"Pippi ist eine von uns!"

Warum SOS-Kind Jaqueline die Geschichten von Pippi Langstrumpf liebt

 

'Ich mag Pippi, weil sie sich für die Schwachen einsetzt!': SOS-Kind Jaqueline - Fotos: Michela Morosini
"Ich mach' mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt!", summt Jaqueline das Lied von Pippi Langstrumpf. Das zwölfjährige SOS-Kind aus Österreich liebt Astrid Lindgrens Geschichten von Pippi, dem starken Mädchen, das ohne Eltern in der Villa Kunterbunt lebt. "Ich mag die Pippi, weil sie den Erwachsenen lustige Streiche spielt", sagt Jaqueline mit einem schelmischen Lächeln. Dann fügt sie nachdenklich hinzu: "Und ich finde toll, dass sie mutig ist und sich für die Armen und Schwachen einsetzt."

Pippi Langstrumpfs lustige Abenteuer haben auch ihre ernste Seite: So wächst der rothaarige Wirbelwind in Lindgrens Geschichten ganz alleine auf. Ihre Mutter hat sie verloren, der verschollene Vater ist weit weg, irgendwo in Taka-Tuka-Land. Damit steht Pippi für viele SOS-Kinder, die keine Eltern mehr haben, die sich adäquat um sie kümmern können. Und SOS-Kinder wie Jaqueline spüren das.

Wie Pippi ist auch Jaqueline ein selbstbewusstes Mädchen - und vor der TV-Kamera ist sie so souverän wie ein erfahrener Medienprofi. Das hat die Zwölfjährige ganz lässig bei Dreharbeiten im SOS-Feriendorf Caldonazzo bewiesen, als ein TV-Team mit Sat.1-Moderatorin Nadine Krüger zu Besuch kam.


'Hey, Pippi Langstrumpf!' Ein SOS-Kind im SOS-Feriendorf Caldonazzo beim Pippi-Kinderschminken
Jaqueline strahlt eine freundliche Gelassenheit und innere Ruhe aus - und das überrascht, wenn man weiß, welches Schicksal sie hat: Ihre Mutter litt an einer schweren Krankheit, an der sie schließlich vor vier Jahren starb. Das Mädchen hat den immer weiter voranschreitenden gesundheitlichen Verfall ihrer Mutter miterleben müssen. Weil zum Vater nur ein sehr loser Kontakt bestand, fanden Jaqueline und ihre beiden älteren Geschwister im SOS-Kinderdorf Pinkafeld ein neues Zuhause.

Das SOS-Kinderdorf war Jaqueline von klein auf vertraut, denn ihre Mutter ist dort wie sie als SOS-Kind aufgewachsen und stand auch später als Erwachsene in engem Kontakt mit ihrer Kinderdorf-Mutter, die Jaqueline liebevoll "Oma" nennt. Und wie früher ihre Mutter leben nun Jaqueline und ihre Geschwister in der SOS-Familie der "Oma".


'Trallari, trallahey, tralla hoppsasa!' Kinder lieben Pippi - und SOS-Kinder ganz besonders.
'Trallari, trallahey, tralla hoppsasa!' Kinder lieben Pippi - und SOS-Kinder ganz besonders.So sehr Jaqueline von den Geschichten von Pippi Langstrumpf fasziniert ist - tauschen würde sie mit ihr nicht. "Ganz alleine zu leben wie Pippi, das wäre zwar schon irgendwie cool - aber nur für ein paar Tage." Sie überlegt einen Moment. "Pippi würde sich bei uns im SOS-Kinderdorf sicher auch wohl fühlen, dann hätte sie Geschwister und eine Mutter, die für sie sorgt", sagt sie verträumt - die Vorstellung, dass Pippi ein SOS-Kind sein könnte, gefällt Jaqueline ganz offensichtlich. Dann muss sie schmunzeln. "Aber Pippi gibt es ja nicht wirklich."

Das zwei mal drei in Wirklichkeit auch nicht vier macht, wie Pippi singt, weiß Jaqueline selbstverständlich auch - schließlich ist Mathematik neben Englisch und Zeichnen eines ihrer Lieblingsfächer und die Zwölfjährige ist eine gute Schülerin. Welchen Beruf Jaqueline erlernen will? Nein, Filmstar will sie trotz ihres gelungenen TV-Auftritts nicht werden. Das Mädchen hat andere Berufspläne. "Ich möchte Krankenschwester werden", sagt sie. "Ich wünsche mir eine Welt, in der es keine Krankheit und keinen Tod gibt", ergänzt sie leise - und es ist zu spüren, dass in ihren Worten der Schmerz über den Verlust ihrer Mutter mitschwingt. "Und ich wünsche mir, dass es keine Armut und keine Ungerechtigkeit mehr gibt", fügt sie dann mit fester Stimme hinzu. "Vielleicht werde ich ja als Krankenschwester den Menschen in den armen Ländern helfen!"