an Ostern
Es war Ostern, als er mit seiner Herde zufällig zum Ende einer Messe an einer kleinen Kirche vorbeikam. Die Schwester des Geistlichen wurde auf den kleinen Jungen aufmerksam. Zwar sind es die Menschen in Ghana gewohnt, auf Schritt und Tritt der Armut ins Gesicht zu schauen. Aber der Anblick dieses Jungen berührte das Herz der Frau so sehr, dass sie ihn, den Jungen, ansprach.
Schnell bekam sie heraus, woher er kam und wer eigentlich für ihn sorgen sollte. Sie gab ihm zu essen und Kleidung. Aber sie wollte dem Kind nicht nur über Hunger und Not dieses Tages helfen, sondern weit darüber hinaus. Gemeinsam mit ihrem Bruder, dem Geistlichen, rief sie bei Michael Tsagli an, dem Leiter des SOS-Kinderdorfes Tema, am anderen Ende des Landes, ganz im Süden am Meer.
Tsagli, der Geistliche und seine Schwester wandten sich an den Onkel des Jungen. Die Chancen, dass der Junge in seinem Leben mal etwas anderes sehen würde als Kühe in der Savanne, waren gering. Der Onkel nämlich betrachtete den Jungen als sein Eigentum. Mit sanftem Druck und großer Überzeugungskraft rang Tsagli dem Onkel schließlich das Zugeständnis ab, dass der Junge im SOS-Kinderdorf leben darf.
"Veränderung beginnt im Kleinen"
Fünf Jahre alt war der Junge, als sich diese Episode zutrug. Inzwischen ist er sieben Jahre alt, er geht zur Schule, er hat ein Bett und ein Dach über dem Kopf. Er hat eine fürsorgliche Mutter und den geschützten Raum, den wir alle jedem Kind wünschen, damit es wachsen kann und groß werden.
Dorfleiter Michael kennt viele solcher Schicksale. Nicht allen kann er helfen. Ist das nun ein Sieg oder eine Niederlage? Michael sagt: "Jedes gerettete Kind ist später mal eine Familie, eine Generation und eine große Chance zur Veränderung. Veränderung beginnt im Kleinen!"
Eines Tages kam die Schwester des Geistlichen ins SOS-Kinderdorf und wollte sehen, was aus dem Kleinen geworden ist, den sie damals vor der Kirche aufgelesen hatte. Er hatte sich prächtig entwickelt, auch wenn die Wunden, die Missachtung und Erniedrigung geschlagen hatten, noch nicht ganz verheilt sind. Der Gedanke, wieder zurück zu müssen in die Savanne, ist für ihn ein Albtraum. Er will bleiben, wo er ist.
Dass er dort ist, wo er ist, hat er der Achtsamkeit, der Courage und dem Einsatz vieler zu verdanken: Der Frau, die auf ihn aufmerksam geworden ist; dem Dorfleiter, der nicht lockerließ; den Menschen, die zwar weit weg, nämlich in Europa leben, aber denen das Schicksal dieser Kinder nicht gleichgültig ist. Aus der Achtsamkeit aller Beteiligten ist die Kraft zur Veränderung entstanden. Veränderung ist möglich!
Helfen Sie Kindern in Afrika!
Als SOS-Pate können Sie ein Schicksal ändern. Begleiten Sie Not leidende Kinder in Afrika in eine bessere Zukunft.