Hadeel schien keine Überlebenschance zu haben: Das 10-jährige Mädchen litt an einem angeborenen Herzfehler. Wenige Schritte strengten sie so an, dass sie nach Luft rang. Als sie und ihre Familie vor dem Krieg in Syrien fliehen mussten, verschlimmerte sich der Gesundheitszustand des Mädchens dramatisch. Nur die Operation durch einen Spezialisten konnte Hadeels Leben retten – eine Diagnose, die im Bürgerkriegsland Syrien meist einem Todesurteil gleichkommt.
Nach über sechs Jahren Krieg ist die medizinische Versorgung der syrischen Bevölkerung katastrophal. Es fehlt an Ärzten, Medikamenten und medizinischen Geräten. In den umkämpften Gebieten wurden viele Krankenhäuser durch Bomben- und Granateneinschläge zerstört oder beschädigt. Und die Kliniken, die dort noch geöffnet sind, sind durch die vielen Noteingriffe völlig überlastet.
So wie Millionen Syrer mussten auch Hadeel, ihre drei Brüder und ihre Eltern vor dem Krieg fliehen. In einem Flüchtlingscamp westlich der Stadt Homs wurden Mitarbeiter des medizinischen Teams der SOS-Kinderdörfer auf das kranke Mädchen aufmerksam. "Als ich sie untersuchte, wurde mir sofort klar, dass ihr Leben in Gefahr war und dass sie so schnell wie möglich operiert werden musste", berichtet SOS-Mitarbeiter Osama Ebraheem.
SOS-Kinderdörfer versorgen 4400 Menschen medizinisch
Die SOS-Kinderdörfer in Syrien leiten im Rahmen ihres Nothilfeprogramms auch medizinische Hilfe. So sind in der Region von Aleppo zwei SOS-Ärzte im Einsatz. Seit August 2016 konnten so 4400 Menschen – Kinder und ihre Familienangehörigen – vor Ort medizinisch versorgt werden.
Hinzu kommen 200 schwerkranke und -verletzte syrische Kinder. SOS überstellte die Mädchen und Jungen an die wenigen Kliniken, die komplizierte Operationen oder lebenswichtige Therapien bieten können, um sie dort versorgen zu lassen. Eines der Kinder, dessen Leben so gerettet wurde, ist Hadeel.
Im Februar 2017 wurden Hadeel mit ihrer Mutter nach Damaskus gebracht. Doch ihr Zustand war bereits so kritisch, dass mehrere Ärzte keine Chance auf Heilung mehr sahen. "Doch ich glaubte, dass sie es schaffen würde", sagt der Chirurg Dr. Khaled Hamza. Er operierte die 10-Jährige – und der Eingriff war erfolgreich.
"Mir kamen die Tränen"
Wenige Wochen nach der Operation: Das medizinische SOS-Team besuchte wieder das Flüchtlingslager bei Homs – und am Eingang des Camps sahen die SOS-Mitarbeiter Kinder Verstecken spielen und herumtoben. Darunter war ein Mädchen, das sie kannten – Hadeel. "Als ich sie sah, kamen mir die Tränen", sagt SOS-Mitarbeiterin Sarah. "Früher musste ich meine Tochter ständig tragen, weil sie keine Luft bekam", erzählt Hadeels Vater und lächelt überglücklich: "Jetzt bin ich es, der außer Atem ist, wenn ich ihr hinterherlaufe."